Neu Delhi. . Drastische Maßnahmen gegen Sex-Täter in Indien: Nach dem Tod einer vergewaltigten Studentin könnte ihnen künftig die Kastration drohen. Zahlreiche Silvesterpartys wurden wegen des Verbrechens abgesagt. Am Donnerstag soll Anklage gegen die Tatverdächtigen erhoben werden.
Nach dem Tod der vergewaltigten Inderin erwägt die regierende Kongresspartei Medienberichten zufolge einen Gesetzesvorstoß zur chemischen Kastration von Vergewaltigern. Das gehöre zu einem Katalog schärferer Strafen, die diskutiert würden, berichtete unter anderem die "Economic Times" am Montag unter Berufung auf Parteikreise.
Nach einer besonders brutalen Vergewaltigung in Neu Delhi war am Samstag eine 23-Jährige gestorben. An diesem Donnerstag soll gegen sechs Beschuldigte Anklage wegen Mordes erhoben werden. Das Gericht legt danach ein Datum für den Beginn des Prozesses fest.
Die Polizei verhinderte am Silvesterabend einem Medienbericht zufolge einen Bombenanschlag auf das Haus eines der Tatverdächtigen. Ein mutmaßlicher Bombenleger sei festgenommen worden, zwei weitere hätten fliehen können, berichtete die Nachrichtenagentur IANS am Dienstag unter Berufung auf die Polizei. Zwei selbstgebaute Sprengsätze seien sichergestellt worden. Anwohner des Slums im Süden Neu Delhis hätten die Polizei alarmiert, als die drei Männer gedroht hätten, das Haus des Beschuldigten in die Luft zu sprengen.
Studentin wurde mit Eisenstange misshandelt und aus fahrendem Bus geworfen
Die oppositionelle hindu-nationalistische BJP forderte am Montag Schnellverfahren und die Todesstrafe für Vergewaltiger. Der Bruder des Opfers sagte der Zeitung "Indian Express": "Wir wollen die Beschuldigten hängen sehen, und wir werden dafür bis zum Ende kämpfen." Die junge Frau war am 16. Dezember von mehreren Männern in einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange misshandelt und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Am Samstag war sie an ihren Verletzungen gestorben. Der vereitelte Bombenanschlag sollte dem Bericht zufolge dem Haus des Mannes gelten, der den Bus steuerte.
Der Fall hat landesweit Trauer und Wut ausgelöst. In der indischen Hauptstadt Neu Delhi demonstrierten auch am Montag und am Neujahrstag wieder Hunderte Menschen. Mindestens zwei Demonstranten seien im Hungerstreik, berichtete IANS. Wegen des furchtbaren Verbrechens wurden zahlreiche Silvesterpartys gestrichen. Große Traditionsclubs in Neu Delhi sagten ihre Feiern ab und luden stattdessen zu Mahnwachen ein.
Die indische Armeeführung rief alle Einheiten dazu auf, auf Partys zum Jahreswechsel zu verzichten. Die Chefin der Kongresspartei, Sonia Gandhi, appellierte ebenfalls an Parteimitglieder, nicht zu feiern. Am zentralen Connaught Place blieb es in der Neujahrsnacht ungewohnt ruhig. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, auf dem Platz seien um Mitternacht mehr Polizisten als Partygänger zu sehen gewesen.
Asche der Toten nach Hindu-Brauch bestattet
Nach dem Tod der von sechs Männern vergewaltigten indischen Studentin hat die Familie des Opfers die Todesstrafe für die Täter gefordert. "Wir wollen alle Angeklagten hängen sehen", sagte der Bruder der 23-Jährigen dem "Indian Express" (Montagsausgabe). Angesichts des Schocks über den Tod der Studentin wurden in Indien zahlreiche Silvesterfeiern abgesagt, die Proteste sprangen auf andere Länder über.
"Der Kampf hat gerade erst begonnen", sagte der Bruder. Der Vater der Studentin sagte dem Blatt, die Mutter habe seit zwei Wochen kaum etwas gegessen. "Ich glaube, sie war nicht bereit, dem Schock über den Tod unserer Tochter ins Auge zu blicken, auch wenn die Ärzte uns immer sagten, es sei ernst."
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Der Vater, der mit der Familie beim Tod seiner Tochter in Singapur zugegen war, sagte, auch er kämpfe damit, die Nachricht zu verkraften. "Es ist so schmerzvoll. Ich bin noch nicht wieder in ihr Zimmer gegangen. Sie wurde in diesem Haus geboren, ihre Bücher, ihre Kleidung, alles ist hier." Die Asche der 23-Jährigen wurde am Dienstag entsprechend den hinduistischen Riten in den heiligen Fluss Ganges gestreut.
Alle 18 Stunden eine Anzeige wegen Vergewaltigung in Neu Delhi
Die junge Frau war am 16. Dezember in einem Bus in Neu Delhi von sechs Männern brutal vergewaltigt und misshandelt worden. Auch ihr Freund wurde schwer verletzt. Beide Opfer wurden anschließend aus dem fahrenden Bus geworfen. Freunden zufolge wollte die Studentin ihren 28-jährigen Freund im Februar heiraten.
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Fünf Männer und ein minderjähriger Jugendlicher sollen sich wegen der Tat wegen Mordes verantworten. In Indien gibt es die Todesstrafe, sie wird aber nur selten vollstreckt. Nach Polizeiangaben sind die Ermittlungen beinahe abgeschlossen.
In Neu Delhi wird nach Polizeiangaben im Durchschnitt alle 18 Stunden eine Vergewaltigung angezeigt. Am Montag wurde eine neue 24-Stunden-Hotline für "Frauen in Not" eingeführt. Das Verbrechen an der Studentin löste in Indien eine gewaltige Protestwelle und eine öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt gegen Frauen aus. In Neu Delhi versammelten sich am Montag erneut rund 400 Studenten, um einen besseren Schutz von Frauen und härtere Strafen zu fordern. Die Proteste sprangen nach Hongkong, Islamabad, London und Kathmandu über. (dpa/afp)