Berlin. In Deutschland leidet jeder Zweit- und Drittklässler unter Stress. Das geht aus einer Studie des Deutschen Kinderschutzbundes hervor. Demnach bezeichnen 33 Prozent der Kinder die Schule als Stressauslöser Nummer eins. Experten sagen, dass dieses Wissen für die Forschung ein großer Gewinn sei.
Jeder dritte Zweit- und Drittklässler fühlt sich in der Grundschule gestresst. Dies ergab eine bundesweite Befragung von fast 5000 Kindern zwischen sieben und neun Jahren, die der Deutsche Kinderschutzbund, das Prokids-Institut Herten und weitere Institutionen am Mittwoch in Berlin vorstellten. Demnach bezeichneten 33 Prozent der Kinder die Schule als Stressauslöser Nummer eins. Die Familie als Stressursache wurde hingegen deutlich seltener genannt.
"Uns hat vor allem überrascht, dass die Schule schon so früh bei relativ vielen Kindern Stress auslöst", erklärte die Leiterin des Prokids-Instituts, Anja Beisenkamp. Für die Kinderforschung sei diese Erkenntnis ein großer Gewinn. "Für Erwachsene, die sich die Kindheit immer noch als Hort der Glückseligkeit vorstellen, ist es allerdings erschreckend zu hören, dass Stressthemen die Kinderzimmertür so leicht passieren können."
Schulen spielen zu einem gesunden Lebensstil nur eine untergeordnete Rolle
Die Studie ergab zudem, dass schon Sieben- bis Neunjährige ein ausgeprägtes Gesundheitsbewusstsein haben. 96 Prozent der befragten Kinder nannten es wichtig, gesund zu sein. 78 Prozent gaben an, oft oder sehr oft Obst und Gemüse zu essen. Ebenfalls 78 Prozent der Kinder wollten mehr über Gesundheitsförderung und Vorsorge erfahren.
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"In diesem Alter ist alles vorhanden, was zur Ausbildung eines gesunden Lebensstils erforderlich ist: Bewusstsein, Motivation und Wissensdurst", unterstrich der Arzt und Autor Dietrich Grönemeyer bei der Vorstellung der Studie. "Nun sind wir Erwachsene gefordert, diese Impulse zu verstärken, zu erhalten und weiterzuentwickeln."
Der Untersuchung zufolge spielen die Schulen allerdings auf dem Weg zu einem gesunden Lebensstil der Kinder bislang nur eine untergeordnete Rolle: Als Vermittler von Wissen stehen sie demnach erst auf dem dritten Rang nach Müttern und Ärzten. "Wenn es um Gesundheit geht, dürfen die Schulen sich nicht nur auf reine Wissensvermittlung beschränken", mahnte der Kinderschutzbund-Sprecher Friedhelm Güthoff. "Sie müssen Kindern Erfahrungen bieten, um gesundheitsförderliches Verhalten auszuprobieren und einzuüben. Ein gemeinsames Frühstück oder Kochen wäre ein guter Anfang." (afp)