Essen. . Hollywoodstar Omar Sharif, für viele der ewige Doktor Schiwago, wird 80. Er gilt als Ägyptens berühmtester Sohn.

Als er hinter der Moskauer Straßenbahn, in der er die geliebte Lara wähnte, mit einem Herzinfarkt zusammenbrach, überschwemmte eine Flut aus Tränen die Kinos der Welt. Doktor Schiwago, diese Figur, von der Omar Sharif schon lange nichts mehr hören will, hat 1965 wohl weniger seinen schauspielerischen Ruhm begründet, denn seinen Ruf als Herzensbrecher mit dem Flair aus Tausendundeiner Nacht. Der Mann mit der kleinen Zahnlücke unter dem gepflegten Schnauzbart wurde heute vor 80 Jahren als Michael Chalhoub im ägyptischen Alexandria geboren.

Es war der melancholische Blick aus diesen scheinbar immer feuchten tiefbraunen Augen, dazu das unwiderstehliche Lächeln des welterfahrenen Charmeurs, das ihm ungezählte Verehrerinnen bescherte. Er benötigte keinen dramatischen Gestus, ihm langte eine spärlich Mimik, um vor allem die weiblichen Kinobesucher zu fesseln.

Und doch ist Omar Sharif, Ägyptens berühmtester Sohn, ein einsamer Mann geblieben, wie er in Interviews stets bekannt hat. Er lebt seit fast 50 Jahren vorwiegend in Hotels, mal in Paris, mal in Kairo.

Mehr als 50 Spielfilme gedreht

Nur einmal heiratete er, die Ehe mit der ägyptischen Schauspielerin Faten Hamama zerbrach nach zehn Jahren, 1965 ließ sich das Paar scheiden. Ein Sohn, Tarek, stammt aus der Beziehung. Für Faten war der Katholik zum Islam konvertiert. Aus Michael wurde Omar. Er pflegt zur Religion ein pragmatisches Verhältnis, ist nicht gläubig.

Sharif hat mehr als 50 Spielfilme gedreht und war in der 60er Jahren so gefragt, dass man ihn trotz seines orientalischen Aussehens in „Die Nacht der Generäle“ sogar einen deutschen Wehrmachtsoffizier spielen ließ. Sein Auftritt als Scheich Sherif Ali in „Lawrence von Arabien“ brachte ihm 1962 gleich eine Oscarnominierung für die beste Nebenrolle ein. Und so kritisch er schon lange auf seinen Doktor Schiwago blickt („ein völlig überdrehter Film“), als diesen werden ihn die meisten ewig in Erinnerung behalten.

Teurer Lebensstil

Das liegt auch an den vielen drittklassigen Streifen, an dramaturgischen wie ökonomischen Flops, in denen er sich abmühte, um seinen teuren Lebensstil zu finanzieren. Sharif wurde zwar 1973 Weltmeister im Bridge-Spiel, hat aber nach eigenen Angaben unter anderem mit den Karten in den Casinos Millionen verjubelt. Sein Mathematikstudium rettete ihn dabei nicht. Er rauchte Kette und zockte, manchmal rund um die Uhr. In den Spielbanken, in schmucken Hotelbars oder den Logen der großen Pferderennbahnen fand Omar Sharif, der Lebemann, seine Heimat.

Umso schöner für alle jene, die ihn lieber auf der Leinwand sahen, dass ihm mit „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ 2003 ein wunderbares Comeback gelang. Die Geschichte der Freundschaft zwischen einem muslimischen Krämer und einem jüdischen Waisenjungen gehört zu den anrührendsten Kinoerlebnissen der letzten zehn Jahre.

Populärster arabischer Schauspieler

„Der alte Mann verkörpert die Hoffnung, die ich hege, noch Frieden im Nahen Osten zu erleben“, sagte Sharif damals in einem Spiegel-Interview. Die Botschaft, die er als populärster arabischer Schauspieler verbreiten wolle, heiße: „Es reicht, vertragt euch, der Friede ist nicht unmöglich.“

Den Umbruch in Ägypten hat er jedenfalls noch erlebt, Sharif solidarisierte sich mit den Demonstranten und war der erste prominente Ägypter, der Mubaraks Rücktritt vor laufender Kamera forderte. Dabei traut er den Arabern die Demokratie nicht wirklich zu, zu alt seien die Stammestraditionen. Sein Freund Peter O’Toole, der in diesem Jahr ebenfalls 80 wird, hat schon als Lawrence von Arabien dazu nur einen Satz gesagt: „Nichts steht geschrieben...“