Neuenrade. .

„Nein, mit diesem Bus schicken wir unser Kinder nicht auf die knapp 400 Kilometer weite Reise nach Stade“ - darüber waren sich Eltern und Lehrer der 8. Klasse der Gertrudenschule aus Neuenrade gestern Morgen schnell einig, als der Bus für die angesetzte Klassenfahrt auf dem Schulparkplatz vorfuhr.

Dem Gefährt war schon mit einfachem Blickkontakt anzusehen, dass es bessere Zeiten lange hinter sich hatte. Als man dann auch noch feststellte, dass der Stempel der letzten Sicherheitsprüfung längst abgelaufen, gerade noch für September der TÜV-Stempel gültig war, wurde erst einmal die Polizei informiert. Die Beamten der Wache Neuenrade zogen gleich die Experten vom Verkehrsdienst hinzu, die auch unmittelbar eine TÜV-Überprüfung anordneten.

Die einwöchige Klassenfahrt der 25 Schüler mit Klassenlehrerin Doris Bommersbach und Lehrer Marcon Bendig war damit erst einmal gestoppt. Doris Bommersbach setzte sich umgehend telefonisch mit dem Unternehmen in Verbindung, bei dem der Bus gebucht war. Sie hatte sich mehrere Angebote geben lassen, um es für die Schüler so preiswert wie möglich zu machen, den Zuschlag hatte ein Reiseunternehmen bekommen mit Sitz am Rande des Teutoburger Waldes.

„Anhand der Bilder im Internet haben wir uns gedacht, dass dieses Unternehmen in Ordnung ist“, so Bommersbach. Was sie dann gestern am Telefon hörte, war schon abenteuerlich. Das Busunternehmen hatte die Klassenfahrt einem Subunternehmen überlassen - und der hatte das noch einmal einem Subunternehmen vermittelt! Der letzte in der Reihe kam gestern mit dem „Schrottfahrzeug“ in Neuenrade vorgefahren.

Polizei lobt Handeln
von Eltern und Lehrern

Erhebliche Mängel wurden bei der technischen Überprüfung festgestellt, Ergebnis: „Wir haben das Fahrzeug sofort stillgelegt, gegen den Halter und den Fahrer gibt es Ordnungswidrigkeitsanzeigen!“ Polizei-Pressesprecher Dietmar Boronowski lobte das Verhalten von Eltern und Lehrern, dass sie in diesem Fall die Polizei eingeschaltet haben.

Das Unternehmen in Niedersachsen, bei dem ursprünglich der Bus für die Klassenfahrt bestellt wurde, ist dann gestern bei der Suche nach einer Lösung - Schüler nach Stade bringen - in Neuenrade fündig geworden! Das Unternehmen Michels aus Altenaffeln sprang ein. Mit zwei Fahrern ging es Richtung Stade, „Chef“ Karl-Ludwig Michels war persönlich dabei: „Zwei Fahrer, um die vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, unser Bus kommt noch am Abend zurück, ist morgen wieder im Einsatz“, so Michels.

Der begrüßte gestern im WR-Gespräch ausdrücklich die Maßnahmen der Polizei. Er ärgert sich maßlos über die „schwarzen Schafe“ in der Branche, bei der Sicherheit würde am falschen Ende gespart. Mit fünf Stunden Verspätung ging es für die Gertruden-Schüler gestern also Richtung Stade, und wahrscheinlich wird das Unternehmen Michels die Kinder am Ende der Woche auch wieder in Norddeutschland abholen.