Graciano Rocchigiani ist wieder in seiner Heimat Duisburg gelandet und hat Großes vor. Spätestens in einem Jahr soll sein "Box-Gym" in Meiderich ein "richtiger Boxstall" sein. Im Mai steigt er aber selbst nochmal in den Ring

Rocky ist wieder da; raus aus dem Gefängnis, zurück in seiner Heimat Duisburg. Seine Haftstrafe hat er abgesessen, und es soll seine letzte gewesen sein, stellt Graciano Rocchigiani klar: "Ich habe aus meinen Fehlern gelernt."

Für den 43-Jährigen ist es ein bisschen die Rückkehr zu seinen Wurzeln. In Duisburg wurde der Ex-Box-Weltmeister im Supermittelgewicht und im Halbschwergewicht am 29. Dezember 1963 als zweiter Sohn eines sardischen Vaters und einer Berliner Mutter geboren. "Ich komme aus Rheinhausen", wie Rocky sofort während seiner Pressekonferenz im Vorfeld des am 24. Mai 2008 in Hannover stattfindenden Kampfes gegen Dariusz Michalczewski betont. Gerade einmal 18 Monate alt war Graciano, als er mit seinen Eltern und dem ein Jahre älterem Bruder Ralf allerdings Duisburg verließ und nach Berlin, in die Heimat seiner Mutter, zog.

In Meiderich ist der ehemalige "Bad Boy" der deutschen Profiszene mittlerweile dabei, sich gleich mehrere Standbeine aufzubauen. Die natürlich alle mit dem zu tun haben, was Rocchigiani am besten kann: mit Boxen.

Unweit der Meidericher Einkaufsmeile, der Von-der-Mark-Straße, liegt das "Box-Gym" des Ex-Weltmeisters. Seit zwei Jahren betreibt Rocchigiani hier "Rockys-Gym", ein Fitness-Studio mit angeschlossenem Boxstall. Im ersten Stock über der "Mucki-Bude" steht der Boxring. So genannte "gute" Freunde haben ihn vor zwei Jahren nach Meiderich gelotst und ihm das Projekt "eigener Boxstall" schmackhaft gemacht. "Es hat mir hier in Meiderich sofort sehr gut gefallen", sagt Rocky zum Standort seines Box-Gyms, der nichts mit einem irgendwie gearteten Schmuddel-Image zu tun hat.

Rockys Traum war es schon immer, seine Erfahrungen, auch seine schlechten, an die nächste Generation Boxer weiterzugeben, sagt der Ex-Champion. "Ich will für meine Boxer ein Vorbild sein. Ich bin ein paar Jahre älter geworden, aber auch reifer. Ich versuche, aus meinen Fehlern, die ich sicher gemacht habe, zu lernen", sagte ein entspannt wirkender Rocchigiani. "Im Großen und Ganzen steht ich zu meinem Leben, so wie ich es gelebt habe. Vor allem aber will ich meine Erfahrungen weitergeben."

Viel vor hat der Ex-Weltmeister mit seinem Boxstall, der sich momentan noch im Aufbau befindet. Zehn Boxer sind es mittlerweile, die von Rocky trainiert werden: fünf Profis, zwei Amateure und drei Hobbyboxer. Die fünf Profis werden von Rocky auch aus der Ringecke bei Kämpfen betreut. Rockys-Gym steht demnach nicht nur angehenden Profis offen.

"Wartet ab, im nächsten Jahr um dieselbe Zeit wird das hier ein richtiger Boxstall sein" sieht Rocchigiani sein Projekt in der richtigen Bahn. Alle vier Wochen will er ein Vorboxen in seinem Gym veranstalten. Junge Boxer bekommen die Gelegenheit, ihre Qualitäten dem Ex-Weltmeister vorzuführen. Das Ziel: Talente sichten, Talente finden. "Das Vorboxen geht auf "Bubi" Scholz zurück. Ohne Vorboxen wäre der auch nicht zum Boxen gekommen. Hier im Ruhrpott, der früher eine Boxhochburg war, ist gerade die Amateur-Box-Szene tot. Die wollen wir wiederbeleben", blickt Rocchigiani voraus. Kurzfristig nicht sein einziges Ziel: Gegen "Tiger" Michalczewski will es der Ex-Champion auch selbst noch mal wissen.