Berlin. Fast jeder zweite Bus hat Mängel, jeder sechste sogar erhebliche – diese Zahlen hat der Verband der TÜV in Deutschland am Mittwoch in seinem Bus-Report veröffentlicht. Er sieht vor allem mehr Busse mit erheblichen Mängeln und macht dafür den höheren Kostendruck für die Unternehmen verantwortlich.

Mehr als jeder sechste Bus in Deutschland fällt bei der TÜV-Hauptuntersuchung mit erheblichen Mängeln auf. 15,2 Prozent der begutachteten Linien-, Überland- und Reisebusse mussten erst in die Werkstatt, bevor die Prüfer ihnen die Plakette gaben, wie aus dem am Mittwoch vom Dachverband VdTÜV veröffentlichten Bus-Report 2012 hervorgeht. An weiteren 30,1 Prozent stellten die Experten leichte Mängel fest, so dass insgesamt fast die Hälfte der getesteten Busse beanstandet wurde.

Die Zahl der Busse mit erheblichen Mängeln sei im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen, erklärte der TÜV-Verband. 2010 habe sie bei 12,4 Prozent gelegen, 2011 bei 13,8 Prozent. Gründe dafür könnte ein höherer Kostendruck sein, der auf öffentlichen und privaten Unternehmen in Zeiten knapper Kassen laste. Der Verband empfahl Busunternehmern vor diesem Hintergrund eindringlich, auf den Zustand ihrer Fuhrparks zu achten und Wartungsarbeiten rechtzeitig auszuführen.

Immer mehr ältere Busse haben Mängel

Den Angaben zufolge ist der Anstieg der erheblichen Mängel bei älteren Bussen besonders auffällig. Nach einem Jahr liegt die Quote bei 4,7 Prozent, nach fünf Jahren sind es 11,6 Prozent. Bei zehn Jahre alten Fahrzeugen wurde die Plakette bei 16,8 Prozent erst nach Reparaturen gewährt, bei den 20 Jahre alten Bussen trifft dies auf mehr als ein Viertel zu. Die häufigsten Mängel fanden die TÜV-Tester an der Fahrzeugbeleuchtung, es folgten mit großem Abstand Motor und Getriebe, Rostschäden sowie Achs-, Brems- und Lenkungsmängel.

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Dennoch warnte Klaus Brüggemann, geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV, vor Panikmache: "Rein statistisch" sei der Bus "eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt", betonte Brüggemann unter Verweis auf den "erfreulich" hohen Anteil von 54,6 Prozent an mängelfreien Bussen. Die schweren Busunglücke der vergangenen Jahre hätten aber gezeigt, dass Unfälle dramatische Folgen haben können. "Durch die Liberalisierung des Fernverkehrs wird die Bedeutung der Reisebusse noch zunehmen", prognostizierte Brüggemann. "Dabei muss die Sicherheit für die Fahrgäste immer an erster Stelle stehen", forderte er.

Busse müssen jedes Jahr zum TÜV

Für den Bus-Report wertete der TÜV-Verband nach eigenen Angaben die Daten von rund 50.000 Hauptuntersuchungen von Reise- und Linienbussen aus. Anders als Pkw müssen Fahrzeuge, die mehr als acht Personen befördern sollen, jedes Jahr zum TÜV, wo sie auf Basis eines amtlichen Prüfkatalogs begutachtet werden. (dapd / AFP)