Essen. Harter Hund wird weich: Das ist die Kurzfassung des Jürgen-Prochnow-Films „Die Kinder meiner Tochter“, den das ZDF am Sonntag auf dem Pilcher-Sendeplatz zeigt. Es geht um Beethoven, Multikulti und eine Menge Zuckerguss. Hauptdarsteller Prochnow wirkt an manchen Stellen erstaunlich hölzern.

Dieser verwitwete Opa ist weiß Gott ein Stachel im Fleisch der modernen Gesellschaft. Ernst Blessing ist zwar ein gebildeter Mann, aber ein Feind des Wandels. Er flucht über lesbische Paare, er regt sich über die vielen Ausländer im Viertel auf, und zu seiner Leitkultur gehören nicht nur Karten fürs Beethoven-Festival, sondern natürlich auch ein treuer deutscher Hund namens Sigi.

Jürgen Prochnow, den man leider nicht mehr oft in deutschen Fernsehproduktionen erlebt, gibt dem eisenharten Richter a. D. aus Hamburg den bösen Blick. Aber da das ZDF „Die Kinder meiner Tochter“ (20.15 Uhr) in ihrer Reihe „Herzkino“ platziert, wo sonst Rosamunde Pilcher deutsche Wohnzimmer überzuckert, weiß man schon : Dieser einsame Knochen wird weich im Lauf der nächsten anderthalb Stunden.

Auch interessant

Ausgerechnet er muss sich urplötzlich dem verhassten Multikulti öffnen. Seine Tochter, die er nicht mehr sah, seit sie einen Türken heiratete, verunglückt tödlich, der Ehemann liegt im Krankenhaus, der Sohn, ein mauliger Teenager, und die kleine Tochter müssen bei ihm einziehen. Beide sind muslimisch erzogen. Wie sich der alte Herr nun langsam wandelt, vom strengen Familienvorstand zum verständnisvollen Großvater wird, dessen zementierte Vorurteile bröckeln, das hat Karola Meeder doch ein bisschen schulbuchhaft inszeniert und am Ende bis zur Peinlichkeit überspitzt: Als der alte Ernst sich von seinem Enkel zu einem türkischen Tänzchen überreden lässt, mag man eigentlich nicht hinsehen.

Zumal die Regie einen starken Darsteller wie Prochnow in so einer Szene eher hölzern aussehen lässt. Der gibt freilich ansonsten sein Bestes, hat es aber nicht leicht, gegen das stets Vorhersehbare anzuspielen. Man hätte sich ein kraftvolleres Wiedersehen mit ihm gewünscht.

Problem werden luftig aufbereitet

Dabei ist alles natürlich lieb gemeint. Es ist ja löblich, wenn Serkal Kus’ braves Drehbuch die Botschaft vermittelt, dass man vieles erst selbst erleben muss, um sich ein Urteil bilden zu können, dass Menschen unterschiedlicher Religionen miteinander und nicht übereinander sprechen sollten und dass man seine Wertvorstellungen regelmäßig auf den Prüfstand stellen sollte. Aber wenn etwas so sehr vor guten Absichten trieft und so überdeutlich serviert wird, reagiert man doch leicht verstimmt.

Vielleicht ist aber auch das dem Sendeplatz geschuldet. Da müssen die Probleme halt luftig leicht aufbereitet und ein paar Humor-Versuche unternommen werden. Selbst wenn das Thema so ernst ist wie dieses. Da war mehr drin.