Köln. . Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz klagt seit Dienstag vor dem Kölner Landgericht gegen ihre ehemaligen Anlageberater. Die 69-Jährige will ihr Milliardenvermögen zurück, das sie bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor verlor. Bislang hält das Landgericht ihre Argumentation für nicht einleuchtend.
Der Vorsitzende Richter machte ihr gleich am ersten Prozesstag wenig Hoffnung, die bei der Arcandor-Pleite verlorenen Milliarden zurückzubekommen. Das Wort ihres Vaters über Madeleine Schickedanz’ unglücklichen Umgang mit Geld scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten: „Meine Tochter hat kein richtiges Verhältnis zu Geld. Wenn Sie Madeleine mit zehn D-Mark zum Bäcker schicken, um ein paar Brötchen zu holen, und der sagt ,stimmt so’, glaubt sie ihm das und verlangt kein Wechselgeld zurück.“
Diesmal will die inzwischen 69-Jährige, öffentlich meist akkurat zur Mähne Geföhnte, kein Wechselgeld zurück. Sie fordert von ihrem Ex-Berater Josef Esch und der inzwischen zur Deutschen Bank gehörenden Privatbank Sal. Oppenheim nicht weniger als 1,9 Milliarden Euro. Kern ihrer Schadensersatzklage: Man habe ihr wider besseren Wissens Anteile am Warenhaus-Konzern Arcandor (Karstadt) aufgeschwatzt, obwohl sie diese gar nicht haben wollte. Mit der Pleite von Arcandor unter Thomas Middelhoff war das Geld weg, das sie von ihren Eltern, den erfolgreichen Quelle-Gründern, geerbt hat.
Ihr stand nie der Sinn nach Zahlen
Der Prozessauftakt in Köln geriet aber zur Katastrophe für die gerne in Medien als „Quelle-Erbin“ Titulierte. Der Vorsitzende Richter Stefan Singbartl sagte, es sei „schwerlich plausibel“, dass Schickedanz einerseits immer gegen die Anlage-Entscheidungen ihrer Berater gewesen sei, dies aber andererseits nie deutlich gemacht habe. „Bislang überzeugt uns der Vortrag noch nicht.“ Schickedanz, die persönlich nicht am Gericht erschien, sei in der Beweispflicht.
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Immerhin war Schickedanz auch Aufsichtsratsvorsitzende von Arcandor, auch wenn sie diese entscheidende Aufsicht meistens ihrem dritten Ehemann Leo Herl überließ, mit dem sie in Gütertrennung lebt. Im Gegensatz zu ihrer Mutter, die wortwörtlich in nächtelanger Arbeit die Quelle zum sprudelnden Unternehmen gemacht hatte (der Vater durfte als NSDAP-Mitglied erst nicht im Unternehmen arbeiten), stand der 1943 im Luftschutzkeller geborenen Madeleine nie der Sinn nach Zahlen. Das Betriebswirtschaftsstudium schmiss die spätere Honorarkonsulin von – aus heutiger Sicht wie passend: Griechenland – nach zwei Semestern.
Auf knapp vier Milliarden Dollar schätzte das US-Magazin Forbes 2008 ihr Vermögen. Im Sommer 2009 klagte sie in der Bild: „Wenn die Rettung von Arcandor scheitert, verliere ich alles. Ich bekäme noch nicht einmal Rente. Wir leben von 500 bis 600 Euro im Monat. Wir kaufen auch beim Discounter. Gemüse, Obst und Kräuter haben wir im Garten.“ Im Garten, so berichteten die Nachbarn allerdings, arbeitete ein Gärtner.
Hohn und Spott für die Erbin
Die Geschichte von der armen Pech-Madeleine mochte ihr in Deutschland allerdings niemand richtig glauben, und angeblich hat sie immer noch Vermögenswerte in Höhe von 400 Millionen Euro. Vielmehr ergoss sich Hohn und Spott („Hartz-IV-Empfängerin unter den Milliardären“) über die zurückgezogen lebende Erbin (Medientitel: „Das Phantom von Fürth“). Sie rangierte auf einer Stufe mit der Unternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler, die sich Anfang 2009 im mondänen Kitzbühel im Luxus-Pelzmantel ablichten ließ, gleichzeitig nach der selbstverschuldeten Beinahepleite ihres Automobilzulieferer-Unternehmens Staatshilfen wünschte.
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Madeleine Schickedanz hatte auch dann kein Glück, als sie Gutes tun wollte. Nach einer jahrelangen Krankenhaus-Odyssee ihrer Tochter gründete sie 1990 eine Kinderkrebs-Stiftung. Die ein finanzielles Desaster anrichtete. Von den 2006 bis 2008 eingesammelten 3,3 Millionen, so der „Spiegel“, kamen nicht einmal 30 Prozent dem wohltätigen Zweck zu. Der Rest ging in die Werbung neuer Spender. „Ich habe den falschen Leuten vertraut“, sagte Madeleine Schickedanz bei einer ihrer raren öffentlichen Äußerungen 2011 dem WDR. Und das anscheinend nicht nur einmal in ihrem Leben.