Witten. . Das nächste Abitur ist erst im Frühjahr, doch schon jetzt bringt der gemeinsame Abiturjahrgang von 12. und 13. Klasse der drei Wittener Gymnasien viele ins Schwitzen.

Das nächste Abitur ist erst im Frühjahr, doch schon jetzt bringt der gemeinsame Abiturjahrgang von 12. und 13. Klasse der drei Wittener Gymnasien viele ins Schwitzen.

Für die rund 260 zusätzlichen Absolventen in Witten wird es eng auf dem Ausbildungsmarkt, verunsicherte Eltern und Schüler stürmen Beratungsstellen, Lehrer der drei Gymnasien befinden sich schon in der heißen Organisationsphase.

Betriebe bilden nicht zusätzlich aus

Die Schüler, die in diesem Jahr ihr Abi gemeistert haben, ahnten es wohl früh: Eine Lehrstelle in 2013 zu finden, das wird schwer. „Viele haben sich schon eine Ausbildung in diesem Jahr gesucht, um den doppelten Abijahrgang in 2013 zu umgehen“, weiß Friedhelm Schulz, Berufsberater der Arbeitsagentur Hagen. Doch auch ohne die Bewerber, die in diesem Jahr ihren Abschluss gemacht haben, wird es enger als sonst auf dem Ausbildungsmarkt.

In Witten machen 260 Schüler zusätzlich ihr Abi, mehr Lehrstellen gibt es aber nicht. „Zurzeit sind 236 Plätze gemeldet. Das ist etwa das Niveau des Vorjahres“, stellt Experte Schulz fest. Der Berufsberater weiß aus vielen Gesprächen um die Sorgen der Schüler. Weil der Bedarf so groß ist, wurde sogar eine zusätzliche „Abiberaterin“ eingestellt.

„Die Schüler fragen nach einem Plan B, falls es mit der Ausbildung oder dem Studium nicht klappt“ , so Schulz. Er rät Gymnasiasten, über den Tellerrand hinaus zu blicken, weil typische Berufe wie Bankkaufmann verstärkt nachgefragt würden und es zwar mehr, aber nicht ausreichend Studienplätze für jeden gebe.

„Für manche kann eine Ausbildung oder ein Studium in einem anderen Bundesland oder im Ausland eine Alternative sein. Auch ein freiwilliges Soziales Jahr ist eine Möglichkeit, um 2014 eine Ausbildung zu beginnen“, so Schulz.

Auch in den Schulen laufen die Vorbereitungen auf den Doppeljahrgang auf Hochtouren. „Das ist eine außergewöhnliche Herausforderung für uns“, sagt Schulleiter Gerhard Koch. 177 Schüler machen an der Breddestraße im nächsten Jahr ihr Abi – 66 zusätzlich, die jetzt die 12. Klasse besuchen.

„Bei so vielen Schülern müssen wir mehr Aufsichtspersonal und Räume haben“, erklärt Koch. Dass ein Lehrer mehrere Abikurse betreuen und damit erheblich mehr Klausuren nachsehen muss, habe man weitestgehend verhindert. „Trotz aller guten Vorbereitungen kann es sein, dass manche Kurse anderer Jahrgänge ausfallen, weil ihre Fachlehrer bei Abiturprüfungen im Einsatz sind“, sagt Ulrich Janzen, Schulleiter des Ruhr-Gymnasiums. Zumindest diese Klassen dürften sich über das „Doppel-Abitur“ freuen.

INFO

Das doppelte Abitur ist Ergebnis einer Reform an deutschen Gymnasien (in Rheinland-Pfalz ab 2016): Die Schulzeit bis Ende der Oberstufe dauert ab 2013 nicht mehr 13, sondern nur zwölf Jahre. Es ist das erste und letzte Jahr, in dem zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen: Die jetzigen Klassen 12 und 13.

Das verkürzte Abitur wird auch „G8“ genannt, weil es nicht wie sonst in neun, sondern in acht Jahren am Gymnasium absolviert wird. Insgesamt machen 2013 712 Schüler ihr Abi. Am Albert-Martmöller-Gymnasium sind es aufgrund von „G8“ 150, am „Schiller“ 177, am „Ruhr“ 168.