London. . Ein Drama hat sich über Jahre zwischen dem Tetra-Pak-Erben Hans Kristian Rausing und dessen Frau Eva abgespielt. Am Ende lebte der Milliardär zwei Monate lang mit seiner toten Frau zusammen. Wegen der Verzögerung ihrer Bestattung wurde Rausing nun zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Ein Richter hat am Mittwoch den Tetra-Pak-Erben Hans Kristian Rausing zu einer zehnmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt, weil dieser eine angemessene Bestattung seiner Ehefrau Eva verhindert hat. Rausing hatte sich zuvor schuldig bekannt. Die Leiche von Eva Rausing hatte zwei Monate lang im vornehmen Londoner Haus des Ehepaars gelegen, bevor sie unter einem Stapel Kleidung und Müllsäcken entdeckt wurde. In einer Erklärung, die vor Gericht verlesen wurde, sagte Hans Kristian Rausing, er habe wohl nach dem Tod seiner Frau einen Zusammenbruch erlitten und nicht mehr rational gehandelt. Der 49-Jährige war zuletzt in psychiatrischer Behandlung.

Eva Rausing wurde Anfang Juli im Alter von 48 Jahren tot in ihrem Haus aufgefunden, nachdem ihr Mann wegen eines auffälligen Fahrstils in seinem Wagen von der Polizei angehalten worden war. Eine medizinische Untersuchung ergab, dass die Frau am 7. Mai gestorben war. Hans Kristian Rausing bestritt, seiner Frau Schaden zugefügt oder sei mit Drogen versorgt zu haben.

Rausing zunächst unter Mordverdacht

Rausing war im Juli zunächst unter dem Verdacht festgenommen worden, seine Frau Eva ermordet zu haben. Später wurden erhebliche Drogenmengen im Körper der 48-jährigen Verstorbenen gefunden, darunter Kokain. Daraufhin wurde Rausing zur Last gelegt, er habe die ordnungsgemäße Beerdigung seiner Frau verhindert. Deren bereits halb verweste Leiche war am 9. Juli bei einer Drogenrazzia gegen ihren Mann im Haus des Paars im Londoner Nobelbezirk Belgravia unter einem Stapel aus Müllsäcken und Kleidungsstücken entdeckt worden.

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In einer nach seiner Festnahme abgegebenen Erklärung, die am Mittwoch vor Gericht verlesen wurde, versicherte Rausing, er habe "keine kohärente Erinnerung an die Ereignisse, die zu Evas Tod führten". Er könne aber versichern, dass er ihr niemals "etwas Schlimmes gewünscht oder angetan" habe. "Ich habe versucht weiterzuleben, als ob nichts passiert wäre", fügte Rausing hinzu. Er vermute, dass er nach dem Tod seiner Frau einen Zusammenbruch erlitten habe. Die genaue Todesursache ist weiter unbekannt.

Der Angeklagte bekannte sich vor dem Gerichtshof von Isleworth außerdem schuldig, unter Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Rausing kam Mitte des Monats unter Auflagen frei, er muss unter anderem in einer psychiatrischen Klinik bleiben. Ein Datum für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.

In einer Suchtklinik kennengelernt

Der Tetra-Pak-Erbe und Eva Kemeny, die Tochter eines wohlhabenden Pepsi-Managers aus den USA, hatten sich in den 80er Jahren in einer Suchtklinik kennengelernt. Sie bekamen zusammen vier Kinder. Dass das Paar Drogenprobleme hatte, war seit Jahren bekannt. Gleichzeitig unterstützte es mit großen Summen mehrere Organisationen, die sich dem Kampf gegen Rauschgift verschrieben haben.

Das Vermögen der Rausing-Familie wird von der "Sunday Times" auf etwa 5,5 Milliarden Euro geschätzt. Rausings Vater Hans hatte aus dem kleinen Verpackungsunternehmen seines Vaters eine Multimilliarden-Euro-Firma gemacht und war in den 80er Jahren aus Steuergründen von Schweden nach Großbritannien gezogen. 1995 verkaufte er seine Anteile am Unternehmen und lebt heute in Südengland. (AFP)