Mainz. . Es ist bereits der 33. Fall von „Bella Block“ – doch von Routine ist keine Spur. Hannelore Hoger brilliert in der Episode „Hundskinder“, die am Samstagabend um 20.15 Uhr im ZDF gezeigt wird, wie gewohnt. Auch Devid Striesow spielt in dem ungewöhnlichen Krimi eine wichtige Rolle.

Es gehört zu den kleinen Fernsehwundern, dass „Bella Block“ (Samstag, ZDF, 20.15 Uhr) nach all den Jahren nichts an Frische verloren hat. Im Gegenteil: Gerade weil die Samstagabendshows inzwischen kaum mehr als billigster Modeschmuck sind, glänzen Perlen wie diese Krimi-Reihe umso mehr. Und das hat gute Gründe, wie das Drama um die „Hundskinder“ (Episodentitel) wunderbar zeigt.

Susanne Schneider hat ein Drehbuch geschrieben, das einerseits aus dem Einerlei der beliebigen Fernsehverbrechen herausragt. Damit befriedigt sie das Bedürfnis eines wachen, neugierigen Publikums nach bisher unerzählten Geschichten. Andererseits aber – und das hat das Fernsehen in seinen besten Momenten dem Kino voraus – spiegelt der Fall deutschen Alltag, deutsche Befindlichkeiten.

Zerrüttete Familien, lähmende Bürokratie

Vordergründig geht es bei den „Hundskindern“ um zerrüttete Familien-Strukturen und komplizierte, beinahe lähmende Behörden-Strukturen. Viel mehr aber geht es in dem großartigen 90-Minüter um Verantwortung und Mut.

In einem Wald bei Hamburg streicht ein Wolf durch den Wald. Ein Schuss fällt, doch nicht das Tier ist tot, sondern ein Mensch, ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat (Albrecht Ganskopf), der in einem heruntergekommenen Bauernhof eine verwahrloste Kinderschar nebst großer Hundemeute hinterlässt. Ihre Mutter (Nicole Marischka) hat sich beizeiten nach Afrika abgesetzt. Dunkle Geheimnisse harren der Aufklärung. Kein Wunder, dass Bella Blocks ehemaliger Kollege Martensen (Devid Striesow) seine inzwischen pensionierte Kollegin als Sonderermittlerin ins Team holt.

Der böse Onkel hat nichts Gutes im Sinn

Der böse Onkel (Stephan Grossmann als sanftes Ekel) will die Vormundschaft. Das würde bedeuten: Die Kinder ins Heim, die Hunde weg, und der Hof fiele ihm zu. Doch dazu kommt es nicht. Als Polizei und Jugendamt auf dem Hof erscheinen, nimmt der Älteste der Kinder, Lukas (Henry Stange), Bella Block kurzerhand als Geisel.

Was die Sache nicht eben leichter macht: Der Wolf hat Tollwut, die Kleinste (Jette Jungjohann) Kontakt zu ihm, und obendrein hat sie, in einem Mix aus Angst und Feindseligkeit, die Ex-Kommissarin gebissen. Und als wäre all dies nicht genug, bedrohen Lukas und sein jüngerer Bruder Bobo Bella Block mit Sturmgewehren.

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Die Art, wie der Konflikt gelöst wird, kombiniert großartiges Geschichten-Erzählen und große Schauspiel-Kunst. Bella Block verkehrt, so abgeklärt wie resolut, ihre verzweifelte Lage ins das exakte Gegenteil. Sie knackt das Misstrauen der Kinder, indem sie das Vertrauen der Kleinsten gewinnt – sie appelliert kurzerhand an ihre Sehnsucht nach der Mutter. Bekanntlich geht auch Mutterliebe durch den Magen.

Zugleich setzt sich die Ruheständlerin gegen Einsatzleiter Ahrens (Götz Schubert) durch, der die Geiselnahme mit martialischer Truppe und digitaler Ausrüstung beenden will. Nebenher beweist Bella Block der Polizeipsychologin Leonie Ahmendt (Anna Fischer), dass die Schule des Lebens die universitäre Ausbildung letzten Endes schlägt.

Die Holger wirft Dialogsätze mit alltäglicher Beiläufigkeit hin

Um eine derart große Überlegenheit glaubwürdig zu spielen, ist eine Schauspielerin erforderlich, die diese Souveränität auch ausstrahlt – wie Hannelore Hoger. Sie bewegt sich nach 19 Jahren in der Rolle inzwischen so selbstverständlich, als sei sie ihre Lieblingsjacke. Die Hoger wirft ihre Dialogsätze mit einer alltäglichen Beiläufigkeit hin, die ihres gleichen sucht. Dazu kommt, dass sie so wirkt, als durchschaue sie jeden – Kinder, Erwachsene und, allen voran, ihren Ex-Kollegen Martensen.

Was den Ensemble-Film von Regisseur Andreas Prochaska abrundet, ist Peter Simonischek als österreichischer Bonvivant Carlo Lenz. Er hat zwar nur wenige gemeinsame Szenen mit seiner verehrten Bella, doch diese Auftritte versprühen eine Lebenslust, die all die depressiven Folgen der letzten Jahre vergessen machen.