Roswell. Mit seinem Rekordsprung aus der Stratosphäre hat der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner am Sonntag Geschichte geschrieben. Der 43-Jährige durchbrach den offiziellen Messdaten zufolge als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer und landete sicher in der Wüste des US-Bundesstaats New Mexico. Ihm seien “20 Tonnen Last von den Schultern gefallen“, sagte er nach seiner Landung dem österreichischen Sender Servus TV.
Mit einem waghalsigen Rekordsprung hat der Extremsportler Felix Baumgartner am Sonntag Geschichte geschrieben. Aus einer Höhe von etwa 39 Kilometern am Rande der Stratosphäre stürzte sich der Österreicher in die Tiefe. Nach rund neun Minuten landete der "Furchtlose Felix" sicher auf der Erde im US-Staat New Mexico. Laut einer vorläufigen Messung durchbrach er bei seinem Sprung die Schallmauer und erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 1.342 Kilometern pro Stunde.
Bei der Landung riss Baumgartner die Arme in Siegerpose in die Höhe. "Wenn man da oben steht, wird man demütig. Du denkst nicht mehr daran, Rekorde zu brechen, du denkst nicht mehr daran, wissenschaftliche Daten zu sammeln", sagte Baumgartner. "Du willst nur noch lebend zurückkommen."
Baumgartners Sprung fesselt Millionen Menschen an die Bildschirme
Millionen Menschen verfolgten Baumgartners Sprung im Internet, in den sozialen Netzwerken wurde angeregt über den Rekordversuch diskutiert. "Manchmal müssen wir wirklich hoch hinaus, um zu sehen, wie klein wir sind", sagte der 43-Jährige.
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Als sich der frühere Fallschirmjäger am Rande der Stratosphäre von der Kapsel abstieß, hielten die Teammitglieder im Kontrollzentrum in Roswell die Luft an. Für kurze Zeit geriet Baumgartner ins Trudeln. "Als ich mich die ersten 10, 20 Sekunden gedreht habe, dachte ich nicht daran, dass ich sterben könnte. Ich war enttäuscht, weil ich den Rekord nicht erreichen würde. Ich habe sieben Jahre meines Leben da hineingesteckt", sagte der Extremsportler.
Durchbruch der Schallmauer wohl gelungen
Baumgartner sei mit einer Geschwindigkeit von Mach 1,24 zur Erde gerast, sagte Brian Utley vom Internationalen Verband für Sportfliegerei, der den Sprung überwachte. Allerdings seien die Messergebnisse noch nicht bestätigt. Das Durchbrechen der Schallmauer sei schwer zu beschreiben, "denn du spürst es nicht", sagte Baumgartner. Ohne Referenzpunkt "weißt du nicht, wie schnell du bist".
Der Rekordsprung war penibel geplant worden. "Jetzt wird's ernst, Felix", sagte über Funk Baumgartners Mentor, der bisherige Rekordinhaber Joe Kittinger, als er mit ihm die Checkliste zur Vorbereitung des Sprungs durchging. Wenige Minuten später war es soweit. Baumgartner hob die Hand zum Gruß kurz an den Kopf und stieß sich von der Kapsel ab. Ihm seien "20 Tonnen Last von den Schultern gefallen", sagte er nach seiner Landung dem österreichischen Sender Servus TV.
Freier Fall aus 39 Kilometer Höhe
Gut zweieinhalb Stunden zuvor war Baumgartner um 9.31 Uhr (Ortszeit, 17.31 Uhr MESZ) in einer Spezialkapsel an einem Heliumballon bis zur Stratosphäre aufgestiegen. Anvisiert war eine Höhe von 36.600 Metern. Nach zwei Stunden und zwölf Minuten war dieser Punkt erreicht. Bis sich der ehemalige Fallschirmjäger schließlich aus der Kapsel stürzte, stieg der Ballon noch auf rund 39 Kilometer.
Nach Plan hätte Baumgartner nach einer halben Minute in einer Höhe von 30.480 Metern Schallgeschwindigkeit von 308 Metern pro Sekunde erreichen sollen. Baumgartner zog die Leine des Fallschirms überdies früher als geplant. Somit war der freie Fall kürzer als erwartet. Die US-Raumfahrtbehörde NASA gratulierte Baumgartner über den Kurznachrichtendienst Twitter zu seinem "Rekordsprung vom Rand des Weltalls".
Nach der geglückten Landung war der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer einer der ersten Gratulanten. Dies sei ein "großartiger Erfolg", schrieb er auf seiner Facebook-Seite. "Österreich ist stolz auf Ihre Leistung!"
Unkontrolliertes Trudeln wäre lebensgefährlich gewesen
Baumgartner riskierte bei dem Sprung sein Leben. Er musste in einem perfekten Winkel aus der Kapsel abspringen und hatte dabei nur sehr geringen Spielraum. Wenn er sich überschlagen hätte oder unkontrolliert ins Trudeln gekommen wäre, hätten ihm schwerste Gesundheitsschäden wie Erblindung und sogar tödliche Verletzungen gedroht. Er war geschützt durch einen Druckanzug, einen Helm und drei Fallschirme. Ärzte, Ingenieure und weitere Helfer aus Baumgartners Team, das vom Hersteller des Energy-Drinks Red Bull gesponsert wird, hatten die Risiken fünf Jahre lang analysiert.
Baumgartners ursprünglich für vergangenen Montag geplanter Rekordversuch war zuvor drei Mal wegen zu starker Winde verschoben worden. Bisher hielt der 83-jährige Kittinger den Rekord für den höchsten Absprung. Der Amerikaner war 1960 aus 31 Kilometern Höhe in die Tiefe gesprungen, hatte aber mit einem Tempo von 988 Stundenkilometern die Schallgeschwindigkeit verfehlt. (dapd/afp)