Köln. . Die Abweisung eines Vergewaltigungsopfers in Köln sorgt weiter für Wirbel. Jetzt wird bekannt: Abtreibungsgegner sollen katholische Kliniken zuvor getestet und angeschwärzt haben. Was folgte, bezeichnet ein Krankenhaussprecher als “Klima der Unsicherheit“.
„Menschenverachtend“, „hartherzig und erbarmungslos“ haben Gesundheitspolitiker das Verhalten zweier katholischer Kliniken genannt, die die Behandlung eines Vergewaltigungsopfers verweigert haben sollen. Doch es gibt auch eine andere Sicht der Dinge: Für den erzkatholischen Internet-Fernsehsender „Gloria TV“ ist die Abweisung im Namen der Kirche „ein konstruierter Skandal“.
Man mag diesen Sender bislang übersehen haben, aber aus der Sicht auf ihn ist vielleicht endlich erklärbar, was in der vergangenen Woche unerklärlich schien: Da wiesen zwei junge Ärzte im Dezember in Köln eine 25-Jährige ab, die sexuell missbraucht worden sein soll. Der Notärztin sagten beide unabhängig voneinander am Telefon, man dürfe als Angestellte katholischer Krankenhäuser in diesem Fall keine Hilfe leisten.
Nur ein Missverständnis?
Ein Missverständnis, beeilten sich St. Vinzenz und Heilig Geist zu sagen, beide in Trägerschaft des Celitinnen-Ordens: „Diesen Frauen zu helfen, ist unsere christliche Pflicht“, man habe auch niemals anders gehandelt. Lediglich die „Pille danach“, ein Medikament zur nachträglichen Schwangerschaftsverhütung, dürfe man nicht geben. Das, so steht es in einem Ethik-Papier der Kliniken, werde von der „Kirche als schweres sittliches Vergehen gesehen“.
Woher dann die doppelte Ablehnung der Patientin?
Nun wird bekannt: Schon vor einem Jahr hatten Abtreibungsgegner eine Testkäuferin zu den katholischen Kliniken geschickt. „Gloria TV“ berichtete im Februar angewidert von Ärzten, die ihr bereitwillig die „Pille danach“ gegeben hätten. Die Mediziner werden mit vollem Namen genannt, mit einer „Abtreibungsfirma“ in Verbindung gebracht, die Nachricht ist garniert mit Bildern von Föten im Mutterleib. Zwar war keiner der Ärzte bei der Kirche angestellt, sondern bei einer Notfallambulanz der Kassenärztlichen Vereinigung auf demselben Gelände. Dennoch schürte der Bericht wohl ein „Klima der Unsicherheit“, vermutet Krankenhaussprecher Christoph Leiden.
Gynäkologen sollen nun „eindeutige Verfahrensanweisung“ bekommen
Denn das Bistum wurde informiert; es gab einen Brief, der an das Verbot der „Pille“ erinnert – und an die „Null-Toleranz-Grenze“ für Schwangerschaftsabbrüche, berichtet der Kölner Stadtanzeiger. Die neue Ethikbeauftragte der Häuser beschäftigte sich mit der Thematik, wenn auch angeblich ohne von der Testkäuferin zu wissen. Ihre „Stellungnahme“ zum Umgang mit Vergewaltigungsopfern erreichte aber nicht alle Mitarbeiter, enthielt zudem „vielleicht Unklarheiten“, gibt Leiden zu.
So blieb zumindest Gerede unter den Ärzten, von „Gerüchten“ und „Kolportage“ spricht Leiden. Eine „direkte Kausalität“ zwischen den Ereignissen und dem Handeln der Ärzte sieht er zwar nicht, kündigte nun aber eine „eindeutige Verfahrensanweisung“ für die Gynäkologen an. Es wird darin stehen, dass alle Frauen behandelt und Spuren gesichert werden, dass die „Pille danach“ erwähnt wird, aber nicht verschrieben. Also nichts, was nicht bislang schon galt. Eigentlich. Bei „Gloria TV“ klingt das so: Man habe sich „besonnen“.