„Barbie Dreamhouse“-Schau in Berlin unter Protesten eröffnet
•
Lesezeit: 4 Minuten
Berlin. . Begleitet von Protesten hat am Donnerstag in Berlin die Wanderausstellung „Barbie Dreamhouse“ ihre Pforten geöffnet. Auf 2500 Quadratmetern zeigt sie drei Monate lang in pinkfarbenen Räumen die Glitzerwelt der weltberühmten Plastikpuppe. Nicht wirklich was fürs Kind – und vor allem viel Werbung, monieren Kritiker.
Traumhaus oder Albtraum? Barbies rosarotes Domizil am Berliner Alexanderplatz spaltet. Am Donnerstag wurde das temporäre „Barbie Dreamhouse“ eröffnet – begleitet von Protesten und Demonstranten. Die Fans seufzen selig, den Kritikern steigt der Blutdruck bei so viel zuckersüßer Weibchenwelt. Aufmerksamkeit satt: Eine bessere Werbung hätte sich Spielzeughersteller Mattel gar nicht ausdenken können.
Drei Monate lang empfängt Barbie ihre Gefolgschaft nicht in Miami oder Malibu, sondern in einer mobilen Plastikwelt auf einem staubigen Parkplatz hinter dem Alexanderplatz: Ein begehbares Puppenhaus für kleine Mädchen und solche, die das gerne noch mal wären. Barbies „Dreamhouse“ – ein echtes Mehrgenerationenhaus. Die Mädchen der ersten Kundengeneration können heute mit ihren Enkelinnen durchs 2500 Quadratmeter weite rosa Barbie-Reich schlendern. Mehr als 10 000 Karten sind schon verkauft.
Barbie-Kritiker sehen nicht rosa, sondern rot
Die Kritiker sehen nicht nur rosa, sondern rot. „Das hat uns gerade noch gefehlt“, ächzt der Berliner Tagesspiegel. Das linke Bündnis „Occupy Barbie Dreamhouse“ wütet gegen den feministischen Albtraum im Zentrum der Hauptstadt: Pinkfarbener Einheitsbrei! Gefährliche Rollenklischees! Körperkult! Schützenhilfe kommt von der Lehrergewerkschaft GEW und der Initiative „Pinkstinks“ – ein Bündnis gegen die grassierende Spaltung der Spielzeugwelt in Mädchenzeug und Jungensachen, gegen die marktstrategisch höchst erfolgreiche Pinkifizierung.
„Klar“, sagt Stevie Schmiedel von Pinkstinks am Eröffnungsmorgen. „Wegen uns werden sie das Haus nicht abbauen. Aber sie werden sich überlegen, ob sie es in Köln wieder aufbauen.“ Demnächst, heißt es beim Veranstalter, könnte das begehbare Barbie-Haus in die Domstadt kommen.
Ist ja alles nur virtuell hier
Die siebenjährige Miray steht in Barbies Küchenwelt und will Muffins backen. „Fülle den Teig in die Förmchen“, steht auf dem Bildschirm vor ihr. Miray dreht sich um. Wo war noch mal der Teig? Ach so. Ist ja alles nur virtuell hier. Blitzblank, duftneutral und bonbonrosa. Das Klavier hat keine Tasten, die Bücher haben keine Titel. Barbies Traumhaus ist kein Spielplatz, sondern ein Showroom.
Barbie Dreamhouse in Berlin
1/38
„Es wäre natürlich viel schöner, wenn sie wirklich backen könnte“, sagt Mirays Mutter. Wer echte Muffins anfassen will, muss am Ende welche kaufen. Das gilt auch für die Barbie-Puppen selbst: „Wann kann ich denn endlich mit denen spielen?“, fragt die vierjährige Enya alle paar Minuten. Gar nicht, Enya. Die einen stehen in Vitrinen, die anderen gibt es erst im Shop. Da bekommt man auch gleich noch mal das ganze Barbie-Haus zum Mitnehmen – für knapp 200 Euro.
Zehn Euro für einen Auftritt auf Barbies Popstar-Bühne
Enyas Mutter hat die Eintrittskarten gewonnen. 27 Euro hätte sie sonst bezahlen müssen. „Das hätte ich nicht gemacht“, sagt sie. Linas Vater dagegen ist mit seiner Tochter sogar extra aus Sachsen gekommen und hat noch zehn Euro draufgelegt, damit das Kind auf Barbies Popstar-Bühne darf. Jetzt steht sie da, fünf Jahre alt, geschminkt und aufgebrezelt. Die Boxen dröhnen, der Vater filmt, die Hostessen johlen, klatschen. Das Mädchen oben auf der Bühne sieht aus, als müsse es gleich weinen.
Simone dagegen ist ohne Kind gekommen, dafür mit Freundin. Kleine Zeitreise in die eigene Kindheit. „Oh. Sieh’ dir die Schuhe an!“, jubelt die 30-Jährige und läuft entzückt durch Barbies Klamottenwelt. Auch Manuela (26) hat ihre kleine Tochter nicht ganz uneigennützig ins Barbie-Haus geschleppt. „Ich spiele doch heute noch gerne mit Barbies.“ Und die Demonstranten vor der Tür? „Damit befasse ich mich nicht. Die wollen den Kindern doch nur alles vermiesen.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.