Köln. . Mit einem für deutsche Verhältnisse gigantischen Budget von rund 14 Millionen Euro hat Nico Hofmann einen authentischen Film geschaffen, wie er bisher so in Deutschland noch nicht zu sehen war. „Unsere Mütter, unsere Väter“ zeigt, wie der 2. Weltkrieg wirklich war – schonungslos.

Da stehen sie und feiern Abschied in dieser Nacht im Sommer 1941, in dem Deutschland noch berauscht ist von den Erfolgen der Blitzkriege, die Hitler seit September 1939 führt. Zwei Frauen und drei Männer, „Unsere Mütter, unsere Väter“(ZDF, Sonntag. 20.15 Uhr), damals noch jung, voller Pläne und mit der Absicht, sich nur kurz zu trennen. Bis zum Endsieg, der ja nur noch ein paar Monate entfernt ist. „Weihnachten sehen wir uns wieder in Berlin“, schwören sie sich bei einem letzten gemeinsamen Foto. Doch Weihnachten hat der Krieg sie auseinandergerissen, so weit wie nie zuvor.

Nico Hofmann hat diesen Film mit einem für deutsche Verhältnisse gigantischen Budget von rund 14 Millionen Euro produziert. Doch er nennt ihn nie seinen teuersten, sondern stets seinen „persönlichsten“ Film. Und Hofmann hat viele Filme produziert. Doch „Unsere Mütter, unsere Väter“ ist anders. Nicht so melodramatisch wie „Dresden“, noch authentischer als „Rommel“ – schon weil er den Krieg und das Dritte Reich aus der Sicht der kleinen Leute und Landser darstellt. Wahrscheinlich ist es sein bisher bester Film.

Realistisch bis zur Schmerzgrenze

Er hat ihn ohne arrivierte Stars in den Hauptrollen gedreht, hat Schauspieler gewählt, mit deren Namen viele Zuschauer noch kein Gesicht, keine andere Rolle verbinden. Das kann einem Film gut tun, sofern das Ensemble so gut spielt, wie es hier der Fall ist.

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Der Dreiteiler erzählt von den Brüdern Wilhelm (Volker Bruch) und Friedhelm (Tom Schilling), von denen einer in den Krieg will, der andere in den Krieg muss. Erzählt von Charlotte (Miriam Stein), die als Krankenschwester direkt hinter der Front die schwer verletzten Landser versorgt. Von Greta (Katharina Schüttler), der Sängerin, die Karriere trotz des Krieges machen will, und von Viktor (Ludwig Trepte), ihrem jüdischen Freund, der bald im KZ verschwindet. Das Schicksal treibt sie auseinander, doch zwischendurch kreuzen sich ihre Lebenswege immer wieder, wenn auch anders als geplant. Das wirkt manchmal etwas an den Haaren herbeigezogen. Aber das ist auch schon das einzige, was man dem Drehbuch von Stefan Kolditz vorwerfen kann.

„Ich wollte zeigen, wie es war“, sagt Regisseur Philipp Kadelbach, der an drei Abenden Bilder in die Wohnzimmer bringt, die in einer deutschen TV-Produktion so noch nicht zu sehen waren. Es sind Szenen, die einen packen, die unter die Haut gehen. Von Gefechten, Erschießungen und dem Leid in den Feldlazaretten. Nicht reißerisch, aber hart, ja oft brutal und realistisch bis zur Schmerzgrenze. Eine Bildsprache ist das, die in guten Momenten ein wenig an die amerikanische Kriegsserie „Band Of Brothers“ erinnert. „Diese Radikalität ist gewünscht“, sagt Hofmann. Aber sie ist nicht ohne Risiko, das weiß der Produzent: „Es ist natürlich die Frage, ob die Zuschauer da mitgehen.“

Zerrissene Charaktere

Auch sonst erinnert „Unsere Mütter, unsere Väter“ über weite Strecken an große US-Serienproduktionen. Es ist kein Abenteuer, es gibt keine Helden, erst recht keine strahlenden. Die Charaktere sind zerrissen, sie ändern sich. Von gut zu böse, vom Täter zum Opfer, manchmal auch andersherum und oft immer wieder. Sie ziehen einen hinein in diesen Film, auch weil sie einen fragen lassen: „Was hätte ich damals gemacht?“

Deshalb hofft Hofmann auf Gespräche, wenn nicht gar Debatten. Am liebsten zwischen Eltern, Kindern und Enkeln. Die Erlebnisse in jener Zeit, sagt er, „haben viele Familien geprägt.“ Er hat den Film seinen Eltern gezeigt, sie haben darüber gesprochen. Viele andere haben diese Möglichkeit nicht. Die meisten der damals 20-Jährigen, sie leben heute nicht mehr. Und wenn doch, dann können sie sich oft nicht mehr erinnern, selbst wenn sie wollen.

Dieser Film, da liegt seine einzige Schwäche, kommt zehn Jahre zu spät.