Budapest. Mit einer Party belohnte die Hamburg-Mannheimer-Versicherung ihre besonders erfolgreichen Vertreter belohnen. Fünf Jahre ist das her, doch die Sause in Budapest wurde im Nachhinein zum Skandal. Im Mai 2011 kam heraus, dass für die Party Prostituierte bestellt worden waren. Nun kommen neue Details ans Licht.
Der Arbeitstitel hieß „Party total“. Die große Sause in Budapest sollte das Bonbon für besonders umsatzstarke Vertreter der Hamburg-Mannheimer Versicherung sein. Die „Party total“ wuchs sich, als sie bekannt wurde, zu einem Skandal aus. Denn zum Gelingen der feucht-fröhlichen Feier in der historischen Gellert-Therme der ungarischen Hauptstadt trugen auch bestellte Prostituierte bei. Jetzt enthüllt ein interner Bericht, was im Juni 2007 im Gellert-Bad passierte.
27 Mitarbeiter der Konzernrevision der Ergo-Versicherung, mittlerweile Muttergesellschaft der Hamburg-Mannheimer, haben ganze Arbeit geleistet. Die Spezialisten werteten laut „Handelsblatt“ zehntausende E-Mails aus, fast 100 Personen sollen befragt, Tagungsprotokolle, Handy- und Spesenrechnungen kartonweise geprüft worden sein. Es geht auch um einen schweren Image-Schaden für die Ergo-Versicherung.
Hostessen und 20 Prostituierte
Klar ist: Für die „Party total“ ist die Gellert-Therme in ein Freiluft-Bordell verwandelt worden. Hostessen feierten mit und 20 Prostituierte. Letztere waren mit farbigen Armbändern gekennzeichnet worden und wurden nach jedem Liebesdienst am Unterarm abgestempelt. Der Manager Ludger Griese, der im Vertrieb kurz nach der Budapest-Orgie die Verantwortung übernahm, behielt sein Wissen um den Vorgang jahrelang für sich, so das „Handelsblatt“. Griese übernahm die Führung des Vertriebs im Juli 2007. Er solle spätestens seit Dezember 2007 von der Buchung der Prostituierten gewusst haben.
Obwohl das Wissen Grieses nach Ergo-Darstellung einen schweren Verstoß gegen Verhaltensrichtlinien darstellte, habe der Manager keine disziplinarischen Maßnahmen ergriffen. Ein Ergo-Sprecher sagte dem „Handelsblatt“, Griese sei es wichtig gewesen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen konnten. Den Ergo-Vorstand informierte er dem Bericht zufolge auf Nachfrage im Juni 2010.
Vorstand soll nicht reagiert haben
Auch der Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky, der laut „Handelsblatt“ nun erstmals von der Lustreise hörte, arbeitete den Vorgang zunächst nicht auf. Oletzky soll die Revision erst eingeschaltet haben, als die „Party total“ im Mai 2011 in der Zeitung stand.
Die Sex-Reise begann am 4. Juni 2007 mit einer Schifffahrt auf der Donau. Nach Aussagen von Teilnehmern soll an dem Schiff eine Barkasse mit barbusigen Hostessen vorbeigefahren sein. Auf dem Schiff soll ein Vertriebsdirektor angekündigt haben, dass im Gellert-Bad auch Damen anwesend seien, „mit denen man reden müsse“ (Hostessen) und andere, „mit denen man nicht reden bräuchte“ (Prostituierte).
Fotoapparate und Kameras sollten abgegeben werden
Alle Vertreter mussten laut Bericht Fotoapparate und Mobiltelefone am Eingang der Therme abgeben. „Das Letzte, was wir wollten, war, dass von diesem Abend Videos auf Youtube auftauchten“, so einer der Organisatoren. Die Orgie im Gellert-Bad war der Höhepunkt der Reise.
Am nächsten Tag ging es ins Budapester Restaurant Hemingway. Während des Dinners soll ein Stehgeiger aufgetreten sein. Ein Schwager des Budapester Polizeipräsidenten, heißt es. (mit Material von dapd)