New York. Die Aufregung über seine Freilassung war offenbar zu viel. Schon am zweiten Tag in Freiheit hat der unschuldig verurteilte David Ranta in New York einen schweren Herzanfall erlitten. Er saß 23 Jahre für einen Mord im Gefängnis, den er nicht begangen hatte.

23 Jahre saß er unschuldig hinter Gittern, doch kaum war er in Freiheit, machte sein Herz nicht mehr mit: Der 58-jährige David Ranta, Opfer eines New Yorker Polizeiskandals, hat kurz nach der Haftentlassung einen Infarkt erlitten. Das berichtete die "New York Times" am Sonntag unter Berufung auf Rantas Verteidiger Pierre Sussman. Demnach wurde Ranta schon am zweiten Tag in Freiheit in ein New Yorker Krankenhaus eingeliefert. Dort sei er wegen verstopfter Arterien am Herzen operiert worden. Die Ärzte rechneten damit, dass ein weiterer Eingriff nötig ist.

Ranta war vor mehr als zwei Jahrzehnten für den Mord an einem Rabbi in Brooklyn verantwortlich gemacht worden, der bei einem missglückten Raubüberfall 1990 erschossen worden war. Um einen Täter präsentieren zu können, soll die Polizei Zeugen massiv beeinflusst haben.

Klage auf Schadenersatz

Richterin Miriam Cyrulnik in Brooklyn entließ den 58-Jährigen mit den Worten aus der Haft: "Mr. Ranta, es wäre untertrieben, wenn ich sagen würde, Sie haben eine Entschuldigung verdient." Weiter sagte sie: "Ich sage dennoch heute, bitte verzeihen Sie."

Rantas Anwalt Michael F. Baum bestätigte am Freitag, dass sein Mandant die Stadt New York und ihre Polizeibehörde voraussichtlich auf Schadensersatz verklagen wird. "Was immer er bekommt, reicht mit Sicherheit nicht aus, das erlittene Unrecht gutzumachen", sagte Baum. Strafrechtliche Verfahren gegen die Polizei seien wegen der Verjährungsfrist nicht mehr möglich.

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Ranta selbst konnte kaum sprechen. Die Freude stand ihm US-Medienberichten zufolge ins Gesicht geschrieben, als er am Donnerstag nach mehr als zwei Jahrzehnten hinter Gittern in sein freies Leben trat. Nach seinen Plänen befragt, sagte er: "Ich bin überwältigt. Gerade fühle ich mich, als wäre ich unter Wasser, schwimmend." Laut CNN waren auch seine Frau und seine Tochter da. Die Tochter war bei der Verurteilung ihres Vaters zwei jahre alt, jetzt ist sie selbst im siebten Monat schwanger.

Keine Beweise und gefälschte Indizien

Nicht nur, dass es 1990 keinerlei Beweise gegen Ranta gegeben hatte. Die Polizisten hatten nach einem Bericht der "New York Times" auch viele Indizien gefälscht. Zwei gefährlichen Kriminellen seien Rauschgift und Prostituierte versprochen worden, wenn sie gegen Ranta aussagten. Nur ein Zeuge habe ihn identifiziert - und dem sei vorher gesagt worden, auf wen er zeigen solle. Der wahre Mörder war schon vorher bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben gekommen.

Der damalige Ermittlungschef, inzwischen im Ruhestand, zeigte CNN gegenüber Unverständnis über die Freilassung. Er habe sich nichts vorzuwerfen, und Ranta habe die Tat damals gestanden. Aufgezeichnet habe er die entscheidende Aussage aber nicht. (dpa)