Bangkok. Das 23-jährige Opfer einer Bandenvergewaltigung ist in Indien unter Polizeischutz beigesetzt worden. Die Frau war vor zwei Wochen von sechs Männern in einem Bus vergewaltigt. Ärzte kämpften seitdem um ihr Leben, sie musste mehrfach operiert werden, erlag aber schließlich ihren Verletzungen.
Im Tod stellten Indiens Behörden einer 23-jährigen Studentin den Schutz zur Verfügung, von dem jede Spur fehlte, als die junge Frau vor zwei Wochen in einem Bus einer Bande von Vergewaltigern zum Opfer fiel. Eine Kolonne von fast 30 Polizeifahrzeugen begleitete die Ambulanz mit dem goldfarbenen Sarg bei der Fahrt von Delhis Stadtteil Chanakapuri, dem Wohnort der Familie, nach Dwarka, wo um 7.30 Uhr morgens in dichtem Nebel die rituelle, hinduistische Verbrennung stattfand.
Die Familie und die Leiche der jungen Frau , die am Samstagmorgen in einem Krankenhaus in Singapur ihren Verletzungen erlag, waren zuvor in den frühen Morgenstunden am Flughafen von Delhi von Premierminister Manmohan Singh und Sonja Gandhi, der Vorsitzenden der regierenden Kongress-Partei empfangen worden, nachdem sie mit einem von der Regierung gecharterten Sonderflug in der indischen Hauptstadt eingetroffen waren.
Vergewaltigern droht die Todesstrafe
Tausende von Polizisten bewachten jeden kleine Gasse in den beiden Stadtteilen der Hauptstadt, um erneute Protestdemonstrationen zu verhindern. Das Zentrum Delhis glich am Sonntag erneut einer Stadt im Belagerungszustand. Die Gebiete um India Gate und Raisina Hill waren systematisch abgeschirmt. Zehn der wichtigsten U-Bahn-Stationen Delhis bleiben am zweiten Tag in Folge für die Öffentlichkeit gesperrt. Tausende von Indern demonstrierten unterdessen in einigen Teilen der Delhis und in mehreren Großstädten Indiens, verlangten mehr Sicherheit für Frauen und harsche Strafen.
Die Behörden des Landes klagten nach dem Tod der Studentin die sechs verhafteten Verdächtigen, die die junge Frau in einem Bus eine Stunde lang vergewaltigt und mit Eisenstangen misshandelt hatten, des Mordes an. Ihnen droht nun die Todesstrafe. Indiens Gesetze sehen bei Vergewaltigung eine Höchststrafe von zehn Jahren vor. Die überwiegende Zahl der 228650 Verbrechen gegen Frauen, die von den Behörden in 2011 registriert wurden, wird es freilich nie bis zu einem Richter schaffen, weil viele Fälle verschleppt werden.
Täter sind arme Wanderarbeiter
Bei den Tätern im Fall der 23-jährigen Studentin, der die ganze Nation aufwühlte, handelt es sich um Wanderarbeiter einer entlegenen Region von Indiens ärmsten Bundesstaat Bihar, die ihre Familie in den Heimatdörfer zurückgelassen hatten. Angesichts ihrer Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen liegt die Vermutung nahe, dass die indische Justiz sie angesichts der massiven Proteste der vergangenen Tage schnell aburteilen wird. Bei Tätern aus wohlhabenderen Familien drücken, wie die Erfahrung aus anderen Fällen in der Vergangenheit zeigt, korrupte Richter dagegen gerne beide Augen zu.
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Die junge Frau war Mittwochnacht der vergangenen Woche nach Singapur geflogen worden, weil sich ihr Zustand nach einem Herzstillstand rapide verschlechtert hatte. Sie erreichte das Hospital in Singapur mit einem Gehirnschaden und mehreren Infektionen in verschiedenen Organen.
Ärzte führten Öffentlichkeit in die Irre
Zuvor hatten die Ärzte des staatlichen Safdarjung-Krankenhauses in Delhi die indische Öffentlichkeit tagelang in die Irre geführt. Sie behaupteten, der Zustand der 23-jährigen verbessere sich. Dabei mussten Chirurgen der jungen Frau bei drei verschiedenen Operationen nahezu den gesamten Darmtrakt entfernen, der bei der Vergewaltigung verletzt worden war und sich infiziert hatte. Außerdem schafften es die indischen Ärzte nicht, die Infektionsherde im Körper des Opfers unter Kontrolle zu bringen. Als die verletzte junge Frau schließlich 13 Tage nach der Vergewaltigung in Singapur eintrafen, konnten die dortigen Spezialisten auch nicht mehr helfen.