Berlin. . Das historische Zinstief lässt für Sparer Investitionen in Sachwerte interessant erscheinen. Wer sein Geld in Wein, Uhren, Gemälde oder Diamanten anlegt, braucht Fachwissen. Oder einen kundigen Fondsmanager. Denn diese oft engen Märkte haben ihre Tücken.
Die Zinsen sind niedrig, und die Angst vor Inflation ist trotzdem hoch. Deshalb suchen viele Anleger nach alternativen Formen der Geldanlage. Zumindest Sachwerte stehen bei vielen hoch im Kurs. Warum also nicht das Ersparte in Wein, Uhren oder Kunstwerken anlegen? Doch diese oft engen Märkte haben ihre Tücken.
„Emotionale Geldanlagen“ nennt Vermögensverwalterin Britta Jaegde-Crott Investitionen in physische Dinge wie Wein oder Kunst. Schon der Begriff verrät, warum Anleger ohne Vorwissen nicht vorschnell lossammeln und investieren sollten.
„Privatleute entscheiden häufig aus ihrem persönlichen Blickwinkel heraus und erwerben beispielsweise eher den Wein, den sie auch gerne trinken“, erläutert die Expertin der Asset-Management-Gesellschaft Hottinger & Cie – Group Finanzière Hottinger SA, Luxemburg. Das werde nicht unbedingt der sein, der am Ende eine gute Wertsteigerung erziele. Es braucht eine Menge Fachwissen. „Der Markt bewegt sich schnell“, sagt Jaegde-Crott. Wer weiß schon, zu welchem Zeitpunkt man einen Château Pétrus verkaufen soll oder woran man eine Fälschung des edlen Tropfens erkennt?
Auch bei Oldtimern können Fallstricke lauern
Auch bei Oldtimern, die Jaegde-Crott zufolge in den vergangenen Jahren grundsätzlich eine fantastische Entwicklung hingelegt haben, lauern Fallstricke. Angebot und Nachfrage bestimmen – wie beim Wein – den Preis. Und nicht jedes Liebhaberstück ist bei Sammlern heiß begehrt, was ein Blick in den Deutschen Oldtimer Index des Verbands der Automobilindustrie (VDA) verrät.
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Im Schnitt stiegen die Werte der historischen Kraftfahrzeuge 2012 um 4,2 Prozent. 2011 waren es noch 9,3 Prozent. Die Rangliste der Fahrzeuge mit dem stärksten Wertzuwachs führt derzeit das wohl berühmteste deutsche Automobil an: der Volkswagen Käfer 1300 der Baujahre 1967 bis 1973. Wie bei den edlen Tropfen kommt es ebenso bei Oldtimern auf die Lagerung an. „Wenn ich den Korken eines Weines nicht regelmäßig überprüfe, oxidiert er mir womöglich“, sagt Jörg Löbe, Geschäftsführer von Aubilia Vermögensmanagement mit Sitz in Düsseldorf. „Wenn ich einen Oldtimer in schlecht klimatisierten Räumen unterbringe, rostet er.“ Regelmäßig bewegt werden – um die 500 Kilometer in Jahr – muss die Karosserie obendrein. Ab 20 000 Euro sind Sammler in etwa bei den Oldtimern dabei. Wartung und Unterbringung schlagen mit fünf bis zehn Prozent des Kaufwertes zu Buche.
Wollen sie selbst sammeln oder die Sache einem Experten überlassen? Diese Frage stellt Aubilia-Geschäftsführer Löbe seinen Kunden, wenn sie zu ihm kommen, um beispielsweise in Kunst zu investieren. „Wer selber sammeln möchte, muss sich intensiv in die Materie einarbeiten“, sagt er. Das bedeutet, Galerien besuchen, Führungen mitmachen, die Art Cologne anschauen und mit Kunst-Kennern sprechen.
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Als Einstiegskapital benötigt es dann um die 5000 Euro. „Kunst ist eine langfristige Kapitalanlage“, erläutert Löbe. In der Regel werde der Sammler auf einen jungen Künstlers frisch von der Kunstakademie setzen, der im Bestfall im Laufe der Jahre an Reputation gewinne, über Ausstellungen und die Medien immer bekannter werde und schlussendlich von Museen erworben werde.
Weine sind im Lager in Genf fachgerecht untergebracht
Doch welche Alternative gibt es, wenn man sich die ganze Mühe mit dem Fachwissen, der Lagerung oder Wartung nicht machen möchte? Vermögensverwalterin Jaegde-Crott empfiehlt Spezialfonds. Hier investieren Anleger in edle Tropfen, Uhren, Diamanten oder Springpferde, ohne sich selbst um deren Erwerb oder Verkauf kümmern zu müssen. Das übernehmen Profis. Beim Luxemburger Weinfonds „Nobles Crus“ von Elite Advisers beispielsweise setzen die Fondsmanager derzeit vorwiegend auf französische Spitzenweine aus den Regionen Bordeaux und Burgund. Im vergangenen Jahr erzielten sie mit ihrer Strategie ein Plus von 7,83 Prozent. Im Jahr davor waren es 11,25 Prozent. Die Weine sind in einem Weinlager in Genf fachgerecht untergebracht und Weinverkostungen möglich.
Für Kleinanleger sind derartige Fonds allerdings nichts. Wer über Hottinger in einen Spezialfonds investieren möchte, muss mindestens 125 000 Euro mitbringen. Bei anderen Geldhäusern geht es mit ähnlich hohem Kapitaleinsatz los. Dennoch gibt es die Möglichkeit, sich mit kleinen Beträgen an den professionell gemanagten Fonds zu beteiligen: mit Zertifikaten. Über Hottinger etwa können Anleger so demnächst für 101,20 Euro pro Stück Anteile des Fonds „The Collection“ erwerben, der in gleichen Teilen in Wein, Uhren und Diamanten investiert.