Nach dem Skandal in Köln reißt die Diskussion über das Notfallverhütungsmittel nicht ab. Wie gehen die beiden katholischen Einrichtungen in der Stadt mit der Situation um?

Der Fall einer jungen Frau aus Köln, der man in zwei katholischen Krankenhäusern nach einer mutmaßlichen Vergewaltigung die Behandlung verweigerte, schlägt hohe Wellen. In ganz Deutschland diskutieren Ärzte, Geistliche und betroffene Frauen über das Notfallverhütungsmittel „Pille danach“. Ist sie ein Abtreibungsmedikament und nicht mit den Prinzipien der katholischen Kirche vereinbar? Oder ist ihre Einnahme gut geeignet, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern?

Prof. Clemens Tempfer, Direktor der Frauenklinik am Marienhospital, steht zu seiner Entscheidung: „Wir verschreiben sowohl die Pille danach als auch die reguläre Pille“, berichtet er im Gespräch mit der WAZ. Den Fall in Köln bezeichnet er als „traurig“ und vermutet eine „Verkettung unglücklicher Umstände“. Dass ein verantwortungsbewusster Arzt oder Ärztin der 25-jährigen tatsächlich die Behandlung verweigert hat, könne er sich kaum vorstellen. Schließlich bekommen Frauen das Medikament sowieso nicht ohne weiteres, sondern, so Prof. Tempfer, „nur nach einer ausführlichen gynäkologischen Beratung.“ Es sei wichtig, die Frauen gründlich aufzuklären.

Das St.-Anna-Hospital ermöglicht eine anonyme Spurensicherung nach Sexualstraftaten. „Wir garantieren, dass die Untersuchung immer durch einen erfahrenen Facharzt durchgeführt wird“, erläutert Geschäftsführer Theo Freitag. Die „Pille danach“ selbst bekommen die Frauen dort zwar nicht, werden jedoch umfassend informiert und weitergeleitet.

Die „Pille danach“ unterdrückt oder verzögert den Eisprung. Hat die Eizelle sich schon eingenistet, wirken diese Präparate nicht mehr. „Nach neuestem wissenschaftlichen Stand“, so Prof. Tempfer, „kann die ‘Pille danach’ deshalb nicht als Abtreibungspille angesehen werden.“ Deutschland ist eines der wenigen Länder in Europa, in dem es die „Pille danach“ nicht rezeptfrei zu kaufen gibt. Die Meinungen der Ärzte hierzu gehen auseinander.