Essen. . Bubi Scholz war ein populärer Boxer. Seine Geschichte spiegelte das Wirtschaftswunder: vom Arbeiterkind zum Sport-Star. Doch dann kam die schicksalsträchtige Nacht zum 23. Juli 1984. Eine spannende Dokumentation beleuchtet, warum der einstige Star so steil abstürzte.

Immer wieder dieser Satz. Der gebrochene Mann, der 25 Jahre zuvor einer der größten Sportstars des Nachkriegs-Deutschlands war, wiederholte die Worte nach der schicksalsträchtigen Nacht vom 22. auf den 23. Juli 1984 noch und noch. „Ich wollte Helga da doch nur rausholen“, sagte der Ex-Boxer. Es war die Erklärung des Gustav Scholz, den alle Bubi nannten, für eine Tat, deren Hintergründe Rüdiger Liedtke in seiner Dokumentation „Der dramatische Abstieg des Bubi Scholz“ (ARD, Montag, 23.30 Uhr) ebenso spannend wie aufschlussreich beleuchtet.

Ausgangspunkt des Films aus der Reihe „Die großen Kriminalfälle“ ist die Verhaftung des damals 64-jährigen Bubi Scholz, nachdem seine Frau Helga, von einer Schusswunde am Kopf tödlich getroffen, in der Gästetoilette der schmucken Scholz-Villa im Berliner Westend gefunden wurde. Es ist schnell klar, dass der stark alkoholisierte Bubi seine ebenso betrunkene Ehefrau mit einem Schuss aus einem Jagdgewehr durch die geschlossene Tür getötet hatte.

War es ein Unfall, fahrlässige Tötung oder gar Mord?

In Gesprächen mit Zeitzeugen geht Dokumentarfilmer Liedtke nicht nur dem kriminalistischen Aspekt auf die Spur. Liedtke thematisiert die Frage, ob es ein Unfall, fahrlässige Tötung, Totschlag oder gar Mord war, er erzählt aber auch die Geschichte vom rasanten Aufstieg des Arbeiterkindes vom Prenzlauer Berg, der in den 50er- Jahren mit seinen Triumphen im Box-Ring zu einem Symbol des aufstrebenden Deutschlands wird. Es ist auch das erschütternde Drama eines Paares, deren Liebe langsam aber stetig erkaltet und dann von dem tödlichen Schuss unwiederbringlich beendet wird.

Helga Druck war keine 16 Jahre alt, als sie den jungen Profiboxer Bubi Scholz kennen und lieben lernte. Sie war immer an seiner Seite. Während seines schnellen Aufstiegs zu einem der besten deutschen Boxer, während seiner schweren Zeit nach einer Tuberkulose-Erkrankung und während seines sensationellen Comebacks. Helga war 29 Jahre lang Ehefrau und Managerin, Helga saß am Ring, als Bubi Europameister wurde und auch, als er dann sein großes Ziel, den Gewinn der Weltmeisterschaft, verfehlte.

Helga und Bubi Scholz waren das Glamour-Paar des deutschen Sports

Helga und Bubi waren das Glamour-Paar des deutschen Sports. Sie gingen mit Romy Schneider, Curd Jürgens oder Hardy Krüger aus. Doch von Jahr zu Jahr wurde die Beachtung der Medien und damit die Popularität geringer. Bubi tröstete sich, indem er Abend für Abend die Filme seiner großen Kämpfe anschaute. Aber die Vergangenheit ließ sich nicht mehr zurückholen und die Gegenwart nur noch mit immer größeren Rationen Alkohol ertragen. Das Paar versuchte nach außen, den Schein der großen Liebe zu wahren. In ihrer Villa gifteten sie sich von Tag zu Tag mehr an. Bis zum dramatischen Schlusspunkt in der heißen Nacht des 22. Juli 1984. Das Gericht verurteilte Bubi Scholz wegen fahrlässiger Tötung seiner Frau zu einer dreijährigen Haftstrafe. „Man tötet vielleicht auch das, was man liebt“, lautete das Fazit von Staatsanwalt Willi Wiedenberg.