Mexiko-Stadt. . Der Software-Hersteller John McAfee ist untergetaucht. Der Gründer des IT-Unternehmens McAfee wird wegen Mordes gesucht. Der 67-Jährige wird verdächtigt, seinen Nachbarn erschossen zu haben. Mit einer jungen schönen Frau ist er auf der Flucht vor der Polizei.
Ein bisschen erinnert diese bizarre Geschichte an den Plot eines Kriminalromans: ein schillernder und ziemlich durchgeknallter Protagonist, Millionär und Aussteiger dazu, ein tropischer Tatort. Geld, Waffen, Drogen und eine mysteriöse junge Frau. Und über allem schwebt die Frage. War er’s, oder war er’s nicht? Hat John McAfee, der Gründer des gleichnamigen Konzerns für Computer-Virenschutz, seinen Nachbarn am vergangenen Wochenende auf dessen Anwesen in Belize in den Hinterkopf geschossen und sich dann mit Computer und Mobiltelefon aus dem Staub gemacht? Und das alles nur, weil sich die beiden Gringos im kleinen Belize nicht ausstehen konnten?
Weltweit bekannter Virenjäger
Jedenfalls ist der 67-jährige McAfee auf der Flucht. Und das nach eigenen Angaben in Begleitung einer jungen schönen Frau. Er wechselt sein Telefon täglich, so wie auch seinen Aufenthaltsort, aber er telefoniert stündlich mit US-Medien und beschwört ihnen gegenüber seine Unschuld. Aber stellen will er sich den belizischen Behörden nicht. Das seien Folterer, sagt McAfee. Und sie wollten ihn nur töten.
McAfee lebt seit 2009 auf der Belize vorgelagerten Halbinsel Ambergris Caye, ein paradiesisches Kleinod, und wie ganz Belize Heimstatt Tausender US-Bürger. Die türkisfarbenen Wasser der Karibik und die perlweißen Sandstrände ziehen die Millionäre aus den nahen Vereinigten Staaten magisch an. Zumal die kleine ehemalige britische Kolonie British Honduras eine englischsprachige Enklave in Zentralamerika ist, eingeklemmt zwischen Guatemala, Honduras und Mexiko.
McAfee hat als Virenjäger weltweite Bekanntheit erlangt. Der in England geborene Programmierer gründete 1987 sein Unternehmen und entwickelte als Erster Software-Programme gegen PC-Viren. Er machte damit Millionen und verkaufte das Unternehmen Anfang der 90er-Jahre. Heute gehört es dem Chiphersteller Intel.
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Zeitweise soll McAfees Vermögen 100 Millionen Dollar betragen haben. Einen Großteil davon brachte er bei kostspieligen Hobbys und riskanten Investitionen durch. Den Rest erledigte die Finanzkrise. Vor vier Jahren zog der tätowierte Bonvivant, der gerne mit freiem Oberkörper und Waffen posiert, nach Belize, um seine Steuerlast zu verringern, wie er einmal sagte. Angeblich blieben ihm vier Millionen Dollar.
Er experimentiert mit Antibiotika-Herstellung, züchtet Pflanzen
Soweit noch alles einigermaßen normal. Aber McAfees Leben auf Ambergris Caye nimmt mit der Zeit absonderliche Züge an. Er schreibt Bücher über Yoga, experimentiert mit Antibiotika-Herstellung, züchtet Pflanzen.
Im April des Jahres nimmt die Gang Supression Unit (GSU), eine paramilitärische Sondereinheit der Polizei von Belize McAfee nach einer Razzia in seinem Haus vorübergehend fest. Sie suchten nach Drogen und Waffen auf seinem Anwesen. Seitdem fühlt sich der Virenjäger gejagt.
Mit seinem Nachbarn Gregory Viant Faull (52), Bauunternehmer aus Orlando, US-Staat Florida, konnte er überhaupt nicht: „Ich war sicher nicht sein bester Freund, und er nicht meiner. Aber ich habe in den vergangenen drei Jahren vielleicht zehn Worte mit ihm gewechselt“. Nun ist Faull tot.