Brüssel. . Michelle Martin, die Komplizin und Ex-Frau des belgischen Kinderschänders Marc Dutroux, kommt nach 16 Jahren Haft vorzeitig aus dem Gefängnis. Die 52-Jährige darf angeblich künftig in einem Kloster unweit der belgischen Stadt Namur leben. Der Vater der von Dutroux ermordeten Anne (17) ist fassungslos.

Belgien ist geschockt. Michelle Martin, die Ex-Frau des belgischen Kindermörders und -schänders Marc Dutroux wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Das entschied ein Gericht im belgischen Mons/Bergen. Michelle Martin darf künftig in einem Kloster in Malonne unweit der Stadt Namur leben.

Die heute 52-Jährige hat die Hälfte ihrer 30-jährigen Haftstrafe abgesessen. Martin wurde 2004 wegen der Beihilfe zu den Morden der Mädchen Julie (8), Melissa (8), Ann (17) und Eefje (19) zu 30 Jahren Haft verurteilt. Die Mädchen waren von ihrem damaligen Mann Marc Dutroux erst sexuell missbraucht und dann ermordet worden. Michelle Martin wusste davon und unternahm nichts gegen die Verbrechen. Ihre U-Haft von acht Jahren vor ihrer Verurteilung war ausschlaggebend dafür, dass sie nun die Gefängniszelle vorzeitig verlassen darf. Denn die Untersuchungshaft wird angerechnet.

Ihr Ex-Mann Marc Dutroux erhielt wegen des Mordes an den vier Mädchen eine lebenslange Freiheitsstrafe. Er kann nicht mit einer vorzeitigen Freilassung rechnen und wird wohl bis zum Ende seines Lebens hinter Gittern bleiben. Lediglich König Albert II. von Belgien könnte Marc Dutroux begnadigen. Aber dies gilt als unwahrscheinlich, weil es in Belgien einen Proteststurm auslösen würde.

„Das Kloster liegt nur 60 Kilometer von uns entfernt“

Gegen die vorzeitige Freilassung von Michelle Martin hat auch Paul Marchal, der Vater der von Marc Dutroux ermordeten Anne (17), protestiert. ,,Wo immer sich Michelle Martin nach ihrer Freilassung auch verstecken sollte, ich werde sie finden und sie zur Rede stellen“, sagte er in einer ersten Reaktion auf deren Freilassung. Es heißt, dass Martin in das katholische Frauenkloster in Malonne bei Namur gehen wird. Die Nonnen haben ihr die Aufnahme angeboten. Auch der Vater des von Marc Dutroux ermordeten Mädchens Julie (8), Jean-Denis Lejeune, ist außer sich vor Wut über die Freilassung. ,,Es gibt einen Gerichtsbeschluss, in dem es heißt, dass sich diese Frau nicht näher als 100 Kilometer unserem Haus nähern darf. Das Frauenkloster in Malonne liegt aber nur 60 Kilometer von uns entfernt. Es ist für uns unerträglich, das Michelle Martin dort wohnen soll“, sagte er.

Martin heiratete den Kinderschänder und -mörder Marc Dutroux 1988. Sie hat mit ihm drei gemeinsame Kinder. Sie wusste, dass ihr Mann die beiden Mädchen Julie und Melissa in einem Kerker im Keller ihres Hauses in Marcinelle eingeschlossen hatte und sich dort regelmäßig an ihnen sexuell verging. Sie half den Mädchen aber nicht.

Mehr noch: Als Marc Dutroux schon in U-Haft saß, ließ Michelle Martin die beiden Mädchen in dem Kerker im Keller ihres Hauses, wo sie eingesperrt waren, qualvoll verhungern und verdursten. Im Prozess hatte sie betont, aus Angst nicht in das Verlies gegangen zu sein, um den Mädchen etwas zu Essen zu bringen. Sie sei unfähig gewesen, ihrem Mann zu widersprechen. In der Haft wurde Martin laut ihrer Anwälte tief religiös. 2003 ließ sie sich von Marc Dutroux scheiden.

Martin hatte in den vergangenen Jahren mehrmals Anträge auf eine vorzeitige Freilassung gestellt. Diese wurden bisher alle abgelehnt. Ihr letzter Antrag hatte nun Erfolg.