Paris. . Die Ex-Ehefrau und Komplizin des belgischen Kinderschänders Marc Dutroux ist vorzeitig aus der Haft entlassen worden. Jetzt will sie sich in ein französisches Kloster zurückziehen. Doch Paris macht da nicht mit.

Der französische Justizminister Michel Mercier sagte am Mittwoch in Paris, er habe „nicht die Absicht“, Michelle Martin die Übersiedlung zu gewähren. Die geplante Freilassung war zuvor in beiden Ländern auf heftige Reaktionen gestoßen.

Die belgische Justiz hatte am Dienstag grünes Licht für Martins vorzeitige Freilassung gegeben, die seit ihrer Festnahme im Sommer 1996 im Gefängnis gesessen hatte. Die 51-jährige Belgierin wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil sie mitschuldig am Tod mehrerer Mädchen ist, die ihr damaliger Mann in seine Gewalt brachte. Nach Angaben von Belgiens Justizminister Stefaan De Clerck will Martin, die in ihrer Haft sehr gläubig geworden sein soll, in ein französisches Kloster gehen.

Belgien appelliert an die europäische Zusammenarbeit

Der Gang ins Kloster wäre Teil des Resozialisierungsplans für Martin. In Frankreich laufen die Angehörigen der Opfer zudem kaum Gefahr, ihr zu begegnen. Zwar sei Frankreich rechtlich zur Aufnahme nicht verpflichtet, räumte De Clerck am Mittwoch im belgischen Fernsehen ein. „Im Rahmen Europas drängt sich aber eine Zusammenarbeit auf.“

Zwar haben beide Nachbarn eine Übereinkunft über die Zusammenarbeit bei vorzeitig entlassenen Straftätern. Frankreich könnte aber Sicherheitsbedenken und andere Interessen geltend machen. Nach belgischen Presseangaben rechtfertigten bereits mögliche „Störungen der öffentlichen Ordnung“ eine Zurückweisung Martins. Die 51-Jährige muss jetzt bis auf Weiteres in Haft bleiben.

Verantwortlich für den Tod zweier Mädchen

Dutroux und Martin waren im Sommer 1996 festgenommen worden. Dem Paar wurden die Entführung, Gefangenschaft und Vergewaltigung von sechs Mädchen und jungen Frauen und der Tod dreier Opfer zur Last gelegt. Dutroux wurde für seine Taten zu lebenslanger Haft verurteilt. Martin wurde vor allem angelastet, dass sie zwei der verschleppten Mädchen in einem Kellerverlies verhungern ließ. Die ehemalige Lehrerin, selbst Mutter dreier Kinder von Dutroux, versperrte eigenhändig die Tür, hinter der die beiden achtjährigen Mädchen qualvoll starben, wie sie im Prozess aussagte.

Martins geplante Freilassung rief die Erinnerung an einen der spektakulärsten und schmerzlichsten Kriminalskandale in Belgien wach. Nicht nur bei den Angehörigen der Opfer stieß die Entscheidung auf heftige Kritik, auch Internetnutzer in Frankreich wie in Belgien reagierten mit empörten Kommentaren.

AFP