Dorsten. .
Die Schillerbande, der Name des Ensembles passt zu dem großen Dichter und Denker, dessen erster Bühnenerfolg das Drama „Die Räuber“ war. Die „Bande“, das sind die vier hochklassigen Schauspieler Hilmi Sözer, Kristian Bader, Jan Christof Scheibe und Michael Ehnert. Und letzterer ist neben dem großen Friedrich von Schiller auch Co-Autor des Stückes.
Am Freitag in der Ursulinenaula wurden nicht einfach Werke des Dramatikers gespielt, sondern Ausschnitte und signifikante Monologe aus Schiller-Stücken von Ehnert gekonnt in Szene und Zusammenhang gesetzt, um das Leben und Wirken des Schriftstellers humorvoll darzustellen. „Begleiten Sie uns in den Schädel, die Gedärme und das Herz dieses großen Denkers“ lautete seine Einladung. 400 Zuschauer folgten gebannt.
Friedrich Schiller war anwesend in Form einer gepuderten Barockperücke, die über dem Bühnenbild auf einem Puppenkopf thronte und von den vier Schauspielern nach Bedarf übergestülpt wurde, um sich zu verwandeln. Großartig, wie Ehnert Bezüge von alten Werke zu zeitgenössischen Themen zog, und großartig die schauspielerische Umsetzung. Da mutiert Luises Vater aus „Kabale und Liebe“ schon mal zu Marlon Brandos Paten und „Die Räuber“ werden als Lawrence von Arabien in den böhmischen Wäldern tituliert, Tod in Zeitlupe mit viel rotem Konfetti-Blut inbegriffen. Hilmi Sözer darf erst nicht den Schiller spielen, mit dem schmunzelnden Argument „die Türken gab es damals noch nicht“. Er rächt sich mit Sprüchen wie „es zwickaut überall“ und mit der grauen Goethe-Perücke. Der Dichterkrieg wird aber dann doch als „Marketing-Nummer“ entlarvt.
Witzig, schnell und spritzig führen die zwei Stunden durch Schillers Leben und Werke. „Wallenstein“ liest sein Horoskop aus der Lokalzeitung, Maria Stuarts Gehilfen tragen Yuppie-Hornbrillen und die Jungfrau von Orleans wird als „Mutter aller Kriegsfilme“ bezeichnet. Doch die Liebe zur Sprache und zum Verfechter der „Freiheit der Kunst“ wird bei allen vier Schauspielern genauso greifbar, wie ihr großes Talent, das ist Bühnenpräsenz pur. Eingeschworen sind sie durch den Tellschen „Rütli-Schwur“. Eingeschworen, dem Publikum „das Füllhorn der unsterblichen Figuren“ nahezubringen. Gelungen, dies schillernde Meisterwerk.