Essen. . Wer seine Leistung beim Laufen genau dokumentieren will, trägt heute entweder eine GPS-Uhr oder nutzt sein Smartphone. Den für passionierte Läufer gibt es inzwischen zahlreiche Anwendungen für das Handy, die das Training erleichtern. Was sie können und was sie nicht können.
Neulich habe ich meinen Kollegen F. leiden sehen. Seitdem er das Rauchen aufgegeben hat, ist er ein wenig zu klein für sein Gewicht. Sein neues Motto: Weg mit den Zigaretten, her mit den Laufschuhen. Mit großer Selbstdisziplin läuft er mehrmals in der Woche. Während Kollege F. am Kanal auf die Zähne beißt, sitze ich gemütlich im Sessel und beobachte seine Qualen auf dem Ipad.
Livetracking nennt sich das. In Echtzeit sehe ich bei Facebook meinen Kollegen F. als virtuellen kleinen blauen Punkt auf einer Landkarte. Nach jedem Kilometer leuchtet seine Laufzeit auf. Die Zahlen auf dem Ipad zeigen es schwarz auf weiß: Der Ehrgeiz des Kollegen ist diesmal noch zu groß. Er ist zu schnell losgelaufen, der Mann mit dem Hammer sitzt ihm im Nacken, lässt ihn langsamer werden.
Laufen mit der Dreikreis-Uhr von Junghans war gestern, heute läuft man entweder mit einer GPS-Uhr am Handgelenk oder man benutzt eine Lauf-App auf dem Smartphone. Zu den Standardfeatures der Apps zählen die Messung der Zeit, der Distanz und der Geschwindigkeit. Die meisten zeigen auch die verbrauchte Kalorienzahl an. Weitergehende Funktionen sind die Anzeige der Strecke auf einer Karte, die allerdings meist ungenaue Angabe der Höhe oder die Möglichkeit, dass eine Stimme per Kopfhörer nach einer vorher gewählten Distanz oder Zeit die Geschwindigkeit ansagt. Falls man gerade Musik hört, werden die Lieblings-Powersongs dafür kurz unterbrochen.
Die getesteten Lauf-Apps
Runtastic Pro (iOS 4,49 Euro, Android 4,99 Euro): Eine der beliebtesten Anwendungen, die nicht nur beim Laufen, sondern auch beim Radfahren, Wandern oder Reiten benutzt wird. Es werden nicht nur die standardmäßigen Werte wie Distanz, Zeit oder Geschwindigkeit aufgezeichnet, durch die Anbindung an Facebook und die eigene Community kann man Freunde an seinen Läufen teilhaben lassen.
SportsTracker (iOS, Android, kostenlos): Übersichtliches Display mit allen wichtigen Messwerten. Die absolvierten Läufe lassen sich bequem auf dem Smartphone nachvollziehen und analysieren. Wer Angst vor der Dunkelheit hat, erfährt sogar, wann die Sonne auf- und untergeht.
Smartrunner (iOS, Android, kostenlos): Einfache Anwendung mit den wichtigsten Werten Zeit, Geschwindigkeit, Distanz und Kalorienverbrauch. Im Test hatte die App allerdings Aussetzer bei der Übertragung der GPS-Signale, wenn die Laufstrecke durch einen Wald führte.
MotionX-GPS (iOS 0,89 Euro): Vielfältige App für Läufer, die allerdings komplett in englischer Sprache gehalten ist. Das Besondere an der Anwendung ist die Navigationsfunktion samt Kompass.
Nike + GPS (kostenlos): Wie Asics (My Asics, kostenlos) und Adidas (niCoach, kostenlos) bietet auch Nike eine App für seine Kunden an. Neben den üblichen Zeit- und Distanzmessungen kann man nicht nur über seine Laufschuhe Buch führen, sondern sich auch einen Trainingsplan erstellen lassen.
Soziale Netzwerke
Eine Besonderheit von Runtastic ist die Einbindung in soziale Netzwerke. Man kann nicht nur einen Facebook-Freund virtuell bei seinem Lauf begleiten, man kann ihn sogar per Mausklick anfeuern. Je nach Wahl kommt Applaus oder das Tröten von Vuvuzuelas per Kopfhörer als Ansporn zum Läufer. Manche halten dies vielleicht für unnütze Spielerei, für virtuellen Exhibitionismus des Läufers, aber die Apps entsprechen dem Zeitgeist.
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Auf jeden Fall machen sie Spaß und messen den Trainingsfortschritt. Wer wissen will, ob er sich nicht täglich selbst betrügt, der lädt sich eine der vielen kostenlosen Apps herunter und misst einfach mal seine morgendliche Runde. Die Genauigkeit der GPS-Daten hat sich selbst bei den Gratis-Anwendungen deutlich gesteigert. Im Vergleich zu den GPS-Uhren von Garmin oder Polar fallen die Signale bei Smartphones mit Apps im Wald jedoch häufiger aus.
Pluspunkte der Apps
Der niedrige Preis. Während GPS-Uhren zwischen 100 und 400 Euro kosten, sind die elektronischen Lauf-Helfer umsonst oder für ein paar Euro zu haben. Die kinderleichte Bedienung. Die Daten sind unkompliziert zu speichern und abzurufen.
Der Spaßfaktor ist groß. Die Anzahl der Funktionen und Gadgets ist enorm.
Der Vergleich mit Freunden. Man kann sich bei einigen Apps mit sich selbst oder mit Freunden messen. Das steigert bei einigen die Motivation.
Die vielfältige Anwendungsmöglichkeit. Wer wissen will, wie viele Kilometer er die Pisten hinunter gefahren ist oder auf dem Rad gestrampelt hat, der ist bei den Apps ebenso richtig wie Spaziergänger oder Walker.
Minuspunkte der Apps
Sie sind unhandlich, weil man das Smartphone mit einem speziellen Band am Arm befestigen muss oder in der Hand halten muss.
Bei Regen werden die meist mehrere Hundert Euro teuren Smartphones nass.
Der Akku ist durch die Aufzeichnung der GPS-Daten schnell leer.
Man muss einen Bluetooth-Gurt als Zubehör kaufen, wenn man seine Pulswerte wissen will.
Fazit
Lauf-Apps können GPS-Uhren zwar nicht vollwertig ersetzen, doch sie werden immer besser. Da sie nichts oder wenig kosten, kann jeder Läufer selbst ihre Vor- und Nachteile ausprobieren. Die Menüführung und das Design sind im Auge des Betrachters verschieden. Die Lauf-Apps machen Lust aufs Laufen und können bei Anfängern wie eine Einstiegsdroge wirken.
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Und sie sind allemal besser als Zigaretten. Kollege F. wird es bestätigen können.