Dorsten. . Sternekoch Björn Freitag ist ein Tausendsassa. Er rettet für den WDR das „Familienrezept“. Er kocht für Schalke und tischt bei der Grimme-Gala in Marl auf. Warum er nicht um jeden Preis Bio-Produkte nimmt und nicht nur einheimische Waren verwendet, verrät er im Interview.
Björn Freitag ist ein Tausendsassa. Der Dorstener Sternekoch rettet im WDR das „Familienrezept“ (Sonntag, 20.15 Uhr), verpflegt die Kicker von Schalke 04, und obendrein tischt der 38-Jährige am Freitag bei der Grimme-Gala in Marl auf.
Es gibt einen verrückten Trend. Immer weniger Menschen kochen selbst, und zugleich sehen sich immer mehr Zuschauer bei Fernsehköchen satt. Haben Sie eine Idee, warum?
Björn Freitag: Na ja, ich mache keine richtigen Kochsendungen. Aber was den Trend angeht: Das hat sicher damit zu tun, dass die Kochsendungen einen hohen Unterhaltungswert haben. Was das Kochen selbst angeht: Da greifen die Leute doch lieber auf Kochbücher zurück.
Keine Besserwisserei mit erhobenem Zeigefinger
Welche Reaktionen erhalten Sie auf Ihre eigenen Sendungen?
Freitag: Es gibt schon viele Rezeptanfragen. Viele Zuschauer sind dankbar für Tipps. Und dann war es mir immer wichtig, über Lebensmittel zu informieren. Wo kommen sie her? Das finden die Leute spannend.
Es geht Ihnen um geistigen Nährwert.
Freitag: Ich bin durch die Sendungen zu einem kulinarischen Lexikon geworden. Ich bin aber kein besserwisserischer Mensch mit erhobenem Zeigefinger. Ich stehe eher auf der Seite des Verbrauchers.
Wie kaufen Sie selbst ein?
Freitag: Ich bin kein leidenschaftlicher Verfechter von Bio-Produkten. Okay, bei einigen Sachen macht das Sinn.
Von Antibiotika und gutem Geschmack
Wobei?
Freitag: Bei Hühnern, Schweinen...
...weil das Fleisch keine Antibiotika enthält...
Freitag: ...aber auch weil’s besser schmeckt. Dann muss man natürlich sehen, dass viele Produkte aus dem Ausland kommen, und es gibt einfach nicht überall eine Bio-Zertifizierung.
Kaufen Sie weitestgehend in der Region?
Freitag: Das kann man gar nicht. Wenn man ein Restaurant betreibt und, wie wir, nebenher noch große Projekte wie Schalke macht, gibt die Region gar nicht genug her. Das kann man machen, wenn man ein gut bürgerliches Restaurant führt. Da erwartet das Publikum keine Jakobsmuscheln und sonst etwas besonderes.
Die blau-weiße Multi-Kulti-Truppe
Wären Sie gern in Frankreich zur Welt gekommen?
Freitag: Ich bin gar nicht so ein Riesen-Fan der französischen Küche. Vieles, was ich kennengelernt habe, war mir zu mächtig. Außerdem wird da zu viel mit Innereien gekocht. Ich bin eher ein Freund der italienischen Küche.
Apropos Italien. Schalke ist eine Multi-Kulti-Truppe. Gibt’s da einen gemeinsamen Nenner?
Freitag: Die Spieler essen gern und viel Nudeln. Außerdem sind Steaks beliebt, und die Mannschaft achtet sehr auf die Qualität des Fleisches und wie zart es ist. Ich verpflege die Mannschaft oft zwischen zwei Trainingszeiten...
...und da gibt’s leichte Kost...
Freitag: ...schon, aber nicht nur Rohkost. Die belastet nämlich auch und ist schwer verdaulich. Kohlenhydrate gibt’s, gepaart mit leckerem Fleisch und Fisch.
Im Augenblick ist modern, nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr zu essen. Was halten Sie davon?
Freitag: Bei Sportlern ist das nicht sinnvoll. Kohlenhydrate liefern Energie, die die Sportler brauchen und verbrennen. Aber das muss jeder für sich entscheiden. Wie kann ich nachts am besten schlafen? Wie bin ich morgens am fittesten?
Vom Sport zur Gala. Was steht bei der Verleihung der Grimme-Preise auf dem Speiseplan?
Freitag: Wir bietet auch was schönes Regionales, westfälische Küche, Sauerbraten, fischig kombiniert. Außerdem gibt’s ein Hartweizen-Risotto und Lachs mit Honigmettwurst.
Das Geheimnis des fetten Specks
Beim WDR retten Sie im Augenblick das „Familienrezept“. Was ist Ihr persönliches?
Freitag: Was ich jeden Tag essen könnte, ist Rinderroulade. Meine Mutter hat klassisch gekocht. Mich hat als Kind immer gestört, dass da fetter Speck drin war. Aber vom Geschmack für die Roulade ist das super. Ich mach’s also mit rein, aber ich esse es noch heute nicht mit.