Bottrop. . Margot Nohr spendete den „Stolperstein“ für Minna Reder (Miriam Herman). Ihr Vater wurde 1933 von den Nationalsozialisten inhaftiert. Deshalb setzt sie sich für die Aussöhnung und die Aufarbeitung der Nazi-Zeit ein.
Auf den WAZ-Artikel über die Stadtführungen zu den „Stolpersteinen“ vom 31.01. hin meldete sich die gebürtige Bottroperin Margot Nohr in der WAZ-Redaktion. Sie hat die Patenschaft für den „Stolperstein“ von Minna Reder (heute Miriam Herman) übernommen, der am Pferdemarkt in das Pflaster eingelassen ist. Im Artikel hieß es, ihre Beweggründe für die Patenschaft seien nicht bekannt. Jetzt erläuterte sie ihre Motive: „Für mich ist die historische Aufarbeitung des Nationalsozialismus zu einer Lebensaufgabe geworden“, sagte Margot Nohr. Warum das so ist, klärt sich mit Blick auf ihre Familiengeschichte.
Inhaftierung des Vaters
Margot Nohrs Vater, Adolf Härtl gehörte zu den allerersten inhaftierten Bottropern, nachdem die Nationalsozialisten im Februar 1933 die Verordnung zum Schutz von Volk und Staat verabschiedet hatten. Das Gesetz öffnete willkürliche Festnahmen Tür und Tor. Adolf Härtl wurde nach der Inhaftierung in die Konzentrationslager Brauweiler und Esterwegen gebracht.
Mitte der 30er-Jahre wurde der im Bergbau tätige Familienvater wieder entlassen. „Seine alte Arbeit durfte er zunächst nicht wieder aufnehmen, er sollte den Pferdemarkt fegen. Mein Vater war ein sehr bekannter Mann und als er tat, wie ihm befohlen, standen ihm die Kumpel von der Zeche bei. Sie hatten sich auf dem Platz um ihn herum versammelt und diskutierten die Situation“, erzählte Margot Nohr. Nach drei Tagen konnte Adolf Härtl seine alte Arbeitsstelle wieder antreten. Er verstarb 1964.
Aussöhnung
Die Vergangenheit ihres Vaters hat Margot Nohrs Leben nachhaltig geprägt. Die ehemalige Lehrerin (früher Janusz-Korczak-Gesamtschule) behandelte das Thema Nationalsozialismus vielfach im Unterricht. In den 80-er Jahren begann sie sich ehrenamtlich für die Verständigung und Aussöhnung unter den damaligen Kriegsgegnern zu engagieren – zum Beispiel im Rahmen der Arbeit der evangelischen Akademie Mülheim. „Ich habe auf meinen Reisen nach Polen, Russland und Israel viele ehemalige Häftlinge kennengelernt mit denen mich heute eine Freundschaft verbindet.“
Margot Nohr spendete das Geld für den Stolperstein, weil sie ihre Familiengeschichte mit der Geschichte der NS-Opfer identifiziert. „Mein Vater hätte mit Sicherheit auch so einen Stein gesponsert“, erklärte sie.