...hat der Hamburger Schauspieler in der Siegfried-Lenz-Verfilmung „Mann im Strom” gezeigt und wurde dafür mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Nun geht er mit Lenz' „Feuerschiff” auf letzte Fahrt.

Essen. Wenn sich jemand so gar nicht eignet für das, wonach der Fernsehmarkt des 21. Jahrhunderts schreit, dann ist es Siegfried Lenz. Lenz ist Bild und Vorbild einer vom Aussterben bedrohten Literatur, die bedächtig und leise erzählt, die sich ihrem Gegenstand sanft und vorsichtig, vorurteilsfrei und doch auf gesunde Weise skeptisch nähert. Es gibt keinen Effekt bei Lenz, es gibt nie Sex, es gibt Gewalt, aber nicht in Orgienform. Was soll damit das heutige Fernsehen anfangen?

Es hat sich unlängst schon einmal getraut und Lenz' „Mann im Strom” mit Jan Fedder verfilmt. Fedder, bis dahin vor allem Garant für darstellerische Hemdsärmeligkeit, wagte für Lenz' traurige Taucherballade leisere Töne – und wurde 2006 als bester Darsteller mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Flüchtige Raubmörder

Mittwoch (20.15 Uhr, ARD) ist er Kapitän Johann Freytag. Freytag steht für „Das Feuerschiff”. Dieses Feuerschiff hat seinen letzten Einsatz. Es hat als ewig verankerter Leuchtturm tausenden Schiffen zur sicheren Passage verholfen, nun ist auch das vorbei. Doch des Feuerschiffs letzte gute Tat bringt dem alten Mädchen, wie sie es liebevoll nennen, seinen schwärzesten Tag. Denn die eben aufgenommenen Schiffbrüchigen sind flüchtige Raubmörder, eiskalt der eine, verrückt der andere, beides der dritte . . .

Man wird fragen dürfen, ob die melancholische Tragödie, in der auch Kapitän Freytag von den langen Schatten seines Lebens eingeholt wird, filmisch so zwanghaft aus den 1960ern in die Gegenwart transportiert werden musste. Zugleich aber darf man mit einigem Respekt sehen, wie Florian Gärtners Regie Gespür für Siegfried Lenz' Dramaturgie einer sich leise anbahnenden Katastrophe zeigt. Wann hat sich zuletzt ein 90-Minüter derart viel Zeit gelassen bei der Exposition, bei der Einführung der Menschen, von denen er erzählt?

Abgebrühtes Superhirn

So blödsinnig und störend die von Lothar Kurzawas Drehbuch (neu) eingeflochtene Romanze wirkt – es ist vor allem Jan Fedders sprödes, unaufgeregtes, ja geradezu stures Spiel, das dieses Stück trägt. Im Gegensatz zu Axel Milberg, der als abgebrühtes Superhirn Caspary überraschend weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Werner Wölbern, Christian Tasche und manches unverbrauchte Gesicht dagegen schenken dem Kammerspiel auf See starke Momente, das kein Ereignis unter den Literaturverfilmungen der letzten Jahre ist, aber die solide, in ihren besten Momenten beklemmende Chronik eines menschlichen Schiffbruchs.