Hameln. Im Gebäude der Kreisverwaltung von Hameln hat ein Mann Landrat Rüdiger Butte erschossen und sich anschließend das Leben genommen. Die Motive und Hintergründe sind offen. Butte war zwischen 2001 und 2005 Chef des Landeskriminalamtes Niedersachsen.
Seit Jahren liegt der Todesschütze mit den Behörden und der Justiz im Clinch. Zweimal hat er in den vergangenen Tagen im Landratsamt Hameln-Pyrmont angerufen, nach einem Termin mit dem Landrat Rüdiger Butte angefragt. Am Freitagmorgen erscheint er persönlich. Er spricht vor, wartet, begegnet Butte ein erstes Mal, als dieser zu einem Termin eilen muss. Dann wartet er noch einmal eine halbe Stunde in der Lobby. Er hat einen großkalibrigen Revolver Typ Smith & Wesson 357 Magnum dabei. Endlich kommt Butte zurück, und sein Besucher darf zu ihm ins Büro. Der Mann drückt mehrmals ab, gegen Butte, gegen sich selbst – dann liegen beide Männer tot in dem Dienstzimmer.
Die Mitarbeiter schlossen sich ein
Sandra Lummitsch ist entsetzt. „Kein Mensch kann glauben, was heute hier passiert ist“, sagt die Pressesprecherin des Landratsamts Hameln-Pyrmont. Sie steht vor dem Kreishaus in Hameln, ihrem Arbeitsplatz, der gerade zum Tatort geworden ist. Lummitsch kämpft mit den Tränen, stockend erzählt sie ihre Version der Tragödie. „Ich habe Schüsse gehört“, sagt sie. „Die Tür ging auf und meine Kollegin sagte: ,Etwas Schreckliches ist passiert’.“
Sandra Lummitsch schließt sich mit ihrer Kollegin im Büro ein. Der Vertreter des Landrats habe die Mitarbeiter in einer Rundmail angewiesen, die Büros nicht zu verlassen, berichtet sie. Wenig später sehen die Frauen durch ihr Fenster, dass die Polizei im Gebäude ist.
Das Opfer: Rüdiger Butte, 63, Sozialdemokrat, verheiratet, zwei Kinder, fünf Enkelkinder, war seit 2005 Landrat von Hameln-Pyrmont. Zuvor war er vier Jahre lang Direktor des Landeskriminalamtes in Niedersachsen gewesen. „Er war ein sehr charmanter, liebenswerter Mann“, sagte ein Polizeisprecher am Tatort. Ein Kreisrat bestätigte das: „Butte hatte immer ein offenes Ohr für die Bürger. Das ist ihm heute zum Verhängnis geworden.“
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Der Angreifer: Hans B., ein 74-Jähriger aus Bad Münder. Geschieden, allein lebend, Besitzer eines Grundstücks und und offenbar seit Jahren mit den Behörden in Auseinandersetzungen. Worum es dabei ging, das prüfen die Ermittler noch. Hans B. war vorbestraft wegen Betrugs, Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz. 1988 hatten die Behörden ihm die Erlaubnis entzogen, Waffen zu tragen. Ging es darum?
Entsetzen in Hameln
Die Menschen in der 60.000-Einwohner-Stadt sind entsetzt. „In Hameln hätte ich das nie erwartet“, sagt Florian Lange. Der 23-jährige Koch wohnt nur wenige Meter vom Kreishaus entfernt. Er ist vor die Tür gekommen, weil er der Nachricht im Internet nicht glauben wollte. Er mochte Rüdiger Butte. „Der Landrat hat doch gute Arbeit gemacht, ich wundere mich, wieso der erschossen wurde“, sagt er ungläubig.
Immer wieder verlassen einzelne Mitarbeiter das Gebäude durch den Hinterausgang, der Schock steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Mehrere Seelsorger betreuen die Angestellten, während die Mordkommission versucht, die Hintergründe der Tat aufzudecken. War sie geplant? Hans B. hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Geschah sie im Affekt? Im Vorzimmer des Landrats erinnern sie sich nach der Tat an kein unfreundliches Wort. (dpa)