Mainz. . Deutschlands beliebteste Schauspielerin überzeugt in ihrer neuen Rolle als TV-Ermittlerin Lena Fauch. Obwohl es bei der Premiere noch ein paar kleine Unstimmigkeiten gibt. Dennoch geht dem Film, an diesem Montag um 20:15 Uhr im ZDF, nach der ersten rasanten halben Stunde nicht die Puste aus.

Neulich, beim ZDF. Wir brauchen eine gute Quote, lasst uns mal wieder was mit der Ferres machen, dachte man sich. Und zwar etwas ganz anderes, weg vom bekannten „Muttertier“-Schema, hin zum knallharten Krimi, aber natürlich mit Herz, ist ja schließlich die Ferres. So kam sie wahrscheinlich zur Welt, die Polizei-Seelsorgerin Lena Fauch, die an diesem Montag um 20.15 Uhr ihren ersten Fall löst, und eins lässt sich sagen: Es gab schon hässlichere Kopfgeburten.

„Die Tochter des Amokläufers“ beginnt dramatisch und entwickelt in den besten Momenten eine Spannung wie im Hollywood-Thriller. Ein Mann, verzweifelt ob des Selbstmordes seiner Frau, nimmt von seinem Fenster aus die Gäste eines Biergartens unter Feuer. Lena Fauch will vermitteln und scheitert. Beim Sturm auf die Wohnung wird der Amokläufer getötet, seine Tochter, die unter der Obhut der Seelsorgerin stand, schwer verletzt. Was genau passiert ist, bleibt erst einmal unklar. Doch Lena Fauch zweifelt an der offiziellen Version eines tragischen Unfalls und beginnt, gegen alle Widerstände, mit der Rekonstruktion des Dramas.

Veronica Ferres, so hört man, ist mächtig stolz auf diese Rolle. Deutschlands beliebteste Schauspielerin hat denn auch einiges investiert in die Lena, nicht zuletzt frisurtechnisch. Als Lena trägt sie die Haare radikal kurz.

Kleiner Kunstgriff verschafft Profil

Jeden Morgen musste die blonde Langmähne also in einem aufwendigen Verfahren unter einer Perücke verschwinden, in aller Frühe, lange bevor die Dreharbeiten begannen. „Während der Prozedur habe ich die Augen geschlossen und mich auf meine Rolle konzentriert“, ließ die 47-Jährige bei einem Pressetermin wissen. „Und wenn ich sie wieder aufmachte, waren die Haare weg!“

Am Ende gefielen ihr die kurzen Haare sogar besser als das lange Original. „Aber abschneiden, das traue ich mich dann doch nicht!“ Wie auch immer: Der kleine Kunstgriff gibt Veronicas Lena erstaunliches Profil. Da ist sogar Raum für mehr. So sicher ist man sich des Erfolgs beim ZDF, dass der zweite Teil bereits gedreht wird und die Perspektive einer auf Jahre angelegten Krimi-Reihe nicht dementiert wird.

Film mit Serienpotenzial

Vieles ist allerdings noch im Fluss bei dieser Figur, und deshalb gibt es bei der Premiere ein paar kleine Unstimmigkeiten. Immer wieder werden Versatzstücke aus Lenas Leben eingefügt, die dem Fortgang der (guten) Geschichte ein wenig im Wege stehen. Doch das lässt sich bei einem Serienstart kaum vermeiden: Manches muss einfach jetzt eingeführt werden, um Stoff für weitere Folgen zu züchten.

Dennoch geht dem Film nach der ersten rasanten halben Stunde nicht die Puste aus. Ein Thriller ist das nicht mehr, eher ein Psychodrama. Hier ist es ruhig, wo es ruhig sein sollte, und laut, wo es krachen muss: alles richtig und versehen mit mutigen, weil nicht abgegriffenen Stilmitteln. Diese Lena Fauch könnte uns ans Herz wachsen.