Lünen-Süd. . Schulsozialpädagogin Andrea Wähmann entspannt Overbergschüler.

Wer schon lange nicht mehr in der Grundschule war, kann es kaum glauben, aber Grundschüler leiden bereits unter starkem Stress. Ein Problem, das die Schulsozialpädagogin Andrea Wähmann an der Overbergschule beheben will. Mit einem Entspannungskurs.

Selbst ganz junge Menschen haben keine Zeit mehr. Nach der Schule hetzen sie zum Blockflötenunterricht, zum Sport, dann zum Ballett, zwischendurch noch Hausaufgaben. Und auch in der Grundschule ist nur wenig Entspannung angesagt. Da kommt der Druck der Eltern. „Viele Schüler haben erzählt, dass eine Drei schon eine schlechte Note ist“, sagt die Sozialpädagogin. Symptome wie Appetit- und Schlaflosigkeit, selbst Depressionen seien nicht so außergewöhnlich bei Kindern, wie sie eigentlich sein sollten.

Deshalb hat sie den 150 Schülern der dritten und vierten Klasse das Angebot gemacht, einmal die Woche zur Ruhe zu kommen. Zwei Stunden nehmen sich die Mädchen und Jungen bewusst Zeit. „Das widerspricht völlig der Welt der Kinder“, sagt Wähmann. Statt Action-Painting und Wettbewerb legt sich Wähmann Kopf an Kopf in einen Kreis und lässt einfach mal die Seele baumeln. Oder sie reden gemeinsam beim Essen. Die Kinder kommen aus sich heraus, reden über Ängste und Nöte. Alles ganz intim und mit Schweigepflicht. „Ich sage den Kindern, dass sie zu Hause von dem schlechten Essen erzählen können, aber nichts von dem, was geredet wird.“ Und dann kommen die Kinder aus sich heraus, erzählen von Hänseleien, Ideenklau, ausgelacht werden, Angst vor Tod und Heimweh. Acht Mal trifft sich Andrea Wähmann mit den Schülern, drei Mal müssen auch die Eltern mitkommen. Damit sie sehen, dass ihr Kind Entspannung braucht, vielleicht auch selbst Ruhe finden, immerhin geben auch Mamas und Papas oft genug Vollgas. Deshalb bekommt auch jedes Kind eine Entspannungs-CD mit nach Hause, die es sich mindestens zwei Mal die Woche anhören soll, um auch selbstständig zu entspannen.

Das Angebot ist übrigens freiwillig, von 150 machen sechs Kinder mit. Viel zu wenig, findet Andrea Wähmann, „aber es bringt nichts, wenn wir jemanden zur Entspannung zwingen.“