Berlin. Ein 20-Jähriger war am Alexanderplatz in Berlin von Unbekannten angegriffen worden. Sie traten ihn gegen den Kopf. Das Opfer starb an den Verletzungen. Für Hinweise auf die Täter wurde eine Belohnung von 15.000 Euro ausgesetzt.

Nach der tödlichen Prügelattacke auf einen 20-Jährigen am Berliner Alexanderplatz haben die Ermittlungsbehörden eine Belohnung von 15.000 Euro für Hinweise auf die Täter ausgesetzt. Das teilte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Andreas Behm, am Dienstag in Berlin mit. Innensenator Frank Henkel (CDU) kündigte unterdessen an, die Polizeipräsenz am Alexanderplatz zu erhöhen.

Der 20-Jährige war am frühen Sonntagmorgen von Unbekannten angegriffen und mit Tritten gegen den Kopf so schwer verletzt worden, dass er starb. Nach Angaben von Michael von Hagen, Leiter der Abteilung für Kapitaldelikte bei der Staatsanwaltschaft, ergab die Obduktion, dass der junge Mann an Schädelblutungen verstarb. Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen Ermittlungen wegen Mordes auf.

20-Jähriger kümmerte sich um betrunkenen Freund

Die Leiterin der Mordkommission, Jutta Porzucek, schilderte neue Einzelheiten der Gewalttat. Danach war das spätere Opfer mit drei Freunden gegen vier Uhr früh am Alexanderplatz unterwegs gewesen. Die vier Männer hatten ein Lokal im Fernsehturm besucht, mussten dieses aber verlassen, weil einer von ihnen zu stark alkoholisiert war.

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"Einer der Freunde wollte ein Taxi organisieren, der 20-Jährige und ein weiterer Mann kümmerten sich um den Betrunkenen", sagte Porzucek. Als sie ihn auf einen Stuhl vor einem geschlossenen Café am Alexanderplatz setzten, zog laut Porzucek ein Mann aus der Tätergruppe den Stuhl weg, woraufhin der Betrunkene hinfiel. Der 20-Jährige habe darum gebeten, den Mann sitzen zu lassen. Daraufhin hätten die Angreifer ihn mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf traktiert, bevor sie flohen.

Während der Tat hielten sich nach Einschätzung der Polizei zahlreiche Menschen in der Nähe auf. Die Prügelattacke fand unweit eines Lokals statt, wo die Aftershow-Party des türkischen Musikers Murat Boz abgehalten wurde. "Dort befanden sich bis zu 700 Personen", sagte Porzucek. Dass die Täter zu den Partygästen gehört haben könnten, wollte sie nicht bestätigen.

Mehr Polizeipräsenz für mehr Sicherheit

Innensenator Henkel sagte im rbb-Inforadio, die Polizei prüfe, inwieweit die Sicherheitsvorkehrungen am Alexanderplatz erhöht werden könnten. "Ich halte eine größere Polizeipräsenz für sehr wichtig, um das Sicherheitsgefühl zu stärken", sagte der CDU-Politiker. Zugleich forderte er eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wie Gewalt verhindert und mehr Respekt geschaffen werden könne. Polizei und Justiz stünden nur am Ende einer langen Kette.

Der Fall vom Sonntag ist der dritte innerhalb weniger Tage in Berlin. Bereits am Wochenende zuvor hatten zwei nächtliche Gewalttaten für Aufsehen gesorgt, eine davon ereignete sich ebenfalls am Alexanderplatz. In beiden Fällen wurden die Opfer durch Schüsse schwer verletzt.

Der Soziologe Helmut Thome warnte im Deutschlandradio Kultur davor, dass zunehmende soziale Ungleichheit die Gewaltkriminalität fördere. In den letzten zehn Jahren hätten die Erfahrungen von Versagen durch die wachsenden sozialen Unterschiede zugenommen. Es gebe immer mehr "Bildungsverlierer", sagte er. "Wer jetzt Verlierer ist, dem wird dies als individueller Makel zugerechnet." Als Gegenmaßnahmen empfahl der Soziologe Präventionsprogramme in den Schulen. (afp)