Mainz. . Am Donnerstag zeigt die ARD „Verloren auf Borneo“, einen Liebes- und Tierfilm, indem die Tierszenen gelungen sind, die Liebesgeschichte aber doch sehr hanebüchen daherkommt. Ein Gespräch mit dem Schauspieler über die Intelligenz der Affen und die Notwendigkeit von richtigem Tierschutz.
Kettensägen jaulen. Orang Utans springen verwirrt umher. Der Einstieg ist spektakulär, obwohl – hier kommt ein Herz-Schmerz-Film daher. Mit einer, soviel sei verraten, banalen, zum Teil hanebüchenen Liebesgeschichte. Auf der fiktiven Ebene. Sehenswert hingegen ist die realistische: Thematisiert wird in „Verloren auf Borneo“(ARD, Donnerstag, 20.15 Uhr) die Abholzung des Regenwaldes, die korrupte Palmöl-Industrie, das dadurch bedingte Aussterben der Menschenaffen. In vorderster Front der Schauspielerriege: Hannes Jaenicke (52).
Glauben Sie, der Zuschauer erkennt die real existierenden Grausamkeiten?
Hannes Jaenicke: Die Produzentin Katharina Trebitsch hat den jungen Drehbuchautoren Serkal Kus ins Boot geholt. Wir haben viel miteinander geredet während der Buch-Entwicklung und versucht, so viel Umweltproblematik in den Film zu packen, wie es eine Comedy verträgt. Vorausgegangen war meine Dokumentation „Im Einsatz für Orang Utans“. Wir haben damals wie heute die Palmöl-Mafia, den katastrophalen Tropenholz-Import und den Handel mit Orang Utans thematisiert. Aber eben passend zum Genre.
Was war für Sie das Faszinierende bei Ihrem ersten Zusammentreffen mit den Orang Utans?
Jaenicke: Das Erschreckende ist, wie menschlich diese Tiere sind. Sie freuen sich, sie trauern, spielen.
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Was macht den Unterschied zwischen Doku und Fiktion?
Jaenicke: In der Doku haben wir eine Szene gezeigt, in der ein rasiertes Orang-Weibchen in einem Puff konfisziert wurde. Wir haben lange mit der Redaktion diskutiert, ob solche Bilder für den Zuschauer zumutbar sind. Denn sie waren wirklich grausam. Jetzt im Spielfilm haben wir dieses mögliche Schicksal nur angesprochen und nicht gezeigt.
Eine Frage zu Ihrem Engagement. Verstehen Sie sich als Tierschützer?
Jaenicke: Nicht per se. Aber ich überlege, wie bringe ich ein abstraktes Umweltthema, wie zum Beispiel Regenwaldvernichtung, im Fernsehen in ein Format, das wirkungsvoll ist. Das geht am besten, wenn man ein Tier vorstellt, das von der Regenwaldzerstörung betroffen ist und ausgeraubt wird.
Bei Umweltorganisationen stehen Sie als Protagonist für den Tierschutz doch in der ersten Reihe …
Jaenicke: Natürlich ging es in unserer Klima- oder CO2-Doku um den aussterbenden Eisbären. Das Thema ist ja immer: Man nehme eine aussterbende Spezies und erzähle, was wir und unser Konsum damit zu tun haben. Weil sich jeder Mensch bei uns fragt: Was habe ich damit zu tun, wenn die Orangs in Borneo aussterben?
Orang Utans in Dortmund
Was erwarten Sie sich von diesem Film?
Jaenicke: Zunächst einmal, dass die Menschen sich amüsieren. Und danach: Einen Moment nachdenken, wenn sie den Abspann lesen. Beim nächsten Teakmöbel-Kauf überlegen, ob das wirklich eine gute Idee ist. Dass Verbraucher sich Gedanken darüber machen, wo überall Palmöl drin ist. Ob sie das tatsächlich kaufen und konsumieren möchten. Der Idealfall wäre natürlich, wenn Leute an den Punkt kämen und sagen würden: Mir reicht das jetzt, das muss man sofort stoppen.
Wo kamen die Tiere her, mit denen Sie spazieren gegangen sind?
Jaenicke: Das war eine Silikonpuppe mit schönen roten Haaren. Es war uns wahnsinnig wichtig, dass wir nicht mit lebenden Tieren drehen, sie wie im Zirkus missbrauchen. Es gab einen winzigen Nachdreh mit einem in einem Florida-Film-Zoo gehaltenen Orang Utan. Ich persönlich finde es sträflich, was im Fernsehen mit lebenden Tieren passiert, wie zum Beispiel bei „Unser Charlie“.