Auckland. . Genau ein Jahr nach seiner spektakulären Festnahme fliegen wieder Hubschrauber über das Anwesen von Kim Dotcom, alias Kim Schmitz. Er gibt ein Pressekonferenz für seinen neuen Online-Dienst “Mega“ und lässt die fragwürdige Razzia auf sein Anwesen nachspielen. Kim Dotcom ist zurück. Nicht zum ersten, vielleicht aber zum letzten Mal.

Es war ja etwas ruhiger geworden um ihn. Aber Ruhe ist etwas, das Kim Schmitz nicht besonders mag. Deshalb hat er sich vor wenigen Tagen ja auch lautstark mit dem Internetdienst „Mega“ zurückgemeldet. Ein birnenförmiger Körper im Trainingsanzug mit einem Mond als Kopf, der in gewohnter Bescheidenheit verkündet: „Ich werde die ganze Welt erobern.“

Dabei ist es gerade mal ein Jahr her, da scheint es vorbei zu sein mit ihm. Da sieht man Bilder, wie Schmitz dem Haftrichter in Handschellen vorgeführt wird. Kurz zuvor haben Polizisten sein Anwesen in Neuseeland gestürmt, haben teure Autos konfisziert und sein Vermögen eingefroren. „Verstöße gegen das Urheberrecht“ werfen ihm die Behörden vor und wähnen Schmitz bereits im Gefängnis. „Für mindestens 20 Jahre.“

Lagerhaus für Daten

Denn der gebürtige Kieler betreibt einen „Filehoster“ namens „Megaupload“. Das ist grundsätzlich nicht verboten. „Filehoster“ sind – vereinfacht gesagt – Speicherdienste im Internet, vergleichbar mit großen Lagerhäusern. Nur dass die Kunden hier keine Waren, sondern Daten lagern. Musik, Filme, E-Books. Oft auch solche, an denen sie keine Rechte besitzen. Trotzdem geben sie sie weiter. Und dabei soll Schmitz ihnen geholfen haben.

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Doch der „bisher größte Schlag gegen Urheberrechtsverletzer“ entpuppt sich bald als eine Aneinanderreihung von Pleiten und Pannen. Schmitz Anwälte finden Formfehler in der Strafanzeige des FBI und unzulässige Gerichtsbeschlüsse. Aus Haft wird Hausarrest, die Konten werden wieder freigegeben, die Autos zurück gebracht. Und die Auslieferung in die USA wird immer wieder verschoben. Mittlerweile ist fraglich, ob es überhaupt je so weit kommen wird.

Es wäre nicht das erste Mal, dass der Sohn eines deutschen Kapitäns und einer finnischen Putzfrau mit einem blauen Auge davonkommt. Was ihn nicht wundert. Die Hauptschule hat er zwar abgebrochen, hält sich selbst aber für ein Genie. Banken will er gehackt, online 20 Millionen Mark auf Greenpeace-Konten überwiesen und Helmut Kohls Kreditkarten-Limit auf null gesetzt haben – nur so zum Spaß. Doch Hacker-Kollegen nennen seine Computer-Kenntnisse „eher dilettantisch“.

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Sein Geschäftssinn aber ist grandios. Er gründet IT-Firmen, verkauft sie, gründet neue. Das Geld fließt in Strömen. Mit beiden Händen gibt er es wieder aus. Er kauft Freunde und Frauen, schnelle Autos, flotte Jachten. Bis er wegen Insidergeschäften an der Börse zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird und abtaucht.

Als er Jahre später wieder auftaucht, nennt er sich Kim Dotcom und hat den Filehoster „Megaupload“ gegründet. Mit Erfolg. 150 Millionen Dollar soll er bis zur Abschaltung des Dienstes verdient haben.

Nun kommt also Mega („www.mega.co.nz“). Auch ein Speicherdienst. Aber einer bei dem die Daten beim Hochladen automatisch verschlüsselt werden. Schmitz weiß also gar nicht, was die Kunden bei ihm lagern. Schon deshalb könne er sich nicht strafbar machen, argumentiert er. „Die Post ist ja auch nicht verantwortlich für das, was in den Briefen ist, die sie befördert.“

500.000 Nutzer am ersten Tag

Studios und Plattenfirmen werden das anders sehen, wissen aber noch nicht, wie dem neuen Dienst beizukommen ist. Wahrscheinlich ist die Kundschaft gerade deshalb begeistert. Angeblich haben sich bereits am ersten Tag eine halbe Million Nutzer angemeldet und das Angebot zusammenbrechen lassen. Was Schmitz nicht davon abhält, der Film- und Musikindustrie generös einen Vorschlag zu machen. Sie dürften ihn, sagt er, selbstverständlich als Berater engagieren.