Der Boxer Gustav Scholz aus Berlin war einer der bedeutendsten deutschen Faustkämpfer der Nachkriegszeit. Heute vor 50 Jahren wurde er Europameister im Mittelgewicht - der Höhepunkt seiner Karriere.
Wenn ein Sportler nach seiner Karriere als "schillernde Figur" tituliert werden kann, hat der Athlet meist an irgend einem Zeitpunkt in seinem Leben oder in seiner sportlichen Laufbahn ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Gustav Scholz, besser bekannt als Bubi Scholz gehört zu diesen wahrhaft schillernden Persönlichkeiten. Als Sportler feierte er Erfolge, doch das echte Leben führte den Menschen Gustav Scholz in tiefe Abgründe.
Gustav Scholz wurde am 12. April 1930 als Kind aus kleinen Berliner Verhältnissen - der Vater Schmied, die Mutter Hausfrau - geboren. Er kämpfte sich peu a peu nach oben. Er ließ sich zum Feinmechaniker, später zum Koch ausbilden. Grundanständige Berufe. Irgendwie kam Scholz zum Boxsport und stieg 1948 als 18-Jähriger gleich als Profi in den Sport ein, ungewöhnlich für die Zeit. Nur drei Jahre später wurde Scholz erstmals deutscher Meister und verteidigte den Titel zweimal.
Über den Großen Teich
Die USA riefen, und Scholz folgte. Doch 1954 erkrankte er an Tuberkulose und musste anderthalb Jahre lang pausieren. Die Ärzte wollten Scholz noch kein grünes Licht für die Fortsetzung seiner Karriere geben, als der Boxer 1957 unbedingt zurück in den Ring wollte. Bubi Scholz forderte den Kölner Box-Star Peter "de Aap" Müller heraus und wurde wieder deutscher Meister. Damit war der Weg zu Scholz' größtem sportlichen Erfolg geebnet: dem Europameister-Titel.
Am 4. Oktober 1958 trat Scholz vor 30.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion gegen den Franzosen Charles Humez an. In einem packenden Fight über zwölf Runden errang Scholz den EM-Titel nach Punkten. 20.000 Mark erhielt Scholz für den Titelkampf. Dreimal gelang dem Berliner die Titelverteidigung. 1962 trat Scholz im Kampf um den WM-Titel gegen den Amerikaner Harold Johnson an. Scholz verlor in zwölf Runden nach Punkten. 1964 verteidigte er noch einmal den EM-Titel, danach beendete er seine Karriere. Der Sportler Bubi Scholz gehörte nun der Vergangenheit an, Vorhang auf für die "schillernde Figur".
Scholz versuchte sich als Schauspieler, betrieb eine Parfümerie mit seiner Frau, war erfolgreicher Werbeunternehmer und eine bekannte Figur des Berliner Nachtlebens. Scholz sorgte für Schlagzeilen. Mit dem Gesetz kam er 1977 in Konflikt, als er wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt wurde. Doch es sollte noch schlimmer kommen.
Frau erschossen
1984 erschoss Scholz seine Frau durch die geschlossene Toilettentür. Da er angetrunken war, kam der ehemalige Boxer wegen fahrlässiger Tötung und Verstoßes gegen das Waffengesetz mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren davon. Ein mildes Urteil, doch Scholz' Ruf war ruiniert. Witze kursierten. Vor allem als Scholz 1987 vorzeitig entlassen wurde und wieder heiratete.
Bubi Scholz lebte sein Leben in Ruhe zu Ende. Am 21. August 2000 starb er in Berlin.