Essen. . Im „Polizeiruf 110“ mit Matthias Brandt zeigt Regisseur Hans Steinbichler große Filmkunst. Er beleuchtet den diabolischen Charakter der voyeuristischen Hölle namens Dorfleben. Der Krimi läuft am Sonntagabend in der ARD. Fünf Gründe, warum Sie ihn nicht verpassen sollten.

Ein Dorf braucht kein Facebook. Dort weiß eh jeder, was der Nachbar, der Mitbewohner am Ende der Straße, der Bekannte im letzten Haus hinter der Kirche gerade treibt. Den diabolischen Charakter dieser voyeuristischen Hölle beleuchtet Regisseur Hans Steinbichler in seinem zweiten „Polizeiruf 110 – Schuld“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) auf verschiedenen Ebenen auf immer zutiefst beeindruckende Art und Weise. Fünf Gründe, warum man diesen Polizeiruf nicht verpassen sollte.

Erstens: Wegen der Besetzung des bisher eher unbekannten Schauspielers Daniel Christensen. Er ist Xaver Edlinger, ein Mann, der in einem kleinen Dorf am Rand der bayerischen Alpen lebt. Ein Mann, der vor Jahren angeklagt war, einen Freund mit einer Bierflasche erschlagen zu haben. Der freigesprochen wurde aus Mangel an Beweisen. Und der jetzt, nachdem neue DNA-Untersuchungen seine Schuld beweisen, doch der Mörder sein soll. Der durchs Dorf getrieben wird, von einem Flashmob, der sich sammelt, ohne sich über Facebook verabredet zu haben. Den Namen und das Gesicht von Daniel Christensen wird man sich merken müssen.

Krimi? Drama? Heimatfilm?

Zweitens: Der dörflichen Hölle zum Trotz gelingt es Steinbichler, ein Stück Idylle in dieses Chaos zu bringen. Die Bilder spiegeln die Schönheit der Landschaft wider, bilden einen ungewöhnlichen Gegenpol zu den handelnden Personen, zu Schlägereien, lautem Geschreie und Bedrohungsszenarien.

Drittens: Wegen Matthias Brandt. In seinem nunmehr dritten Fall steht gerade Kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) für Normalität. Er ist der Fremdkörper in diesem Dorf, er setzt sich ab, durch Kleidung, Ansprache, Moral. Obwohl gerade er das Ungewöhnliche, fast Unfassbare, leisten muss: Von Meuffels muss den Mörder vor dem Mob beschützen, weil nach deutschem Recht niemand zweimal für die gleiche Sache angeklagt werden kann. Brandt spielt einfach großartig.

Schwierig ist einzig der bayerische Akzent

Viertens: Weil Steinbichler ein imposantes Werk abliefert. Ein Film, der von der ersten Minute fesselt. Auch wenn man zuweilen den bayerischen Akzent nur schwer versteht, auch wenn man nicht so recht weiß, welches Genre hier überhaupt bedient werden soll? Krimi? Drama? Heimatfilm? Egal.

Fünftens: Weil Steinbichler große Filmkunst zeigt.