Essen. . Welche Fische und Meeresfrüchte dürfen eigentlich noch in den Einkaufskorb? Und welche Hilfen gibt es für Verbraucher beim Einkauf? Ein Überblick über Fischratgeber und Gütesiegel für nachhaltigen und umweltbewussten Fischfang.
Fisch oder Fleisch? Wer gesund leben möchte, hört auf Ernährungsexperten und greift weniger zu Kotelett oder Rinderbraten, dafür öfter zu Fisch. Doch welcher Fisch kommt ökologisch korrekt auf den Tisch? Blauer Thunfisch gehört zu den bedrohten Arten, dem Kabeljau geht es in vielen Gebieten auch nicht gut, und manch anderem Meeresbewohner droht eine düstere Zukunft. Fischratgeber und Siegel sollen dem Verbraucher helfen, den Durchblick zu behalten.
Die Fischbestände
Die Situation für das Ökosystem Meer ist kritischer denn je. Nach Zahlen der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, wurden 18,4 Kilogramm Fisch im vergangenen Jahr pro Kopf weltweit verzehrt, in Deutschland rund 16 Kilogramm pro Nase. An den Fischbeständen geht dieser Konsum nicht spurlos vorüber. Rund 30 Prozent gelten nach Angaben der FAO als überfischt und über 50 Prozent bis an die Grenze ausgebeutet.
Hält die Nachfrage nach dem wertvollen Eiweißlieferanten das derzeitige Niveau, könnten spätestens im Jahre 2050 nach wissenschaftlichen Studien die wichtigsten Fischgründe in den Weltmeeren kollabiert sein. Zwar gibt es internationale Fangrichtlinien und Abkommen über Fangquoten, allerdings halten sich viele Fischereien und vor allem viele Fischerei-Nationen nicht daran.
Das MSC-Siegel
Wer guten Gewissens Fisch kaufen möchte, sollte auf Produkte mit Gütesiegeln zurückgreifen. Doch welches ist das richtige, zumal sich manche Hersteller auch eigene, wenig aussagekräftige Label gebastelt haben? Das in Deutschland bekannteste Siegel ist das des Marine Stewardship Council (MSC). Hinter dem für deutsche Ohren sperrigen Namen verbirgt sich eine gemeinnützige, internationale Organisation, die sich für eine verantwortungsvolle, nachhaltige Fischerei stark macht. „Deutschland ist mit über 5000 Produkten mit MSC-Siegel der stärkste Markt, weltweit gibt es etwa 20.000 Produkte, die unser Siegel tragen“, sagt MSC-Sprecherin Gerlinde Geltinger.
Die Organisation wurde 1997 vom World Wildlife Fund (WWF) und dem Lebensmittelkonzern Unilever ins Leben gerufen, arbeitet seit 1999 jedoch unabhängig und finanziert sich über Spenden und die Vergabe von Lizenzen. Zu finden ist das blaue Siegel auf Produkten aus dem Tiefkühlregal, es ziert aber auch immer mehr Frisch-Theken. Der MSC zertifiziert Fischereien nach Kriterien, die auf Vorgaben der FAO beruhen. Die wichtigsten:
Der Bestand: Es darf nur so viel Fisch gefangen werden, wie auch nachwachsen kann.
Die Fangmethoden dürfen das Ökosystem nicht schädigen. Der so genannte Beifang, also zu kleine Fische, Schildkröten oder Meeressäuger, sollte durch Netzgröße und Fangmethode so gering wie möglich gehalten werden.
Ein verantwortungsvolles Management, das u.a. eine lückenlose Zurückverfolgbarkeit vom Fangnetz bis zur Fischtheke garantiert.
Weitere Siegel
Es gibt einige weitere Siegel für nachhaltige Fischprodukte – eine Auswahl: Das „Friend of the Sea“-Siegel (FOTS), das neben Wildfängen auch Aquakulturen zertifiziert; das „Dolfin-Safe“-Label, das an Thunfisch-Fischereien vergeben wird oder auch das Naturland-Siegel für Fisch.
Die Verbraucherschützer
Die Verbraucherzentralen, die Verbraucher Initiative sowie das Portal www.label-online.de empfehlen das MSC-Siegel als Entscheidungshilfe für den Fischkauf. Einige Verbraucherschützer fordern aber, ein einheitliches Siegel für nachhaltige Fischprodukte einzuführen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht durch die Gründung des MSC positive Effekte für die Fischerei, kann aber zurzeit kein Siegel für „nachhaltige Fischprodukte uneingeschränkt empfehlen“. Einige Kritikpunkte von Greenpeace am MSC: Es würden zu hohe Beifänge toleriert, einige Fangmethoden (Grundschleppnetze, die dem Meeresboden Schaden zufügen) gefährdeten das Ökosystem – und überdies könnten ausgezehrte Bestände trotzdem befischt werden. Letzter Punkt wurde durch wissenschaftliche Studien unterfüttert, andere Untersuchungen stützen hingegen die Zahlen und Bewertungen des MSC. Kurzum: Es wird in der Wissenschaft gestritten um Quoten und Definitionen.
„Wir schließen keine Fangmethode aus, außer Gift und Sprengstoff, und betrachten vor einem Urteil stets den Einzelfall“, sagt MSC-Sprecherin Geltinger. So gebe es inzwischen Schleppnetze, die über dem Meeresboden schweben oder auf Gummipuffern gelagert seien.
Die Fischratgeber
Greenpeace hat im Frühjahr den Fischratgeber 2013 herausgebracht, der auf www.greenpeace.de heruntergeladen werden kann. Üppig ist das Fisch-Angebot, das nach Ansicht der Umweltschützer noch bedenkenlos gekauft werden kann, nicht. Die Makrele taucht erstmals auf der Negativliste auf. Aal und Alaska-Seelachs sind wie viele andere ebenfalls tabu. Lediglich Karpfen und afrikanischer Wels kann Greenpeace uneingeschränkt em-pfehlen. Eingeschränkt: (u.a.) Hering, Forelle, Lachs, Dorade oder Schellfisch.
Der WWF, der das MSC-Siegel empfiehlt, hat auch einen Fischratgeber am Start, der online unter fischratgeber.wwf.de und als App zu haben ist. Unterschieden wird in den Kategorien Grün (Gute Wahl), Gelb (Zweite Wahl) und Rot (Lieber nicht) nicht nur nach Fischart, sondern auch nach Fangmethode und -gebiet. Nach Ansicht der WWF-Umweltschützer sind zahlreiche Fisch-Arten eine gute Wahl: (u.a.) Heilbutt, Dorsch, Scholle, Hering, Lachs, Steinbutt, Makrele – zumindest aus gewissen Fanggebieten.
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