Moskau. . Der Asteroid “2012 DA 14“ rast heute knapp an der Erde vorbei. Kleinere Gesteinsbrocken dagegen sind im Ural niedergegangen. Etwa 1000 Menschen seien nach dem Einschlag im Gebiet Tscheljabinsk verletzt worden, davon mindestens 159 Kinder. Behörden ordneten die Schließung aller Schulen der Region an.

Beim Einschlag eines Meteoriten am Uralgebirge sind nach Angaben russischer Behörden im Gebiet Tscheljabinsk mehr als 1000 Menschen verletzt worden, davon mindestens 200 Kinder. Zunächst war von deutlich weniger Verletzten die Rede gewesen. Mehr als 100 Menschen mussten in Krankenhäusern behandelt werden. In sechs Städten der Region seien Schäden registriert worden, teilte ein Sprecher der örtlichen Vertretung des Innenministeriums laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax mit. Atomanlagen der Gegend seien nicht betroffen. Die meisten Menschen seien von Scherben zersplitterter Scheiben getroffen worden. Das Leben in der Region gehe aber seinen gewohnten Gang, teilte die Gebietsregierung mit.

Lichtblitze, Explosionen und Rauchwolken

Augenzeugen berichteten von Lichtblitzen, Explosionen und Rauchwolken am Himmel. Viele dachten demnach, ein Flugzeug sei am Himmel explodiert. Zahlreiche Russen wunderten sich, wie ungewöhnlich schnell es Bilder gab von dem Phänomen sowie von Menschen, die panikartig Gebäude mit zerborstenen Scheiben verließen.

Der Meteorit selbst sei in den See Tschebarkul rund 80 Kilometer westlich von Tscheljabinsk gefallen, teilte die Gebietsverwaltung mit. Sieben Flugzeuge und 20 000 Angehörige des Zivilschutzes in Tscheljabinsk seien in der Region im Einsatz, um zu helfen. Wegen der Schäden sollten Betriebe und Einrichtungen ihre Mitarbeiter nach Möglichkeit zum Helfen nach Hause schicken, hieß es in einer Mitteilung der Verwaltung.

Behörden ordneten die Schließung aller Schulen der Region an

Menschen betrachten den Schaden eines Geschäfts in Tscheljabinsk.
Menschen betrachten den Schaden eines Geschäfts in Tscheljabinsk.

Teile des Meteoriten seien auch in eine Schule von Tscheljabinsk eingeschlagen. Auch dort seien Menschen durch zerborstenes Glas verletzt worden. Ernste Folgen gab es demnach aber nicht. Behörden ordneten die Schließung aller Schulen der Region an.

Der russische Astronom Sergej Smirnow meinte, dass der Meteorit vor dem teilweisen Verglühen vermutlich mehrere Tonnen schwer gewesen sei. Einzelne Splitter hätten demnach jeweils bis zu einem Kilogramm wiegen können. "Der Meteorit ist in den unteren Schichten der Atmosphäre fast vollständig verglüht. Allerdings war die Druckwelle massiv", sagte Jelena Smirnych vom Zivilschutzministerium in Tscheljabinsk.

Auch interessant

Gebietsgouverneur Michail Jurewitsch brach eine Moskauer Dienstreise ab. "Bei Temperaturen von minus 18 Grad in Tscheljabinsk ist jetzt am wichtigsten, dass die zertrümmerten Fensterscheiben ersetzt werden", sagte er.

<a class="twitter-timeline" href="https://twitter.com/search?q=%23meteoriten+OR+%23meteor+OR+%23meteorit+OR+%23russland" data-widget-id="302359975706099713">Tweets über "#meteoriten OR #meteor OR #meteorit OR #russland"</a>

<script>!function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//platform.twitter.com/widgets.js";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document,"script","twitter-wjs");</script>

Kein Zusammenhang zum Asteroiden

Vizeregierungschef Dmitri Rogosin sprach sich indes für eine internationale Initiative zur Errichtung eines Schutzsystems aus, mit dem nicht nur frühzeitig vor gefährlichen Objekten aus dem Weltall gewarnt, sondern diese auch zerstört werden können.

Der Einschlag hat nach Angaben deutscher Weltraumexperten nichts mit dem Asteroiden zu tun, der an diesem Freitagabend knapp an der Erde vorbeirasen wird. "Das ist etwas völlig anderes", sagte ein Sprecher der europäischen Weltraumagentur Esa am Freitagmorgen auf Anfrage. "Flugbahn und Ort des Anschlages sprechen dagegen."

Größere Verwüstungen richtete ein Meteorit wahrscheinlich zuletzt im Juni 1908 in Sibirien an. Eine gigantische Druckwelle raste durch die bewaldete Einöde am Flüsschen Tunguska und knickte auf 2000 Quadratkilometern Bäume wie Streichhölzer um. In dem dünn besiedelten Waldgebiet kam nach offiziellen Angaben niemand ums Leben. Der auf bis zu 40 Meter Größe geschätzte Brocken - vermutlich aus Stein und Eis - erhitzte sich so stark, dass er sich vor dem Aufschlag nach Meinung vieler Forscher vollständig auflöste. Es ist aber nicht mit letzter Sicherheit geklärt, dass die Verwüstung wirklich durch einen Meteoriten entstanden ist.

Mehr als 19.000 Meteoriten erreichen jährlich die Erde

Meteoriten sind Brocken aus dem All, die auf Planeten oder ihre Monde aufschlagen. Sie können von anderen Planeten, Kometen oder Asteroiden abgesprengt worden sein. Nach Schätzungen erreichen pro Jahr mehr als 19.000 Meteoriten mit einer Masse von jeweils mehr als 100 Gramm die Erdoberfläche. In der Erdgeschichte hinterließen allerdings nur wenige so große Krater, dass ihre Spuren bis heute sichtbar sind.

Unmittelbar nach dem Vorfall kursieren im Internet zahlreiche Videos, die den Meteoritenregen zeigen sollen. Manche sind offensichtlich gefälscht. Andere wirken auf den ersten Blick authentisch. (dpa/afp)

Meteoritenregen über Russland

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung