Rom. Nach dem Untergang eines Flüchtlingboots vor der italienischen Insel Lampedusa haben Rettungskräfte eine Leiche geborgen. Mindestens 56 Menschen haben das Unglück überlebt, insgesamt sollen sich aber mehr als hundert Personen an Bord befunden haben.

Bei einem neuerlichen Flüchtlingsdrama vor der italienischen Insel Lampedusa ist mindestens ein Mensch getötet worden. Bei der geborgenen Leiche handele es sich um einen Mann, teilten die Rettungskräfte am Freitag mit. Mindestens 56 Menschen seien gerettet worden, nach dutzenden weiteren wurde am Nachmittag noch gesucht.

Nach Angaben von Überlebenden befanden sich mehr als hundert Flüchtlinge aus Tunesien an Bord des Fischerboots, als es am Donnerstag rund zwölf Meilen vor der Mittelmeerinsel kenterte. An der Suche nach den Vermissten beteiligten sich den Angaben zufolge neben Hubschraubern auch drei NATO-Schiffe aus Italien, Deutschland und der Türkei. Zu derartigen Unglücken kommt es immer wieder: Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge starben in diesem Jahr mindestens 280 Menschen bei dem Versuch, das Mittelmeer zu überqueren.

Hilfsorganisation kritisiert "Europas Abschottungspolitik"

Auf Lampedusa stranden immer wieder Flüchtlinge aus Nordafrika. Vor allem während der gewaltsamen Umstürze in Libyen und Tunesien erhöhte sich ihre Zahl drastisch. Die Entwicklung löste innerhalb der Europäischen Union eine heftige Debatte über die Zuständigkeiten für die Betreuung der Flüchtlinge aus, die Italien nicht allein schultern will.

Die Flüchtlingshilfeorganisation Pro Asyl machte "Europas Abschottungspolitik mitverantwortlich für das Sterben auf dem Meer". "Europa schaut gleichgültig zu und stellt sich nicht seiner Verantwortung", erklärte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, in Frankfurt am Main. Dabei gehe das Sterben auf dem Meer alle an. Für Politik und Öffentlichkeit sei dies jedoch "nur eine Randnotiz des politischen Geschehens".

Schon am Donnerstag starben mindestens 61 Flüchtlinge

Pro Asyl kritisierte auch, dass seitdem Griechenland seine Abwehrmaßnahmen in der Evros-Region an der Grenze zur Türkei verstärkt hat, wieder mehr Flüchtlinge den gefährlichen Seeweg über die Ägais nähmen.

Am Donnerstag waren bei einem Flüchtlingsdrama vor der Westküste der Türkei mindestens 61 Menschen gestorben. Unter den Opfern waren nach Angaben der Behörden in der Provinz Izmir 28 Kinder, drei Babys und 18 Frauen. Die meisten Flüchtlinge stammten demnach aus dem Irak, aus Syrien und aus den Palästinensergebieten. (afp)