Köln. . Am Dienstagabend wurden in Köln die Deutschen Fernsehpreise vergeben. Am Donnerstag wird die Show im ZDF gezeigt. Aber sie war schlecht und - abgesehen vom Gedenken an den verstorbenen Dirk Bach - reichlich emotionslos: eine schlechte Show für gute Filme.
Natürlich haben sie an Dirk Bach gedacht bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises am Dienstagabend in Köln. Schon am Eingang zum Coloneum steht Heinrich Schafmeister und verteilt selbst gemachte Aufkleber mit Bachs Konterfei und der Aufschrift „Danke Dirk“.
Aber große Emotionen gibt es während der gut zweieinhalbstündigen Preisverleihung nicht. Nur ein paar erinnernde Sätze, gesprochen von Oliver Welke, die in der Erkenntnis münden, dass Bach wohl nichts dagegen gehabt hätte, wenn man an diesem Tag feierte. The show must go on.
Tod von Dirk Bach überschattet Deutschen Fernsehpreis nicht
Von einem „Schatten“ zu reden, der nach dem überraschenden Tod des 51-Jährigen über der Veranstaltung lag, ist deshalb Unsinn. Der Deutsche Fernsehpreis war auch in den 13 Ausgaben zuvor mehr nüchterner Auszeichnungsmarathon als eine durch überbordende Fröhlichkeit glänzende Show – ganz egal welcher Sender gerade mit der Übertragung an der Reihe war.
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In diesem Jahr ist es das ZDF. Deshalb führen Oliver Welke und Olaf Schubert durch den Abend. Vor allem Welke macht das sehr unterhaltsam, weil gewohnt frech und auch das eigene Haus und die Kollegen nicht verschonend.
Deutscher Fernsehpreis mit Sketchen, die an die 70er-Jahre erinnern
Bei diversen Einspielfilmchen dagegen zeigt sich einmal mehr, wie schwer sich das Zweite mit Humor im Allgemeinen und Selbstironie im Speziellen tut. Claus Kleber und Gundula Gause als Garderobenroboter oder „heute“-Moderator Matthias Fornoff als Reinigungskraft erinnern jedenfalls unangenehm an Fernsehsketche der 70er-Jahre.
Viele große Namen der Branche fehlen in diesem Jahr in Köln. Kein Günther Jauch, kein Thomas Gottschalk, kein Harald Schmidt, kein Stefan Raab, keine Anke Engelke, keine Anne Will. Das kann auf Zeitmangel zurückzuführen sein oder auf Desinteresse.
Vielleicht aber zeigt es auch nur, dass sich am Horizont ein Generationswechsel im Deutschen Fernsehen abzeichnet. Denn vor allem im Show- und Comedybereich machen Leute wie Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf oder Martina Hill den Etablierten immer erfolgreicher Konkurrenz.
Quote trifft beim Deutschen Fernsehpreis auf Qualität
Geblieben ist die Dominanz der Öffentlich-Rechtlichen im Bereich Fernsehfilm und Mehrteiler. Was unter anderem wohl auch daran liegt, dass die Deutschen Fernsehpreise von einer Jury und – mit einer Ausnahme – nicht vom Publikum vergeben werden. Da ist dann Qualität wichtiger als Quote, und wenn es wirklich gut läuft, dann kommt sogar beides zusammen.
Wie bei „Das Ende einer Nacht“, einem ZDF-Justizdrama, das im März dieses Jahres nicht nur mehr als sechs Millionen Menschen vor den Bildschirm lockte, sondern am Dienstag in Köln auch bester Fernsehfilm des Jahres wird. Und für den Barbara Auer und Ina Weisse den Preis als Beste Schauspielerinnen erhalten. Während Wotan Wilke Möhring für seine Rolle im ARD-Selbstmorddrama „Der letzte schöne Tag“ – ebenfalls alles andere als ein leichter Stoff – zum besten Schauspieler gekürt wird.
Deutscher Fernsehpreis 2012 nur mittelmäßig
Spät am Abend wird im Coloneum-Foyer bei Grill-Aubergine und Lammrücken gefeiert. Zu Recht. Denn die – über weite Strecken recht trockene, manchmal sogar etwas langatmige Preisverleihung 2012 hat einmal mehr bewiesen, dass das deutsche Fernsehen besser ist als sein Ruf. Schade nur, dass die Show zur Preisverkündung selbst wieder nur mittelmäßig war.
Zu sehen ist sie am Donnerstag (4. Oktober) um 20.15 Uhr im ZDF, erst zwei Tage nach der Verleihung. Mittwochs ist nämlich Champions-League-Tag im Zweiten. Immerhin: Da gibt es Emotionen.