Stockholm. Mehrere Fabriken waren in der DDR an der Fertigung von Ikea-Möbeln beteiligt. Das berichtet das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Schweden. Dabei sollen auch politische Häftlinge zur Zwangsarbeit abgestellt worden sein. Betroffene berichten von unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
Gleich mehrere Fabriken arbeiteten in der DDR in den Siebzigern an der Fertigung von Ikea-Möbeln. Der öffentlich-rechtliche schwedische Rundfunk SVT in einer Enthüllungsreportage aufgedeckt, dass dabei politische DDR-Häftlinge zur Zwangsarbeit für Ikea abgestellt wurden.
Der heute größte Möbelkonzern der Welt hat diesen Häftlingen seinen grandiosen wirtschaftlichen Aufstieg in wesentlichen Teilen zu verdanken, so SVT. „Die Arbeit der Gefangenen war ein wichtiger Teil für die Produktion von Ikea. Das bedeutete, dass es einen sehr großen Druck auf die Häftlinge gab, permanent zu schuften. Arbeitsverweigerung wurde hart bestraft“, sagte Hildigund Neubert, Mitautorin des Buches „Schamlos ausgenutzt“.
Auch Wolfgang Welch, der bis 1971 als bekannter politischer Häftling in einem Brandenburger Zuchthaus saß, berichtet von endlosen Möbelanfertigungen. Man habe erst später nach der Haft verstanden, für wen die Möbel angefertigt wurden.
Arbeiter mussten wohl drei Schichten nacheinander stemmen
Welch berichtet von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen: drei Schichten nacheinander. Ständig habe es an Essen gefehlt, so dass die ganze Belegschaft zunehmend abmagerte. Wer sich weigerte zu arbeiten, ob es nun aus Krankheitsgründen oder anderen Gründen war, sei übel zusammengeschlagen worden und musste am Folgetag unabhängig von Verletzungen und Schmerzen wieder zur Arbeit antreten, so Welch gegenüber SVT. „Wer gegen die Regeln verstieß, wurde zusammen-, wurde kaputt geschlagen. Aber am nächsten Tag musste man wieder arbeiten, egal was war“, erinnert sich Welch.
Laut TV-Sender existieren im Stasiarchiv über 800 Dokumente zur Geschäftsbeziehung zu Ikea. Bei Ikea beteuerte man jedoch in einer ersten Reaktion auf die TV-Reportage die eigene Unwissenheit. „Wir haben bislang nichts gefunden, was darauf deutet, dass politische Gefangene für unsere Produktion benutzt wurden“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dem Schwedenkonzern drohen enorme Schadensersatzforderungen aus Ostdeutschland.