Oestrich-Winkel. . Nach einem Chemieunfall in einer Schaumstoff-Fabrik in Oestrich-Winkel hat die Polizei am frühen Dienstagmorgen Giftgas-Alarm ausgelöst. Nachdem die Feuerwehr am Montagabend die Situation unter Kontrolle glaubte, war ein Tank mit einer chemischen Flüssigkeit explodiert. Der Alarm wurde inzwischen aufgehoben.

Eine Giftgaswolke hat die Anwohner einer Schaumstoff-Fabrik im hessichen Oestrich-Winkel am Dienstagmorgen in Angst versetzt: Nach einem Chemieunfall auf dem Gelände der Fabrik war gegen zwei Uhr Früh ein Tank mit dem Stoff Isocyanat explodiert. Dadurch wurde offenbar giftige Blausäure freigesetzt. Die Polizei löste Giftgas-Alarm aus.

So warnte die Polizei in einer Pressemitteilung von 5 Uhr früh die Anwohner der Fabrik, Fenster geschlossen zu halten und sichmöglichst nicht lange im Freien aufzuhalten. Laut einem Hörfunkbericht vom Dienstag sei noch offen, ob Anwohner sicherheitshalber auch evakuiert werden müssten. Eineinhalb Stunden später wurde der Alarm wieder aufgehoben, es gebe keine konkrete Gefahr mehr für die Anwohner. "Die chemische Reaktion scheint zum Erliegen gekommen zu sein. Und seit heute Nacht ist kein weiteres Gas ausgetreten", sagte der Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Burkhard Albers, im Hessischen Rundfunk.

18 Feuerwehrleute verletzt

Der Chemieunfall hatte sich am Montagmittag ereignet. Aus einem Tank waren giftige Gase ausgetreten, die eine Wolke bildeten, wie die Pressestelle des Rheingau-Taunus-Kreises mitteilte. Die Wolke habe sich aber schnell verflüchtigt. Allerdings wurden 18 Feuerwehrleute durch Gas verletzt, darunter ein Angehöriger der Werksfeuerwehr.

Im Tanklager des Betriebes werden während der Produktion verschiedene Stoffe zusammengeführt. Aus bislang unbekannter Ursache war Wasser in einen Behälter gelangt und hatte eine unkontrollierte thermische Reaktion verursacht. Nach Angaben der Kreis-Pressestelle bestand die Gefahr der Explosion des überhitzten Tanks. Über mehrere Stunden kühlten vier Löschfahrzeuge der Feuerwehr den Tank.

Blausäurehaltige Substanz ausgetreten

Am Abend gab es Entwarnung, als es Fachleuten von Feuerwehr und Katastrophenschutz gelang, die chemischen Reaktionen zu stoppen - wie sie glaubten. "Der Tank ist stabil und kühl", sagte eine Sprecherin des Kreises. Bei der giftigen Chemikalie handelt es sich nach Angaben des Kreises um Isocyanat, eine blausäurehaltige Substanz, die unter anderem zu Reizungen von Haut und Schleimhäuten und zu Atemwegserkrankungen führen kann.

Nach dem Unfall am Mittag hatte die Polizei etwa 500 Meter um das Werk im Stadtteil Oestrich eine Sicherheitszone gebildet, die am Abend aber auf 200 Meter verringert werden konnte. Eine Evakuierungsanordnung für 500 bis 600 Anwohner wurde am Abend nach kurzer Zeit wieder aufgehoben. Am Nachmittag waren die Anwohner gebeten worden, sich in geschlossene Räume zu begeben, Fenster und Türen zu schließen sowie Lüftungsanlagen in Fahrzeugen und Häusern auszuschalten. (dae/WE;mit dapd/afp)