New York/Los Angeles. Schauspielerin Angelina Jolie hat sich ihre beiden Brüste abnehmen lassen. Die Sorge vor Brustkrebs habe sie zu diesem Schritt geführt, verriet die 37-Jährige nun in einem Beitrag in der “New York Times“. Ärzte hatten bei ihr ein 87-prozentiges Risiko für Brustkrebs errechnet.
Hollywood-Star Angelina Jolie hat sich aus Angst vor Krebs vorsorglich beide Brüste abnehmen lassen. Sie habe sich für den Eingriff entschieden, weil sie ein Gen namens BRCA1 in sich trage, das ihr Risiko für Brust- und Eierstockkrebs erheblich erhöhe, schrieb die 37-jährige US-Schauspielerin in einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag in der "New York Times" mit dem Titel "My Medical Choice" ("Meine medizinische Entscheidung").
Darin schildert Jolie, wie ihre Mutter ein Jahrzehnt lang gegen den Krebs kämpfte und schließlich mit 56 Jahren starb. "Sie hat lang genug durchgehalten, um ihre ersten Enkelkinder noch kennenzulernen und in ihren Armen zu halten", schreibt Jolie in dem Gastbeitrag. "Aber meine anderen Kinder werden niemals die Gelegenheit haben, sie zu treffen und zu erfahren, wie liebevoll und gütig sie war."
Jolies Mutter, die Schauspielerin Marcheline Bertrand, hatte ihre Tochter und deren Bruder James Haven nach der Trennung von deren Vater Jon Voight alleine großgezogen. Ende Januar 2007 war sie im Alter von 56 Jahren in einem Krankenhaus in Los Angeles an Krebs gestorben. Angelina Jolie, ihr Bruder und ihr Lebensgefährte Brad Pitt waren am Sterbebett dabei, beerdigten Bertrand anschließend im engsten Familienkreis.
Amputation aus Sorge vor Krebs
Ärzte errechneten Jolie ein 87-prozentiges Brustkrebsrisiko
Wenn sie versuche, ihren Kindern die Krankheit zu erklären, an der "Mamas Mama" gestorben sei, fragten diese, ob ihr das auch geschehen könnte, schildert die Schauspielerin. "Ich habe ihnen immer gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen sollen, aber die Wahrheit ist, dass ich ein 'fehlerhaftes' Gen habe, BRCA1, das mein Risiko deutlich erhöht, an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken."
Ihre Ärzte hätten bei ihr ein 87-prozentiges Risiko für Brustkrebs errechnet, erklärt Jolie. "Sobald ich wusste, dass dies meine Realität ist, habe ich entschieden, die Initiative zu ergreifen und das Risiko soweit wie möglich zu verringern." Deshalb habe sie sich zur vorsorglichen doppelten Brustamputation entschlossen.
Auch Sharon Osbourne ließ sich vorsorglich die Brüste amputieren
Angelina Jolie ist nicht die erste Prominente, die sich aus Angst vor dem Krebs die Brüste abnehmen lässt. Im November 2012 wurde bekannt, dass auch Sharon Osbourne vorsorglich eine Amputation beider Brüste hat vornehmen lassen. Die Ehefrau von "Black Sabbath"-Sänger Ozzy Osbourne hatte 2002 Darmkrebs diagnostiziert bekommen, gilt seit 2003 als geheilt. Auch sie entschloss sich nach einem Gentest zum Eingriff. "Ich hatte schon einmal Krebs und ich wollte nicht unter dieser dunklen Wolke leben", sagte Osbourne der Zeitschrift "Hello".
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Für Schlagzeilen sorgte ebenfalls Ende 2012 Allyn Rose. Die bis dato eher unbekannte "Miss D.C". und Kandidatin bei der Miss-America-Wahl kündigte mit 24 Jahren an, sich die Brüste amputieren zu lassen. Tests auf die "Krebs-Gene" BRCA1 und BRCA2 fielen zwar negativ aus, sie habe aber wegen einer anderen Erbkrankheit ein höheres Risiko, Krebs zu bekommen, erklärte sie in der "Washington Post". Roses Mutter Judith war demzufolge 2004 im Alter von 50 an Brustkrebs gestorben.
Warum Angelina Jolie glücklich über ihre Entscheidung ist
Jetzt also Angelina Jolie: Die medizinische Behandlung, die die Brustamputationen sowie die Rekonstruktion durch Implantate mit einschloss, habe sie Ende April abgeschlossen, berichtet sie in dem "New York Times"-Gastbeitrag. Bislang habe sie dies geheim halten und sogar weiterarbeiten können. Nun gehe sie aber an die Öffentlichkeit, damit andere Frauen von ihren Erfahrungen profitieren könnten.
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Offen beschreibt Jolie ihre Beweggründe für die Operation und die Eingriffe selbst. "Meine Behandlung begann am 2. Februar mit einem Eingriff, der zunächst die Brustwarzen retten sollte." Zwei Wochen später sei die Haupt-Operation vorgenommen worden, "bei der das Brustgewebe entfernt und provisorische Implantate eingesetzt wurden". Jolie erzählt freimütig von der Zeit im Krankenhaus: "Du wachst auf mit Schläuchen und Expandern in deinen Brüsten. Das fühlt sich an wie eine Szene aus einem Science-Fiction-Film." Neun Wochen später habe dann die letzte OP stattgefunden, bei der die Brüste mittels Implantat rekonstruiert wurden.
Angelina Jolie fühlt sich "nicht weniger als Frau"
"Die Entscheidung", schreibt sie, "war nicht einfach. Aber ich bin sehr glücklich, dass ich sie getroffen habe." Ihr Brustkrebsrisiko sei von 87 auf fünf Prozent gesunken. "Ich kann meinen Kindern sagen, dass sie nicht fürchten müssen, dass sie mich durch Brustkrebs verlieren."
Alles, was vom Eingriff sichtbar bleibe, seien kleine Narben, erzählt Jolie weiter, für ihre Kinder sei da nichts Beunruhigendes. "Ansonsten ist da die Mama, so wie sie immer war." Und, fügt Jolie hinzu: "Ich fühle mich jetzt nicht weniger als Frau."
Brad Pitt wich im Krankenhaus nicht von Angelina Jolies Seite
Die Schauspielerin wendet sich in ihrem Zeitungs-Beitrag nicht nur direkt an andere Frauen ("Ich hoffe, dies hilft euch zu wissen, dass ihr eine Wahl habt!"), sondern auch an Männer. "Ich habe das Glück", schreibt die 37-Jährige, "in Brad Pitt einen Partner zu haben, der so liebevoll und unterstützend ist. Also: Wenn ihr eine Frau oder Freundin habt, die dies gerade durchmacht, solltet ihr wissen, dass ihr ein ganz wichtiger Teil dieses Übergangs seid."
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Jolie und Pitt hatten sich 2004 bei den Dreharbeiten zur Actionkomödie "Mr. & Mrs. Smith" kennengelernt. Damals war Pitt noch mit Schauspielkollegin Jennifer Aniston verheiratet. Er ließ sich scheiden, wenig später wurde die Beziehung zu Angelina Jolie offiziell, und im Mai 2006 kam bereits die gemeinsame Tochter Shiloh zur Welt. Seitdem wird spekuliert, wann "Brangelina" heiraten. Bis auf einen Verlobungsring, den Jolie seit April 2012 trägt, gibt es für eine Hochzeit jedoch keine offiziellen Pläne.
Als verlässlicher Begleiter steht der 49-Jährige so oder so fest hinter seiner Partnerin: Brad Pitt habe "jede Minute der Operationen" in der Klinik verbracht, berichtet Jolie. Gemeinsam hätten sie Momente gefunden, in denen sie lachen konnten. "Wir wussten, dass dies die richtige Entscheidung für unsere Familie ist, und dass es uns näher zusammenbringen würde. Und das hat es", schreibt Jolie.
458.000 Tote durch Brustkrebs pro Jahr
Die Sondergesandte des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR schließt ihren Beitrag mit einem Blick aufs große Ganze: "An Brustkrebs alleine sterben laut Weltgesundheitsorganisation rund 458.000 Menschen jedes Jahr, vor allem in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen", konstatiert sie und fordert, dass "mehr Frauen Zugang zu Gentests und lebensrettenden präventiven Behandlungen bekommen, egal welchen finanziellen Hintergrund sie haben, wo auch immer sie leben." Ein Test auf die "Krebs-Gene" BRCA1 und BRCA2 koste in den USA mehr als 3000 Dollar - "das ist für viele Frauen ein Hindernis".
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Auch deshalb gehe sie an die Öffentlichkeit, schreibt Jolie: "Weil es viele Frauen gibt, die nicht wissen, dass sie womöglich unter dem Schatten 'Krebs' leben." Sie hoffe, dass auch diese Frauen Gentests bekommen können und - falls sie ein hohes Krebsrisiko haben - "wissen, dass sie große Möglichkeiten haben." (we mit Material von afp/dpa)