Palangka Raya. Der Lebensraum der Orang-Utans auf Borneo ist bedroht. Die „Waldmenschen“ leben in Auffanglagern – doch die Regierung will sie schließen. Genügend Lebensraum für tausend Orang-Utans gibt es anderswo aber bislang nicht. Denn Indonesien plant, die Palmölplantagen weiter auszudehnen.

Die Orang-Utan-Mutter setzt ihre ganze Kraft ein. Mit aller Macht stemmt sie sich in den Wipfel des zehn Meter hohen Baums und bringt ihn zum Schwingen. Ihr Junges klammert sich wie ein Rucksack an ihrem Bauch fest. Am und im Wasser hangeln sich andere Primaten aus dem guten Dutzend, das auf „Orang-Utan Island“ zur Futterstelle gekommen ist.

Insel im Susur-Fluss im Süden Borneos mit dem dichten Vorhang aus Urwaldriesen, Feigenbäumen und einem Filz aus Lianen ist ihre letzte Station, bevor sie wieder in die Natur ausgewildert werden. Hier sollen sie lernen, wie sich ein Orang-Utan im Regenwald zu benehmen hat, wenn er überleben will. Aber gerade dieser Lebensraum schrumpft dramatisch. Die „Orang Utan Islands“ werden zum Parkplatz der Kuscheltiere.

Parkplatz der Kuscheltiere

Gut 150 Primaten leben auf den vier geschützten Affeninseln Kaja, Pallas, Bangamat und Hampapak im Susur. Insgesamt warten in den Auffangstationen der privaten Orang-Utan-Schutzorganisationen etwa eintausend der Primaten auf einen Platz zum Leben. Es gibt nicht zu viele „Waldmenschen“, wie Orang-Utan übersetzt heißt. Sondern zu wenig Lebensraum. Die größten Baumbewohner des Planeten kommen nur noch auf den indonesischen Inseln Sumatra und Borneo vor. Nach Schätzungen der internationalen Naturschutzunion (IUCN) gibt es dort noch etwa 7000 bzw. 50 000 Exemplare, die dem Verlust ihres Lebensraums durch Waldzerstörung, Wilderei oder Feuer schutzlos ausgeliefert sind.

„In den letzten Jahren haben wir etwa 200 Orang-Utans ausgewildert“, sagt Ranger Sogianto, der auf den Inseln das „Orang Utan Conservation Project“ des Nationalparks betreut. Die ausgewilderten Affen brauchen Wälder ohne wilde Artgenossen, denn „eine Konfrontation mit denen überleben sie nicht“, sagt Nina Nuraisyiah vom World Wide Fund for Nature (WWF) Indonesien. Und die fast völlig verschwundenen Populationen etwa in Sumatra mit den Borneo-Affen aufzufüllen, ist nicht möglich: Der Sumatra-Orang-Utan ist eine andere Art.

Minenfirmen sollen den Tieren ein neues Zuhause bieten

Die indonesische Regierung hat das Problem der Auffangstationen verschärft. Bis 2015 sollen sie geschlossen werden. Bisher sorgen die NGOs (Nichtregierungsorganisation), die sich aus Spenden finanzieren, für den Unterhalt der Tiere, der monatlich pro Orang-Utan etwa 200 Euro kostet. Eigentlich herrscht wegen der Überfüllung ein Aufnahmestopp, sagt Anna Voß von BOS (Borneo Orangutan Survival) Deutschland. „Aber es werden immer mehr Orang-Utans gebracht .“

Wohin also in drei Jahren mit den Tieren? Die Tierschützer reden mit Holz- und Minenfirmen, um auf deren Ländereien ihre Affen unterzubringen. „Wir werden ein Gebiet im Norden von Zentralkalimantan untersuchen“, verspricht Ranger Sogianto. Genügend Lebensraum für tausend Orang-Utans gibt es aber bislang nicht. Denn Indonesien plant, die Palmölplantagen weiter auszudehnen. Wenn sich an diesen Trends nichts ändert, wird es nach einer Studie des WWF sehr eng für das Überleben des menschenähnlichen Waldbewohners. Allein in den letzten 20 Jahren wurde demnach sein Lebensraum auf Borneo um 55 Prozent reduziert.