Den Haag. Er winkte seinen Anhängern zu, als er den Gerichtssaal betrat. Der Prozess gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladic hat in Den Haag begonnen. Der 70-Jährige muss sich wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten. Emotionen zeigte Mladic kaum.
20 Jahre nach dem Beginn des Bosnienkriegs muss sich der ehemalige Oberkommandierende der bosnisch-serbischen Truppen, Ratko Mladic, vor dem UN-Tribunal in Den Haag verantworten. Mladic winkte beim Betreten des Saals seinen Anhängern auf der Galerie zu und reckte die Daumen nach oben. Später machte er sich Notizen und zeigte keinerlei Emotionen, als er die Ausführungen der Anklage zu den Vorwürfen gegen ihn verfolgte.
Der 70-Jährige muss sich in elf Anklagepunkten wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten. Er wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica an rund 8000 muslimischen Jungen und Männern verantwortlich gemacht. Unter den Zuhörern im Saal waren auch Angehörige der Opfer von Srebrenica.
Videoaufnahmen aus Sarajevo
Der Vorsitzende Richter Alphons Orie erklärte zu Beginn der Verhandlung, das Gericht erwäge eine Verschiebung der Beweisaufnahme, die eigentlich am 29. Mai beginnen sollte. Zur Begründung nannte er Fehler der Anklage bei der Offenlegung von Beweisen gegenüber der Verteidigung. Ankläger Dermot Groome sagte, er würde gegen eine solche Entscheidung keinen Widerspruch einlegen.
Groome begann seine Einleitung mit dem Schicksal eines 14-jährigen Jungen, dessen Vater und Onkel unter den 150 Männern gewesen seien, die im November 1992 von bosnisch-serbischen Soldaten ermordet worden seien. Mladics Truppen hätten bis 1995 weiter getötet, bis zum Massaker von Srebrenica. "Als Mladic und seine Soldaten Tausende in Screbrenica ermordeten, waren sie im Handwerk des Mordens gut geübt", sagte Groome dem Gericht.
Er zeigte dann Videoaufnahmen von einem Markt in Markale in Sarajevo nach einem Beschuss. Damals kamen Dutzende Menschen ums Leben. Groome erklärte, alle Angriffe seien Teil des Plans gewesen, aus Teilen von Bosnien alle Nichtserben zu vertreiben.
Mladic hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, er habe die Serben in Bosnien verteidigen wollen. Bei einer Verurteilung droht im lebenslange Haft. Im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 kamen über 100.000 Menschen ums Leben. (dapd)