Malmö. . Die skurrilen Auftritte halten sich beim Eurovision Song Contest in diesem Jahr in Grenzen. Einen Riesen gibt es, einen Dracula und ganz viel hoch gehandelte Frauenpower. Den deutschen Beitrag von Cascada sehen die Wetter immerhin unter den Top Ten. Und Sängerin Natalie Horler ist optimistisch.

Die Schweizer Heilsarmee ist raus, der „Dracula“ aus Rumänien weiter und deshalb dabei, wenn am Samstagabend das Finale des 58. Eurovision Song Contests beginnt. Genau wie Natalie Horler alias Cascada, die für Deutschland antritt und gesetzt war. Mit der Startnummer elf wird sie auf die Bühne kommen. Was nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht optimal ist. Weil viele Zuschauer die Titel der ersten Hälfte des Teilnehmerfeldes schon wieder vergessen haben, wenn die Abstimmung ansteht.

Aber von so etwas lässt sich Horler ebenso wenig beeindrucken, wie von den Quoten der Buchmacher. Zwischen Platz sieben und Platz neun wird die 31-Jährige dort gehandelt, sagt aber: „Da gibt man nicht so viel drauf, weil man doch nicht weiß, wie es ausgeht.“ Im vergangenen Jahr allerdings trafen die Vorhersagen der Wetter ein und Loreen holte sich den Sieg. Auch in diesem Jahr wird eine Frau aus dem hohen Norden als Favoritin gehandelt. Die Dänin Emmelie de Forest mit liegt mit „Only Teardrops“ einheitlich vorne – in den meisten Fällen dicht gefolgt von Margaret Berger aus Norwegen und Zlata Ognevich aus der Ukraine.

Sie geben alles im Finale

Sängerin Amandine Bourgeois vertritt Frankreich im Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö am 18. Mai mit dem Song
Sängerin Amandine Bourgeois vertritt Frankreich im Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö am 18. Mai mit dem Song "L'enfer et moi". © YANN ORHAN
Andrius Pojavis geht für Litauen mit dem Lied
Andrius Pojavis geht für Litauen mit dem Lied "Something" an den Start. © Oksana Tocickaja
Für Moldavien singt Aliona Moon den Song
Für Moldavien singt Aliona Moon den Song "A Million". © Cojocaru Dragosh
ista Siegfrids singt für Finnland das Lied
ista Siegfrids singt für Finnland das Lied "Marry Me". © Ville Paul Paasimaa
Die spanische Band El Sueño de Morfeo geht mit dem Lied
Die spanische Band El Sueño de Morfeo geht mit dem Lied "Contigo hasta el final" an den Start. © dpa
Roberto Bellarosa singt für Belgien
Roberto Bellarosa singt für Belgien "Love Kills". © Guy Kokken
Estland wird von der Sängerin Birgit mit dem Song
Estland wird von der Sängerin Birgit mit dem Song "Et uus saaks alguse" vertreten. © Kalle Veesaar
Alena Lanskaja singt für Weißrussland das Lied
Alena Lanskaja singt für Weißrussland das Lied "Solayoh". © BTRC
Für Malta geht Gianluca Bezzina mit dem Song
Für Malta geht Gianluca Bezzina mit dem Song "Tomorrow" an den Start. © Kris Micallef
Für Russland singt Dina Garipova das Lied
Für Russland singt Dina Garipova das Lied "What If". © Eurovision Song Contest 2013
Cascada vertreten Deutschland im Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö am 18. Mai mit dem Song
Cascada vertreten Deutschland im Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest in Malmö am 18. Mai mit dem Song "Glorious". © dpa
Die Band Dorians gehen mit dem Song
Die Band Dorians gehen mit dem Song "Lonely Planet" für Armenien auf die Bühne. © Artur Hovakimyan
Sängerin Anouk tritt für die Niederlande mit dem Lied
Sängerin Anouk tritt für die Niederlande mit dem Lied "Birds" an. © Pablo Delfos
Für Rumänien singt Cezar den Titel
Für Rumänien singt Cezar den Titel "It's My Life". © TVR
Rockröhre Bonnie Tyler singt für Großbritannien den Song
Rockröhre Bonnie Tyler singt für Großbritannien den Song "Believe In Me". © dpa
Für Schweden geht der Sänger Robin Stjernberg mit dem Song
Für Schweden geht der Sänger Robin Stjernberg mit dem Song "You" auf die Bühne. © Rickard Frantzen
ByeAlex singt für Ungarn das Lied
ByeAlex singt für Ungarn das Lied "Kedvesem". © Máté Nagyistók
Für Dänemark geht Emmelie de Forest mit dem Song
Für Dänemark geht Emmelie de Forest mit dem Song "Only Teardrops" auf die Bühne. © Michael Søndergaard
Eythor Ingi tritt mit dem Song
Eythor Ingi tritt mit dem Song "Ég á líf" für Island an. © Valgeir Magnusson
Für Aserbaidschan geht Farid Mammadov mit dem Lied
Für Aserbaidschan geht Farid Mammadov mit dem Lied "Hold Me" an den Start. © Getty Images
Koza Mostra feat. Agathon Iakovidis treten mit dem Titel
Koza Mostra feat. Agathon Iakovidis treten mit dem Titel "Alcohol Is Free" für Griechenland an. © Koza Mostra feat. Agathon Iakovidis
Für die Ukraine geht Sängerin Zlata Ognevich mit dem Song
Für die Ukraine geht Sängerin Zlata Ognevich mit dem Song "Gravity" auf die Bühne. © Sergii Yushkov
Marco Mengoni tritt für Italien mit dem Song
Marco Mengoni tritt für Italien mit dem Song "L'essenziale" an. © Giuseppe La Spada
Für Norwegen tritt Sängerin Margaret Berger mit dem Lied
Für Norwegen tritt Sängerin Margaret Berger mit dem Lied "I Feed You My Love" an. © Ida Bjørkvik
Sophie und Nodi singen für Georgien das Lied
Sophie und Nodi singen für Georgien das Lied "Waterfall". © Kikala Studio
Sänger Ryan Dolan tritt mit dem Lied
Sänger Ryan Dolan tritt mit dem Lied "Only Love Survives" für Irland an. © Keith Arkins
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Viele Starter begannen ihre Karriere in TV-Talentshows

Letztere wird – unabhängig von ihrer Platzierung – auf jeden Fall hervorstechen. Extra für ihre ESC-Auftritte hat das Land nämlich von Igor Vovkovinskiy nach Malmö einfliegen lassen – den mit 2,35 Metern derzeit größten Mann der Welt, in dessen Armen die 30-Jährige fast verschwindet.

Ansonsten halten sich die skurrilen Auftritte in diesem Jahr in Grenzen. Vieles wirkt austauschbar – musikalisch wie optisch. Was vielleicht auch daran liegt, dass immer mehr Casting Show-Teilnehmer beim ECS antreten. 15 der ursprünglich 39 Starter begannen ihre Karriere bei TV-Talentsuchen. „Die meisten Songs hier sind nicht mit Mozart zu vergleichen“, räumt Horler ein. Schlimm findet sie das nicht. Besonders nicht beim eigenen Song Glorious. Der sei einfach etwas schneller. Aber das sei kein Grund, ihn „runterzumachen“, denn: „Ein Dance Song ist nicht immer einfach, nur weil er schneller ist.“

Cascada singt für Deutschland

Sie ist das Gesicht der Musikgruppe „Cascada“ – Natalie Horler.
Sie ist das Gesicht der Musikgruppe „Cascada“ – Natalie Horler. © dpa
Die Sängerin wird unterstützt durch die beiden Discjockeys Manuel Reuter und Yann Peifer, die beide lieber im Hintergrund arbeiten
Die Sängerin wird unterstützt durch die beiden Discjockeys Manuel Reuter und Yann Peifer, die beide lieber im Hintergrund arbeiten © picture alliance / dpa
Natalie Horler ist die Tochter eines britischen Swing-Musikers und einer deutschen Englischlehrerin.
Natalie Horler ist die Tochter eines britischen Swing-Musikers und einer deutschen Englischlehrerin. © picture alliance / dpa
Geboren und groß geworden ist sie in Bonn.
Geboren und groß geworden ist sie in Bonn. © picture alliance / dpa
Mittlerweile ist sie wohnhaft auf den Balearen und mit einem Bochumer verheiratet.
Mittlerweile ist sie wohnhaft auf den Balearen und mit einem Bochumer verheiratet. © picture alliance / dpa
Die 31-Jährige ist schon lange ein Star. Ist den meisten Deutschen nur nicht aufgefallen.Obwohl sie…
Die 31-Jährige ist schon lange ein Star. Ist den meisten Deutschen nur nicht aufgefallen.Obwohl sie… © dpa
… seit knapp zehn Jahren zu ihrer Stimme tanzen. Anfangs zu „Everytime We Touch“, später unter anderem zu „Evacuate The Dancefloor“.
… seit knapp zehn Jahren zu ihrer Stimme tanzen. Anfangs zu „Everytime We Touch“, später unter anderem zu „Evacuate The Dancefloor“. © AFP
30 Millionen CDs hat das Trio mittlerweile verkauft – die meisten davon im Ausland.
30 Millionen CDs hat das Trio mittlerweile verkauft – die meisten davon im Ausland. © WAZ FotoPool
Preise gab es auch – vom World Music Award über den UK Music Award bis hin zum deutschen Comet für die beste Künstlerin 2011.
Preise gab es auch – vom World Music Award über den UK Music Award bis hin zum deutschen Comet für die beste Künstlerin 2011. © picture alliance / dpa
Zwischen Alpen und Nordsee ist Frau Horler aber erstmals wirklich bekannt geworden, als sie sich für ein Männermagazin auszog.
Zwischen Alpen und Nordsee ist Frau Horler aber erstmals wirklich bekannt geworden, als sie sich für ein Männermagazin auszog. © dpa
Und natürlich als kurzzeitiges Jury-Mitglied der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ - Wo keiner so dreckig lachen konnte wie sie.
Und natürlich als kurzzeitiges Jury-Mitglied der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ - Wo keiner so dreckig lachen konnte wie sie. © Getty Images
Nun war sie selbst zum Casting, hat sich beim Vorentscheid in Hannover beworben für das Finale in Malmö am 18. Mai.
Nun war sie selbst zum Casting, hat sich beim Vorentscheid in Hannover beworben für das Finale in Malmö am 18. Mai. © Getty Images
Der Song „Glorious“, mit dem sich Cascada für den ESC qualifiziert hat, wird derweil im Internet heftig diskutiert.
Der Song „Glorious“, mit dem sich Cascada für den ESC qualifiziert hat, wird derweil im Internet heftig diskutiert. © WAZ FotoPool
Die Kritiker meinen, der Song sei ein peinliches Plagiat des Vorjahresgewinnerliedes „Euphoria“.
Die Kritiker meinen, der Song sei ein peinliches Plagiat des Vorjahresgewinnerliedes „Euphoria“. © WAZ FotoPool
An den Vorwürfen stört sich das Cascada-Trio aber nur geringfügig.
An den Vorwürfen stört sich das Cascada-Trio aber nur geringfügig. © Getty Images
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"Kastrierter Dracula mit Liebeskummer"

Einen ungewöhnlichen Teilnehmer gibt es aber doch im Finale. Und ganz schlecht stehen seine Chancen nicht. Cezar heißt er und ist ein so genannter Countertenor, also ein Tenor, der mittels Kopfstimme wie ein Sopran singen kann. Für Rumänien tritt er an und fühlt sich möglicherweise deshalb zu einer ungewöhnlichen Show verpflichtet. Einen langen schwarzen Umhang, gespickt mit Strasssteinen trägt er, lässt rote Tücher auf der Bühne wallen und schraubt seine Stimme zu Disco Beats in solche Höhen, dass man sich vor dem Fernseher sorgt, das gute Geschirr im Schrank könne zerspringen. So klingt er wie ein kastrierter Dracula mit Liebeskummer, hat aber offenbar viele Fans.

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Anders als bei Cezar dürfte sich der Stoff an Natalie Horlers Körper in Grenzen halten. Dünnes Kleid zu hohen Hacken. „Die Schleppe haben wir kürzen lassen, weil das einfach zu gefährlich war, dass ich da mit dem Absatz reinkomme und mich verheddere“, hat sie schon im Vorfeld verraten, will aber dennoch Vorsicht auf der Showtreppe walten lassen. „Es ist das kleinere Übel, nach unten zu blicken, als ganz, ganz toll in die Kamera zu schauen und dann runterzufliegen.“

Horler ist heiser vom Quatschen

Etwas heiser klingt Horler derzeit. „Vom vielen Quatschen.“ Ist aber auch kein Grund zur Sorge. „Ich weiß, dass ich das trotzdem hinkriegen werde“, sagt sie und würde sich über „ein gute Platzierung freuen“. Eines aber ist jetzt schon klar. „Feiern“, sagt die Cascada-Sängerin, „werden wir am Samstagabend auf jeden Fall.“ Auch wenn das außerhalb der Halle teuer wird, bei einem Bierpreis von durchschnittlich acht Euro die Flasche.

ESCVielleicht haben es auch deshalb die Griechen es bis ins Finale geschafft. Die träumen – wie so viele Nordeuropäer – in ihrem Song von „Alcohol is free“ – von Alkohol, den es umsonst gibt.

Horler träumt nicht. Jedenfalls nicht vom Sieg. „Noch kein einziges Mal, Ehrenwort, ich schwör’s.“ Die Bonnerin weiß auch warum: „Vom Sieg überzeugt zu sein, ohne einen Beleg zu haben, das bringt nur die größte Enttäuschung. Das halt ich einfach für unclever.“