Hamburg. . Jan Fedders Ausreißversuche aus dem gewohnten Muster des „Großstadtreviers“ sollen beweisen, dass er mehr ist als nur Volksschauspieler und dass in ihm ein viel zu selten beschäftigter Charakter-Darsteller schlummert. Bei der ARD-Produktion „Stille“ lief das Vorhaben allerdings gründlich schief.

Jan Fedder scheint zu ewigen Ermittlungen im vorabendlichen „Großstadtrevier“ verdammt zu sein. Weil der 58-jährige Bekenntnis-Hamburger um Segen wie Fluch seines Serien-Erfolges weiß, versucht er von Zeit zu Zeit dem schier übermächtigen Schatten seiner Rolle zu entkommen. Fedders Ausreißversuche aus dem gewohnten Muster sollen beweisen, dass er mehr ist als nur Volksschauspieler und, mehr noch, dass in ihm ein viel zu selten beschäftigter Charakter-Darsteller schlummert. Am Mittwoch, 20.15 Uhr, entflieht Fedder als Star-Talker dem Blitzgewitter in die „Stille“ (Titel des ARD-Dramas) eines alpinen Schneesturms. Seine Mission heißt: Selbstfindung.

Dabei gingen NDR und ARD-Filmtochter Degeto in jeder Hinsicht auf Nummer sicher. Die Vorlage ist der gleichnamige Bestseller des US-Autors Tim Parks. Er verspricht mit einem Mix aus Medienkritik, Familienpsychologie und Alltagsethik eine Balance aus Unterhaltung und Anspruch. Für die Regie wurde mit Xaver Schwarzenberger ein hoch dekorierter Altmeister verpflichtet. Der Grimme-Preisträger seinerseits setzt auf die Zugkraft zweier Stars: Fedder stellte er Iris Berben als Partnerin zur Seite. Da kann doch nichts schief gehen, oder?

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Von wegen. Dummerweise geben gleich die ersten Bilder, die Fedder durch eine Schneewüste stapfen lassen, den Tenor des Films vor: Der Film vermittelt keine Wärme; er wirkt selbst da, wo verborgene Emotionen wie Trauer und Wut explodieren müssten, unterkühlt.

Macher der optisch aufwendigen Produktion verschenken Chancen

Dabei müssten derlei Gefühle so brodeln, das selbst die banalsten Gespräche zwischen dem entfremdeten Paar und seinen emotional vernachlässigten Kindern ein Hauch von Krawall umweht. Und dem Talk-Star müssten die Frage nach seiner Verantwortung, vielleicht gar Schuld in der Stille der Berge umso lauter in den Ohren klingen.

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Doch die Macher der optisch aufwendigen Produktion verschenken Chancen – durch platteste Dialoge und obendrein durch eine Erzählweise, die die dramatische Zuspitzung der Ereignisse lähmt. Parallel erzählte Handlungsstränge, verbunden mit Rückblenden, nehmen der Geschichte vom Wandel eines selbstgefälligen Patriarchen jeglichen Schwung. Umso hastiger spulen Schwarzenberger und sein Drehbuch-Autor Christian Jeltsch das familientherapeutisch hilfreiche Finale ab. Der herbeigezwungene Familienfrieden hinterlässt ein schales Gefühl.

Unglaubwürdiger Hauptdarsteller

Ein schales Gefühl hinterlässt auch der Auftritt von Jan Fedder. Die Rolle des smarten, weltgewandten Talkers steht dem Mimen mit dem Hamburger Akzent nicht. Glaubwürdig ist er, egal ob die Vorlage von Dutzend-Autoren oder von Siegfried Lenz stammt, immer dann, wenn Fedder der Anwalt der kleinen Leute ist.