Malmö. . Die skurrilen Auftritte halten sich beim Eurovision Song Contest in diesem Jahr in Grenzen. Einen Riesen gibt es, einen Dracula und ganz viel hoch gehandelte Frauenpower. Den deutschen Beitrag von Cascada sehen die Wetter immerhin unter den Top Ten. Und Sängerin Natalie Horler ist optimistisch.
Die Schweizer Heilsarmee ist raus, der „Dracula“ aus Rumänien weiter und deshalb dabei, wenn am Samstagabend das Finale des 58. Eurovision Song Contests beginnt. Genau wie Natalie Horler alias Cascada, die für Deutschland antritt und gesetzt war. Mit der Startnummer elf wird sie auf die Bühne kommen. Was nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre nicht optimal ist. Weil viele Zuschauer die Titel der ersten Hälfte des Teilnehmerfeldes schon wieder vergessen haben, wenn die Abstimmung ansteht.
Aber von so etwas lässt sich Horler ebenso wenig beeindrucken, wie von den Quoten der Buchmacher. Zwischen Platz sieben und Platz neun wird die 31-Jährige dort gehandelt, sagt aber: „Da gibt man nicht so viel drauf, weil man doch nicht weiß, wie es ausgeht.“ Im vergangenen Jahr allerdings trafen die Vorhersagen der Wetter ein und Loreen holte sich den Sieg. Auch in diesem Jahr wird eine Frau aus dem hohen Norden als Favoritin gehandelt. Die Dänin Emmelie de Forest mit liegt mit „Only Teardrops“ einheitlich vorne – in den meisten Fällen dicht gefolgt von Margaret Berger aus Norwegen und Zlata Ognevich aus der Ukraine.
Sie geben alles im Finale
Viele Starter begannen ihre Karriere in TV-Talentshows
Letztere wird – unabhängig von ihrer Platzierung – auf jeden Fall hervorstechen. Extra für ihre ESC-Auftritte hat das Land nämlich von Igor Vovkovinskiy nach Malmö einfliegen lassen – den mit 2,35 Metern derzeit größten Mann der Welt, in dessen Armen die 30-Jährige fast verschwindet.
Ansonsten halten sich die skurrilen Auftritte in diesem Jahr in Grenzen. Vieles wirkt austauschbar – musikalisch wie optisch. Was vielleicht auch daran liegt, dass immer mehr Casting Show-Teilnehmer beim ECS antreten. 15 der ursprünglich 39 Starter begannen ihre Karriere bei TV-Talentsuchen. „Die meisten Songs hier sind nicht mit Mozart zu vergleichen“, räumt Horler ein. Schlimm findet sie das nicht. Besonders nicht beim eigenen Song Glorious. Der sei einfach etwas schneller. Aber das sei kein Grund, ihn „runterzumachen“, denn: „Ein Dance Song ist nicht immer einfach, nur weil er schneller ist.“
Cascada singt für Deutschland
"Kastrierter Dracula mit Liebeskummer"
Einen ungewöhnlichen Teilnehmer gibt es aber doch im Finale. Und ganz schlecht stehen seine Chancen nicht. Cezar heißt er und ist ein so genannter Countertenor, also ein Tenor, der mittels Kopfstimme wie ein Sopran singen kann. Für Rumänien tritt er an und fühlt sich möglicherweise deshalb zu einer ungewöhnlichen Show verpflichtet. Einen langen schwarzen Umhang, gespickt mit Strasssteinen trägt er, lässt rote Tücher auf der Bühne wallen und schraubt seine Stimme zu Disco Beats in solche Höhen, dass man sich vor dem Fernseher sorgt, das gute Geschirr im Schrank könne zerspringen. So klingt er wie ein kastrierter Dracula mit Liebeskummer, hat aber offenbar viele Fans.
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Anders als bei Cezar dürfte sich der Stoff an Natalie Horlers Körper in Grenzen halten. Dünnes Kleid zu hohen Hacken. „Die Schleppe haben wir kürzen lassen, weil das einfach zu gefährlich war, dass ich da mit dem Absatz reinkomme und mich verheddere“, hat sie schon im Vorfeld verraten, will aber dennoch Vorsicht auf der Showtreppe walten lassen. „Es ist das kleinere Übel, nach unten zu blicken, als ganz, ganz toll in die Kamera zu schauen und dann runterzufliegen.“
Horler ist heiser vom Quatschen
Etwas heiser klingt Horler derzeit. „Vom vielen Quatschen.“ Ist aber auch kein Grund zur Sorge. „Ich weiß, dass ich das trotzdem hinkriegen werde“, sagt sie und würde sich über „ein gute Platzierung freuen“. Eines aber ist jetzt schon klar. „Feiern“, sagt die Cascada-Sängerin, „werden wir am Samstagabend auf jeden Fall.“ Auch wenn das außerhalb der Halle teuer wird, bei einem Bierpreis von durchschnittlich acht Euro die Flasche.
ESCVielleicht haben es auch deshalb die Griechen es bis ins Finale geschafft. Die träumen – wie so viele Nordeuropäer – in ihrem Song von „Alcohol is free“ – von Alkohol, den es umsonst gibt.
Horler träumt nicht. Jedenfalls nicht vom Sieg. „Noch kein einziges Mal, Ehrenwort, ich schwör’s.“ Die Bonnerin weiß auch warum: „Vom Sieg überzeugt zu sein, ohne einen Beleg zu haben, das bringt nur die größte Enttäuschung. Das halt ich einfach für unclever.“