Essen. . Beim Kopfkissenkauf kann man eine ganze Menge falsch machen: Wer seine Matratze nicht kennt oder wenig Zeit zum Hinlegen einplant, bringt seinen Nacken in Schieflage. Schmerzen und Verspannungen können die Folge sein. Zum Glück gibt Schlafcoach Markus Kamps gerne sein Wissen preis.
Der Nacken spannt, die Schulter ist ganz schief, der Kopf schmerzt. Irgendwie fühlt man sich gerädert, dabei fängt der Tag erst an. Woran das liegt? Oft wird das Kopfkissen als Ursache allen Übels verdächtigt, weiß Schlafcoach Markus Kamps. Doch eigentlich stammen Nackenverspannungen meist vom stundenlangen falschen Sitzen vorm PC. Trotzdem kann das Kissen zur Zauberwaffe werden. Wer falsch sitzt, sollte wenigstens richtig liegen, damit sich die verspannten Muskeln wieder entspannen können, argumentiert Kamps. Dafür reist er von seinem Firmensitz in Goch quer durch Deutschland, hält Vorträge und berät kostenlos Kunden von Bettenstudios. Sein Credo: „Kissen werden unterschätzt.“
Kissen mit Stützfunktion
Viele Kissen stützen den Nacken beim Schlafen nur unzureichend. Dann hängt die Halswirbelsäule durch. Die Wirbelkörper drücken auf einer Seite gegeneinander und Nerven können eingeklemmt werden. Um das auszugleichen, die Wirbel in einer günstigen Position und den kiloschweren Kopf zu halten, wird die Muskulatur rund um die Wirbel aktiv – das führt zu Verspannungen.
Wie gut ist das eigene Kissen?
Wer sein Kissen kritisch unter die Lupe nimmt, betreibt Gesundheitsvorsorge. Dafür braucht man allerdings eine zweite Meinung: Während man im Bett liegt – zuerst auf dem Rücken und dann auf der Seite – muss sich jemand neben das Bett stellen und den Verlauf der Wirbelsäule überprüfen. Ist der Kopf stark angewinkelt, sind die Muskeln angespannt oder bleibt der Rücken in einer natürlichen Linie und ist die Entspannung spürbar? Wenn Kissen, Matratze und Lattenrost gut zu mir passen, halten sie mich gemeinsam im Idealzustand, der dem Rückenverlauf entspricht.
Faustformeln fürs Kissen
300 Kissenarten gibt’s auf dem Markt, pro Monat kommen gut drei neue dazu, rechnet Kamps vor. Damit man nicht alle durchprobieren muss, verrät der Schlafberater seine Faustformeln: Spätestens alle fünf Jahre sollte ein neues Kissen her. 80x80-Riesenfederkissen sind allerdings nur etwas für ausgeprägte Kuschelschläfer – besser wäre, sich schrittweise umzugewöhnen und zu einem kleineren 40x80-Faserkissen zu greifen.
Wer wegen Bluthochdruck oder Atembeschwerden ein 80x80-Kissen in der Mitte faltet, um höher zu liegen, dem rät Kamps zum kompletten Gegenteil. Besser sei es das lange Rückenteil des Lattenrostes hochzustellen und zum flacheren Kissen zu wechseln.
Wer Rückenschläfer ist, braucht ein flaches Kissen. Wer zu den zehn Prozent echten Bauchschläfern gehört, braucht ein Spezialkissen. Kein Kissen zu nutzen, sei die falsche Wahl, weil die Muskeln verkrampfen. Wer halb auf dem Bauch liegt, also halber Bauchschläfer ist, braucht eine komplette Bettenberatung, um sich diese Notschlafstellung wieder abzugewöhnen.
Die meisten Menschen sind allerdings Mischschläfer, die auf dem Rücken und auf der Seite schlafen. Sie brauchen ein Kissen, das sich gemeinsam mit der Matratze den Schlafpositionen anpasst. Je härter die Matratze ist, umso höher muss auch das Kissen sein (je weicher, desto niedriger). Je länger der eigene Hals, desto geformter sollte das Kissen sein, um in der Nacht die Haltefunktion der Muskeln übernehmen zu können (Nackenstützkissen).
Kissen mit Schichten
Wer nicht direkt in eine neue Kombination aus Lattenrost, Matratze und dazu passendem Kissen investieren will, sollte direkt zum Modulkissen greifen (ca. 100 Euro). Das Modulkissen hat bis zu mehrere Schichten und passt sich der Schlaflage an, wohingegen Nackenstützkissen sich nur wenig verändern.
Minimuskelkater einrechnen
Bettet man sich auf ein neues Kissen, muss sich der Körper erst daran gewöhnen. Mit einem Mini-Muskelkater von vier Tage bis zu zwei Wochen müsse man rechnen, sagt Kamps. Wer ein Probekissen – meist ein Ausstellungsstück mit Hygieneüberzug – nutzt, sollte es entsprechend lange testen.
Die Einkaufstipps
Wer nur nach einem Kopfkissen sucht, muss es im Geschäft auf einer Matratze testen, die so ist wie die eigene. Mischschläfer testen das Kissen immer zuerst in Rückenlage, dann in Seitlage. Wie beim Test zu Hause muss auch hier jemand prüfend danebenstehen – also immer zu zweit einkaufen gehen! Nicht abends einkaufen, wenn man schon den ganzen Tag auf den Beinen war, sagt Kamps: „Dann findet man jedes Kissen super.“ Je mehr Nackenprobleme man hat, umso länger muss man bei der Probe auch liegenbleiben. 15 bis 30 Minuten empfiehlt der Schlafcoach.
Individuelle Beratung hilft weiter
Schlafcoach Markus Kamps tourt mit kostenlosen Beratungen und Vorträgen rund um das richtige Kopfkissen und die richtige Matratze quer durch Deutschland. Zu Gast ist er in Bettenstudios und auf Messen. Sein Termine finden Sie auf der Internetseite www.kamps-services.de unter der Rubrik „Tourneedaten“. Auf der Internetseite finden Sie auch Checklisten zum Bettenkauf oder Beratungsvideos.
Zum „Rückengesundheitstag“ gastiert der Schlafcoach wieder einmal in NRW. Am 22. und 23. März wird er im Essener Bettenstudio Nolten, Hindenburgstraße 25, Kissensuchende beraten.