Hongkong. . Bei einem Schiffsunglück in Hongkong hat es am späten Montagabend Dutzende Tote gegeben. Hunderte Menschen waren mit einem Ausflugsboot im Hafen unterwegs, um das Abschlussfeuerwerk zum chinesischen Nationalfeiertag anzuschauen, als dieses von einer Fähre gerammt wurde. Die Ursache ist unklar.
Chinas Nationalfeiertag genießt in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong kein hohes Ansehen. Umso mehr ist die chinesische Verwaltung darum bemüht, den 1. Oktober in der Sonderverwaltungszone mit besonders viel Pomp zu begehen. Ein gigantisches Feuerwerk sollte am Montagabend den Hafen zum Leuchten bringen und den Hongkongern einen krönenden Abschluss des Nationalfeiertags bieten. Doch der Abend endete im Desaster.
Rund 150 Menschen waren mit einem Ausflugsboot in Richtung der Hongkonger Inseln Lamma unterwegs, um das Hafenfeuerwerk über der Hongkonger Skyline von der Ferne zu bestaunen. Plötzlich rammte eine Fähre das Schiff. Wie Überlebende berichten, drang binnen weniger Sekunden Wasser ins Boot. Das Schiff kenterte. Wer konnte, sprang ins Wasser. Mit Rettungsbooten, Hubschrauber und Tauchern gelang es dem Bergungsdienst rund 20 Minuten später, die meisten Insassen zu retten. Für mindestens 36 kam die Hilfe aber zu spät. 17 wurden noch am späten Abend ertrunken aus dem Wasser gezogen, weitere 19 starben auf dem Weg zum Krankenhaus. Von den rund 100 Verletzten befanden sich am Dienstag neun in einem „kritischen Zustand“, berichtet ein Krankenhaussprecher.
Ursache für Zusammenprall unklar
Der Hongkonger Rettungsdienst befürchtet, dass noch weitere Menschen im Bootsinneren eingeschlossen sein könnten, denn eine genaue Passagierliste gebe es nicht. Für eventuell Eingeschlossene aber sind die Überlebenschancen gering. Bilder zeigen, dass das Ausflugsboot mit dem Bug senkrecht nach Oben ragt. Zwei Drittel des Decks stecken im Wasser. Rettungskräfte setzen ihre Suche dennoch fort.
Die genaue Ursache für den Zusammenprall blieb unklar. Passagiere berichten im Hongkonger Fernsehen, dass die Fähre wie aus dem Nichts plötzlich vor ihnen stand und mit voller Wucht das Passagierschiff rammte. „Es gab unglaublich viel Geschrei“, berichtet ein Mann, der sofort ins Wasser sprang. Angesichts der starken Strömung habe er jedoch große Mühe gehabt, nicht nach unten gezogen zu werden.
Hafen gilt als einer der sichersten
Ein anderer berichtet, wie die Fähre auch nach dem Zusammenprall scheinbar unbeirrt weiterfuhr. Tatsächlich befürchtete der Kapitän, auch sein Schiff könne untergehen und fuhr schleunigst ans Ufer. Bis auf einige Blessuren kam auf der Fähre mit weiteren rund 100 Insassen niemand zu Schaden. Hongkongs Stromversorger Electric hatte das Unglücksschiff für seine Mitarbeiter und deren Familien gemietet. Das Unternehmen machte den Fährkapitän für den Unfall verantwortlich. Hongkongs Regierungschef, Leung Chun-ying, kündigte eine gründliche Untersuchung an.
Hongkong stand bis 1997 unter britischer Herrschaft und genießt bis heute den Ruf, über eine exzellente Verwaltung zu verfügen. Der Hafen gilt als einer der effizientesten und sichersten der Welt. Seit der Übergabe an die Volksrepublik hat die Stadtregierung jedoch zugelassen, dass immer mehr Land sowohl auf der Insel Hongkong selbst als auf der gegenüberliegenden Seite des Festlands aufgeschüttet wird. Kritiker monieren, die Landaufschüttung habe die Meerenge zu sehr verkleinert und würde die Hafenschifffahrt massiv beeinträchtigen.
Der Unfall am Montag ereignete sich jedoch einige Kilometer westlich der Meerenge vor der Ausflugsinsel Lamma. An der Stelle ist die Meerenge breit.